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Freud's Last Session

Originaltitel
Freud's Last Session
Regie
Matt Brown
Darsteller
Anthony Hopkins, Matthew Goode, Jodi Balfour, Orla Brady, Rhys Mannion, Stephen Campbell Moore
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
USA, Großbritannien
Jahr
2023
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Imaginäres Treffen zweier großer Denker
Im September 1939, nur wenige Wochen vor seinem Freitod empfängt Sigmund Freud (Anthony Hopkins) in seiner Londoner Wohnung C.S. Lewis (Matthew Goode). Der ist Englischprofessor in Oxford, überzeugter Christ, Freund von J.R.R. Tolkien und später Autor der "Narnia"-Romanreihe.

Während sie über die aktuelle Lage und die Existenz Gottes philosophieren und diskutieren, streifen sie die Schrecken in ihrem Leben: Die Vertreibung Freuds aus dem geliebten Wien und die schwere Kindheit von Lewis im bettelarmen Irland sowie dessen traumatisierenden Erfahrungen im 1. Weltkrieg.

Immer wieder unterbricht Freud die Konversation, um seine Tochter Anna (Liv Lisa Fries) als Krankenschwester und Dienstbotin einzuspannen. Sie folgt dem Vater gehorsam, obwohl sie längst selbst eine angesehene Kinderpsychotherapeutin ist. Und auch der Alltag aller Londoner in jenen Tagen holt die beiden aus der Studierstube. Vor deutschen Bomben suchen sie Schutz in einer Kirche.

Ganz nebenbei lernt der Zuschauer auch die Grenzen von Sigmund Freuds Toleranz kennen. Homosexuelle Partnerschaften hat er stets verteidigt. Die lesbische Liebe seiner Tochter zu Dorothy Burlingham (Jodi Balfour) ist ihm aber dennoch ein Dorn im Auge.
Matt Browns Kammerspiel basiert auf dem gleichnamigen Bühnenstück von Mark St. Germain, der sich seinerseits auf "The Question of God" von Armand Nicholi stützte. Die Herkunft ist dem Film über das imaginäre Treffen der beiden großen Denker auch anzumerken, der nie langweilig wird. Die gepflegte Konversation zwischen den beiden Männern fesselt, der eine zweifelt die Existenz eines göttlichen Wesens uns Willens an, der andere hat nach langem Zweifeln zur Religion zurückgefunden. Die Unterhaltung streift die Grundfrage des Verhältnisses von Religion und Gesellschaft und den Zweifel an einem Gott, der Krieg und Vertreibung zulässt. Zugleich berührt sie grundlegende Fragen, die Wissenschaftler damals umtrieben und nach wie vor nicht loslassen.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
2024