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Picasso ("Le Mystère Picasso", 1956)

Picasso

Originaltitel
Le Mystère Picasso
Regie
Henri-Georges Clouzot
Darsteller
Claude Renoir, Henri-Georges Clouzot, Pablo Picasso
Kinostart:
Deutschland, am 26.10.1984 bei Pandora Film
Genre
Dokumentarfilm
Land
Frankreich
Jahr
1956
FSK
ab 12 Jahren
Länge
78 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
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Dem Jahrhundertmaler filmisch nachgespürt
Was ist das Geheimnis von Pablo Picasso? Was geht in ihm vor, wenn er malt? Dieser Frage widmet sich der französische Regisseur Henri-Georges Clouzot und trifft sich mit seinem Freund, dem Jahrhundertmaler aus Málaga. In einem Studio werden Kameras positioniert, während Picasso zu Stift und Pinsel greift. Vor einer durchlässigen Leinwand sitzend, die von der anderen Seite abgefilmt wird, entwickelt der Meister spontane Bildergeschichten, meist ohne Vorgaben und verschafft dem Zuschauer eine Ahnung von seinem Genie. Die Augen des Betrachters folgen den Linien, Strichen und Farbkompositionen mit höchster Aufmerksamkeit. Es gibt keine visuelle Ablenkung, einzig das sich entwickelnde Bild ist im Fokus der Kamera. Untermalt sind die malerischen Darbietungen von Musik. Mal dramatisch, mal sanftmütig, immer jedoch in Allegorie zu dem Gezeigten. Den Motiven von Frauen, Stierkämpfern oder abstrakten Körpern wird wie von Geisterhand schöpferisches Leben eingehaucht.
Die Dokumentation von Henri-Georges Clouzot darf als historisches Dokument und Kunst betrachtet werden. Jahrhundertmaler Pablo Picasso bittet nur in Shorts bekleidet zur Privataudienz. Er diskutiert mit Clouzot ansatzweise über seine Werke, fügt sich ansonsten jedoch den wenigen Vorgaben. Beispielsweise lässt sich Picasso dazu hinreißen auf Zeit zu malen, ein anderes Mal fällt der Zuschauer auf einen Zeitraffereffekt herein.

In dem Fall dauert die Fertigstellung des Bildes für das Publikum nur wenige Minuten, bis Clouzot aus dem Off korrigiert: "Es ärgert mich, das der Zuschauer denkt, du hättest für das Bild nur fünf Minuten gebraucht?" Picasso fragt: "Wie lange habe ich gebracht?" Clouzot klärt auf: "Fünf Stunden!" Die Atmosphäre ist entspannt, was auch auf die Freundschaft der beiden Künstler zurückzuführen ist. Obwohl sich Picasso Bild für Bild ein weiteres Stück offenbart, büßt er glücklicherweise nichts von seiner Aura ein. Er raucht, schwitzt und malt. Witzig, abstrakt, obszön. Ein Fest für die Sinne!
Timo Buschkämper, Filmreporter.de
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Picasso
2024