Neue Visionen
Jeder siebte Mensch

Jeder siebte Mensch

Originaltitel
Jeder siebte Mensch
Regie
Elke Groen, Ina Ivanceanu
Kinostart:
Deutschland, am 31.07.2008 bei Neue Visionen Filmverleih
Kinostart:
Österreich, am 16.11.2007 bei Poool Filmverleih
Genre
Dokumentarfilm
Land
Österreich, Luxemburg
Jahr
2006
FSK
ab 0 Jahren
Länge
75 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Porträt des ländlichen Chinas im sozialen Umbruch
Elke Groen und Ina Ivanceanu machen bei ihrer Reise durch China in drei Dörfern Station, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Beisuzha ist eine kommunistische Mustergemeinde, in der ein Dorfkomitee zur Verfügung stehende Ackerflächen gerecht verteilt, Gelder bereitstellt und auf Antrag Müttern, die nur ein Mädchen geboren haben, ein zweites Kind zubilligt. Das abgelegene San Yuan blieb von allen Reformansätzen bislang unberührt. Erst seit 2003 führt eine asphaltierte Straße in das Dorf. Hier sprechen die Einwohner nicht Mandarin sondern die regionale Mundart Naxi. Sie verehren Wassergötter und wollen mit Rehgehegen Touristen anlocken. Aus Jiangjiazhai - dem letzten der drei Dörfer - vertreibt der Nestlé-Konzern Kuhmilch, die in China traditionell nicht zur Ernährung gehört. Trotzdem hat die Gemeinde mit knapp 1.800 Einwohnern innerhalb von vier Jahren ihre Landwirtschaft umgestellt und 420 Kühe angeschafft.
Das China der Megacitys, das den Europäern mit seinem rasanten Aufstieg so große Angst macht, hat auch Schattenseiten. Der Boom im Land des Drachens kommt zu einem großen Teil dadurch zustande, dass die verarmte Landbevölkerung ihr Auskommen als Gelegenheitsarbeiter zu lächerlichen Löhnen in den Städten sucht. 150 bis 200 Millionen Menschen ziehen so durchs Land. Das Überangebot an Arbeitskräften drückt die Preise, das Elend nimmt zu, während das Einkommen der gesellschaftlichen Gruppen immer weiter auseinanderdriftet. Die meisten Landbewohner arbeiten täglich acht Stunden in der Fabrik, davor oder danach, je nachdem wie es ihre Schichten zulassen, zudem auf dem Feld. Die anschauliche und ernüchternde Dokumentation von Elke Groen und Ina Ivanceanu gewährt einen unverstellten Blick auf die Anachronismen der Entwicklung Chinas. Die Landbevölkerung, die von den Hungersnöten nach der kommunistischen Kulturrevolution am stärksten betroffen war, leidet nun auch am stärksten unter der industriellen Aufrüstung des Schwellenlandes China. Die Interviews belegen dies. Im grotesken Nebeneinander von Sozialismus und Turbokapitalismus berichten einfache Menschen wie selbstverständlich von Vorgängen, die dem westlichen Betrachter nur schwer vorstellbar sind. Ohne belehrende Geste leistet der Film viel: er ist eine Bereicherung für den Erfahrungshorizont des Zuschauers.
André Weikard/Filmreporter.de
Die Dokumentarfilmemacherinnen Elke Groen und Ina Ivanceanu haben drei chinesische Dörfer besucht und die Menschen dort interviewt. Die Aufnahmen,...
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2024