Schau mich an!

Schau mich an!

Originaltitel
Comme une image
Regie
Agnès Jaoui
Darsteller
Jacques Boko, Yves Verhoeven, Samir Guesmi, Bob Zaremba, Roberte Kiehl, Jean-Baptiste Blanc
Kinostart:
Deutschland, am 18.11.2004 bei Prokino Filmverleih
Kinostart:
Schweiz, am 16.12.2004 bei Frenetic Films
Genre
Drama
Land
Frankreich
Jahr
2004
FSK
ab 0 Jahren
Länge
110 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.schaumichan-derfilm.de/
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
6,0 (1 User)
Eigentlich muss man Lolita Cassard (Marilou Berry) und ihren Vater Etienne (Jean-Pierre Bacri) nur gemeinsam bei einer Taxifahrt gesehen haben, um zu wissen, was los ist: Da bittet Lolita den Taxifahrer also höflich, die Musik leiser zu stellen als sie kurz darauf zu wartet, dass ihr Vater mit seiner jungen Lebensgefährtin einsteigt. Die schnippischen Antworten des Fahrers lässt sie über sich ergehen - nicht aber ihr galliger Vater, der, kaum ins Taxi gestiegen, dem Chauffeur klar macht, wer hier das Sagen hat: Er, Etienne Cassard, natürlich!

Lolita leidet, etwa unter der etwas fülligen Figur, die so gar nicht zu ihrem verführerischen und vielversprechenden Namen passen will. Unter ihrem Vater, der so selbstgefällig durchs Leben schreitet, dass er seine Tochter kaum wahrnimmt. Unter dessen jungen Frau, die kaum älter ist als sie, aber im Gegensatz zu ihr kein Pfund zu viel auf den Hüften hat. Und darunter, dass alle ihre Bekannten sie nur deshalb zu mögen, weil ihr Vater ein einflussreicher Verleger und Buchautor ist. Dass sie damit zumindest teilweise Recht hat, weiß sie gar nicht: Ihre Gesangslehrerin Sylva (Agnès Jaoui) wird jedenfalls überraschend freundlich, als sie erfährt, wer Lolitas Vater ist. Kein Wunder, Sylvias Mann Pierre (Laurent Grévill) dümpelt als Schriftsteller mehr schlecht als recht in der Mittelmäßigkeit herum und kommt nicht weiter - da könnte ein wenig Vitamin B wirklich nicht schaden. Dann ist da noch der junge Journalist Sébastien (Keine Bouhiza), der Gefühle für Lolita entwickelt - aber natürlich vermutet sie, dass auch er nur hinter dem Kontakt zu ihrem Herrn Papa her ist.
Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin Agnès Jaoui schickt ihre Protagonisten in ein bissiges und tiefgründiges Beziehungschaos, in dem sich hinter der komischen Fassade typisch menschliche Abgründe verstecken. Die Suche nach Macht und die menschliche Eitelkeit sind die Themen, die Jaoui mit ihrem Ehemann, Ko-Autor und Ko-Darsteller Jean-Pierre Bacri verarbeitet. Bacri darf einmal mehr seine Paraderolle des zynischen und doch irgendwie sympathischen Miesepeters spielen.

Neben grandiosen Schauspielerleistungen sind es vor allem die geschliffenen spitzen Dialoge, die "Schau mich an!" zu einem kleinen Kinojuwel machen. Die Darsteller spielen sich die Bälle zu bis Bacri mit einer galligen und treffsicheren Bemerkung die Kugel versenkt. Jaoui, die schon in ihrem Erstling "Lust auf Anderes" Talent bewiesen hatte, inszeniert ihre Gesellschaftssatire zurückhaltend und ohne viel Brimborium - genau so wie es sein muss. Weil sie sich auf solch begnadete Schauspieler und so treffende Dialoge verlassen kann, braucht sie eben nicht viel mehr zu tun, als sich im Regiesessel zurückzulehnen. Wenn sie nicht gerade selbst vor der Kamera steht.
Frank Geissler, Filmreporter.de
Videoclip: Schau mich an!
Agnès Jaoui verpackt in ihrer eleganten Gesellschaftssatire über Macht, Aussehen und Erscheinungsbilder so viele menschliche Macken, dass sich...
 
2024