Ricore

La Cocina

Originaltitel
La Cocina
Regie
Alonso Ruizpalacios
Darsteller
Kerry Adra, María Fernanda Bosque, Raúl Briones, Shavanna Calder, Leo James Davis, Anna Díaz
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
Mexiko, USA
Jahr
2024
Länge
139 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
Es gibt noch keine Userkritik!
Brillant fotografiertes Schwarzweiß-Drama
Estela (Anna Díaz) hat Mühe, sich in New York zurechtzufinden. Die mexikanische Köchin hat alles auf eine Karte gesetzt und ihren Job aufgegeben, um am Big Apple besser zu verdienen. Ihr Bekannter Pedro (Raúl Briones Carmona) lebt schon lange illegal in den USA. Sechs Tage die Woche steht er am Herd, die Tage sind lang und die Bezahlung ist mies.

Estela hat Glück und bekommt einen Job. Fortan steht sie neben Pedro am Herd des Nobelrestaurants 'The Grill'. Sie wird Zeugin, wie die brodelnden Konflikte um den Hitzkopf Pedro langsam hochkochen. Mehr als 800 Dollar soll ein Angestellter aus der Kasse genommen haben. Das entspricht in etwa der Summe, die Pedros Freundin, Kellnerin Julia (Rooney Mara) für eine Abtreibung braucht.
Alonso Ruizpalacios ist mit seinen Filmen Stammgast auf der Berlinale, so auch 2024 mit "La Cocina". Er weiß genau wovon er spricht. Denn als Student hat auch er sich seinen Unterhalt selbst in einer Restaurantküche verdient. Den Stress, die Anspannung, das Chaos, all dies fängt er in dem von Juan Pablo Ramírez brillant fotografierten Schwarzweiß-Film ein.

Die Wahl des Filmmaterials unterstreicht, dass er inhaltlich und künstlerisch an die Tradition des italienischen Neorealismus und des britischen Free Cinemas anknüpft. Die Geschichte beruht lose auf dem Bühnenstück "The Kitchen" von Arnold Wesker aus dem Jahr 1959, das 1961 erstmals verfilmt wird. Es beschrieb das Leben von Migranten in einer Küche in London. Für die zweite filmische Adaption wird die Vorlage auf die aktuelle Situation in den USA angepasst.

Authentisch, beinahe dokumentarisch wirkt die Schilderung des Alltags, die Kamerabewegung und der szenische Aufbau überhöhen die Geschichte theatralisch und geben ihr Allgemeingültigkeit und Universalität. "La Cocina" wird in der Tradition Berthold Brechts zu einer Fabel über Ausbeutung und das Zerplatzen des amerikanischen Traums. Den wollen auch viele Einwanderer nach Westeuropa leben.

Immer wieder wird der Ton ein wenig zu didaktisch, das menschliche Drama in ein Lehrstück gepresst. Die differenzierte Figurenzeichnung und die beeindruckenden Leistungen des gesamten Ensembles können das nicht völlig vergessen machen.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
2024