Die Pseudo-Braut

Die Pseudo-Braut

Originaltitel
Egreti gelin
Regie
Atif Yilmaz
Darsteller
Füsun Demirel, Mehmet Esen, Hakki Gültürk, Fikret Hakan, Pinar Ögün, Onur Ünsal
Kinostart:
Deutschland, am 24.03.2005 bei Maxximum Film und Kunst
Land
Türkei, Griechenland
Jahr
2005
FSK
ab 12 Jahren
Länge
100 min.
IMDB
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Der 18-jährige Ali (Onur Ünsal) ist der Sohn des Bürgermeisters. Er soll - wenn es nach dem Willen seiner Eltern geht - mit der Tochter des Nachbarn verheiratet werden. Alis Vater führt ein gut laufendes Geschäft für Textilstoffe, das der Sohnemann nach seiner Hochzeit übernehmen soll. Alis Leben scheint bis ins kleinste Detail vorprogrammiert. Doch der junge Erwachsene hat ganz andere Pläne. Gerade gastiert ein Wandertheater in der Stadt und Ali träumt davon, in das Schauspielensemble aufgenommen zu werden. Abgesehen von seinen Berufswünschen hält Ali gar nichts von den Hochzeitsplänen seiner Eltern. Obwohl ihn seine Mutter dazu ermutigt, hat der Sprössling bisher noch keine sexuellen Erfahrungen gemacht, was für eine bevorstehende Ehe nach dem allgemeinen Verständnis bitter nötig wäre. Kurzerhand beschließt Alis Mutter dem unreifen Jüngling eine Pseudo-Braut zu engagieren. Zuerst hasst Ali die hübsche Ersatzbraut. Doch dann kommen sich die beiden näher. Als Ali der Familie seine Liebe zu Emine (Nurgül Yesilçay) gesteht, kommt es zum Eklat. Die Liebenden beschließen zu fliehen.
"Pseudo-Bräute" waren zu Zeiten des Osmanischen Reiches eine soziale Institution. Bis Mitte der 1930er Jahre existierte gab es diese Damen in der Türkei. Die so Ersatzbräute hatten die Aufgabe, 15-17jährige junge Männer in sexueller Hinsicht auf die Ehe vorzubereiten. Vorehelicher Verkehr war streng verboten und die Bräute mussten unberührt in die Ehe gehen. Trotzdem erwartete man von den Männern eine gewisse Erfahrung in sexueller Hinsicht. Dabei galten jedoch strenge Regeln, so durfte aus der Dienstleistung keine Liebesbeziehung erwachsen. Die theoretischen Grundlagen und die erzieherische Bedeutung der "Pseudo-Bräute" füllen mehrere Verse des Koran. Atif Yilmaz ambitioniertes Liebesdrama spiegelt die Problematik dieser in der türkischen Gesellschaft verwurzelten Tradition wider. Die Geschichte spielt in einer Zeit, in der sich die junge türkische Republik im rasanten Tempo von den veralteten feudal geprägten gesellschaftlichen Konventionen trennte und begann, sich mehr den Moralvorstellungen der westlichen Zivilisation anzunähern.
Birgit Deiterding/Filmreporter.de
2024