Flammend' Herz

Flammend' Herz

Originaltitel
Flammend' Herz
Regie
Andrea Schuler, Oliver Ruts
Darsteller
Albert Cornelissen, Karlmann Richter, Herbert Hoffmann
Kinostart:
Deutschland, am 14.10.2004 bei timebandits films
Genre
Dokumentarfilm
Land
Deutschland, Schweiz
Jahr
2004
FSK
ab 0 Jahren
Länge
90 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Karlmann Richter, Albert Cornelissen und Herbert Hoffmann waren einst beste Freunde. Heute redet der 84-jährige Herbert nicht mehr mit den beiden 90-jährigen. Dies, obwohl eine gemeinsame Leidenschaft die drei verbindet: das Tätowieren. Die Körper der drei alten Herren sprechen Bände. Ihre Lebensgeschichten stehen ihnen von Kopf bis Fuß mit blauer Tinte unter die Haut geschrieben. Dabei ist der Zugang zur Körperkunst für die drei individuell. Herbert macht nach russischer Kriegsgefangenschaft sein erstes Tattoo. Albert ist Seefahrer und das Tattoo gehört zu seinem Leben, wie die vielen schönen Frauen. Nur Karlmann muss seine Leidenschaft jahrelang unterdrücken. Er ist ein Spross einer der zehn reichsten Familien Kiels. Eine Tätowierung gehört sich in solchen Kreisen nicht. Seine Familie drängt den Homosexuellen in eine arrangierte Ehe. Mit fast 60 Jahren hält Karlmann diese "Scheinwelt" aber nicht mehr aus. Er lässt Frau und Kinder zurück, um in Hamburg als Tätowierer in Herberts Geschäft zu arbeiten. Das Tätowierstudio wird dann auch zum Zankapfel der drei Freunde. Herbert zieht 1984 in die Schweiz, übergibt sein Geschäft seinem Neffen. Dieser führt das Studio nicht ganz im Sinne Herberts weiter. Da Albert und Karlmann aber immer noch mit dem fehlerhaften Neffen Kontakt haben, redet Herbert mit ihnen nicht mehr.
Regisseur und Tätowierer Oliver Ruts macht sich in seinem Film auf die Suche nach der Tradition des Tätowierens. Da gehört Herbert Hoffmann mit seiner "Ältesten Tätowierstube Deutschland" schon fast zum Pflichtstoff. Immerhin wird er auch heute noch quasi als lebende Legende gefeiert. Auf der Suche nach der Herkunft des Tätowierens entstand langsam die Idee, die alten Körper der Tätowierlegenden ins Zentrum eines Filmes zu rücken. Hoffmann brachte Ruts und die Filmemacherin Andrea Schuler mit seinen zwei Freunden zusammen. Zu dritt boten die betagten Männer den Stoff, den er für einen spannenden Film braucht. Tatsächlich: Obwohl die Handlung meist darin besteht, dass sie dasitzen, ihre Tattoos zeigen und aus ihrem Leben erzählen, wird der Film nie langweilig. Das liegt daran, dass die alten Männer immer wieder mit ihren Aussagen verblüffen. So erklärt Karlmann mit folgenden Worten, was das Tätowieren ihm gibt: "Wer keine Tätowierungen hat, kennt auch nicht dieses herrliche Gefühl von Stolz und Freiheit." Herbert bezeichnet seine Leidenschaft sogar als "Geburtsfehler". Aber nebst ihrer Motivation und Leidenschaft für die Tätowierkunst geben die drei allerhand aus ihrem Leben Preis. So ist Flammend' Herz auch keine eigentliche Dokumentation über das Tätowieren, sondern ein einzigartiges Portrait dreier Lebensgeschichten. Und wer glaubt, die beiden alten Männer aus der Muppet-Show hätten lustige Sprüche auf Lager, der sollte diesen Film auf keinen Fall verpassen.
Daniela Truttmann/Filmreporter.de
2024