Universal Pictures International Germany (UPI)
Anora (2024)

Anora

Originaltitel
Anora
Regie
Sean Baker
Darsteller
Mikey Madison, Paul Weissman, Lindsey Normington, Emily Weider, Luna Sofía Miranda, Vincent Radwinsky
Kinostart:
Deutschland, am 31.10.2024 bei Universal Pictures International (UPI)
Kinostart:
Schweiz, am 31.10.2024 bei Universal Pictures
Genre
Komödie, Romanze
Land
USA
Jahr
2024
FSK
ab 16 Jahren
Länge
139 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
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Culture-Clash nebst Update der Cinderella-Story
Es ist Zuneigung auf den ersten Blick. Unter all den Kunden, die Anora (Mikey Madison) jeden Tag in dem Nachtclub in Brooklyn bedient, sticht der blutjunge Ivan (Mark Eidelshtein) heraus. Der ebenso junge wie reiche Russe ist fasziniert von der Amerikanerin mit usbekischen Wurzeln, die aus unverständlichen Gründen seine Sprache spricht.

Es folgen Tage und Nächte voller ausschweifendem Sex - bis Ivan Anora für eine ganze Woche mietet. In seinem Liebesrausch macht er ihr sogar einen Heiratsantrag - und verschweigt auch nicht seinen Hintergedanken, durch das Bündnis die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erhalten und den Fängen seiner stinkreichen Eltern zu entfliehen. Die verstehen allerdings keinen Spaß, und lassen russischen Helfer auf die beiden los.
Der achte Spielfilm von Sean Baker ("The Florida Project") wurde bei den Filmfestspielen von Cannes 2024 mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Thematisch knüpft die Tragikomödie an seine bisherigen Werke an, die immer wieder Amerikaner auf der Schattenseite des Lebens zeigen, die um ihre Würde ringen. In "Tangerine" folgt er erstmals dem Leben einer Sexarbeiterin. Baker wagt sich jetzt zudem in die Welt der Superreichen.

Das Ergebnis ist ein Culture-Clash nebst Update der Cinderella-Story, das sich schon mit viel nackter Haut und Sex in den ersten 45 Minuten sowie einen derben Sprache vom Märchen absetzt. Baker scheut sich nicht, in einigen Szenen unübersehbar bei der beliebten Aschenbrötel-Version "Pretty Woman" abzukupfern.

Mark Eidelshtein gibt Ivan jedoch nicht als kultivierten Geschäftsmann wie einst Richard Gere, sondern als nie erwachsen gewordener, unreifer Junge, der den Reichtum seiner Eltern verprasst, kifft, zockt, säuft und keine Lust zum Arbeiten hat. In seiner Figur werden alle Klischees russischer Oligarchen dun ihrer Familien aufgewärmt, weshalb sich der fesselnde romantische Touch von "Pretty Woman" und vergleichbarer Filme nicht einstellt. Der Zuschauer ahnt nicht nur, er fühlt und weiß, dass der Film für Anora in einer Katastrophe und nie im Happy End enden wird.

Mikey Madison ist zweifellos die große Entdeckung des Films. Ihre Figur kämpft um ihre Ehre und Würde wie ein brodelnder Vulkan, der stets auszubrechen droht aber nicht darf. Äußerlich zeigt sie ihre Enttäuschung und Verletzbarkeit so wenig wie möglich. Diese Spielregeln hat sie verinnerlicht. Doch da ist zumindest einer, der ebenso wie sie zu ticken scheint und meist schweigend das Geschehen verfolgt. Der von Yuriy Borisov ("Abteil Nr. 6") gespielte Bodyguard Ivan, der mit den sanften Augen.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Universal Pictures International Germany (UPI), Anora Productions, Augusta Quirk
Anora (2024)
2024