El tren blanco

El tren blanco

Originaltitel
El tren blanco
Regie
Nahuel García, Ramiro García, Sheila Pérez Giménez
Kinostart:
Deutschland, am 28.10.2004 bei Freunde der Deutschen Kinemathek
Genre
Dokumentarfilm
Land
Argentinien
Jahr
2004
Länge
80 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Cartoñeros (Kartonmenschen) nennt man in Argentinien Menschen, die vom Abfall anderer Leute leben. Sie sammeln Papier ein, um es an Papierfabriken zu verkaufen. Ursprünglich verdiente ein cartoñero rund dreißig Pesos - rund acht Euro. Seit geraumer Zeit steigt die Zahl der Kartonmenschen jedoch stark an. Je mehr Papiermenschen es gibt, desto weniger Papier bleibt pro Kopf übrig und desto weniger Geld bekommt jeder einzelne für seine Arbeit ausbezahlt. Doch nicht in finanzieller Hinsicht gibt es immer mehr Probleme für cartoñeros. Früher fuhren sie ihre Ladungen mit den ganz normalen Zügen. Doch wegen der stetig steigenden Anzahl beschwerten sich immer mehr Passagiere. Schließlich bot die private Betreiberfirma der Zuglinie den Papiersammlern eine ungewöhnliche Lösung: Weiße Züge, in denen fast alle Sitze entfernt wurden. Um diese Züge benützen zu können, muss ein cartoñero alle zwei Wochen rund 2.50 Euro bezahlen. Die Toilettenbenützung auf den Bahnhöfen ist nicht inbegriffen. "El tren blanco", wie er genannt wird, bietet lediglich eine garantiert komfortfreie Hin- und Rückfahrt.
Laut Statistik sind 45 Prozent der Bevölkerung Argentiniens unterbeschäftigt oder arbeitslos. Das Werk von Nahuel García, Ramiro García und Sheila Pérez Giménez zeigt einen Tag im Leben der Kartonsammler. Die Filmemacher begleiten sie am Abend, wenn sie die Station verlassen bis nachts, wenn sie mit beladenen Karren zurückkehren. In verschiedenen Episoden erzählen sie von Männern, Frauen und Kindern und deren Ansichten über ihre Arbeit. "El tren blanco" zeigt auch Verbindungen zwischen der polizeilichen Repression, den Plünderungen der Supermärkte und den allgemeinen Missstände des Landes auf. Wie die Regisseure erklärten, spiegele sich in ihrem Werk die um sich greifende Dekadenz eines Landes wider. Gleichzeitig zeige der Film auch den Widerstand Tausender, die ihre Würde als einzige Waffe gegen die Scham, die Einsamkeit und die Diskriminierung einsetzen. Die drei Filmemacher filmten mit einer DV-Kamera, um so die persönlichsten Aspekte der cartoñeros einzufangen. " (...) Von Anfang an benutzten wir die Kamera dazu, ohne jede Ablenkung die Erlebnisse dieser Menschen zu erzählen, und versuchten dabei als Unparteiische die Realität so klar wie möglich herauszufiltern, so die Regisseure weiter. "Unsere Geschichte versucht, die reale Situation zu zeigen, in der wir Argentinier heute leben, damit wir uns der Dinge bewusst werden, die wir verloren haben - und die wir in dem Bewusstsein wieder erringen müssen, dass sie uns als Bürgern und Arbeitern zustehen."
Daniela Truttmann/Filmreporter.de
2024