Filmfest München
Ich muss schlafen, mein Engel

Ich muss schlafen, mein Engel

Originaltitel
Moram spavat', andjele
Alternativ
I Have to Sleep, My Angel (Intern. Festivaltitel)
Regie
Dejan Acimovic
Darsteller
Miralem Zubcevic, Vera Zima, Doris Saric-Kukuljica, Ursa Raukar, Olga Pakalovic, Bojan Navojec
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
Kroatien
Jahr
2007
Länge
100 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
Es gibt noch keine Userkritik!
Bewegendes Familiendrama zu Zeiten Titos
Goran (Karlo Barbaric) hat eine glückliche Kindheit. Er wächst abseits sozialer Unruhen im Jugoslawien der 1970er Jahre auf. Seine ihn liebende Mutter Gordana (Linda Begonja) und der zuverlässige Vater Ante (Goran Grgic) sind stets in seiner Nähe. Eine Schar von Onkels, Tanten und die Großeltern ergänzen das Familienidyll. Zu Basketball-Spielen versammelt sich sogar die halbe Nachbarschaft in Gorans Wohnzimmer, denn dort steht der einzige Fernseher des Wohnblocks. Die konservative Oma und der kommunistische Opa feiern frenetisch jeden Sieg der jugoslawischen Nationalmannschaft. Doch das idyllische Leben nimmt ein jähes Ende, als Gorans Eltern ihre Scheidung bekannt geben. Dazu muss seine beste Freundin mit ihrer Familie vor der Polizei fliehen. Der Vater hat sich wohl einer staatsfeindlichen Tätigkeit schuldig gemacht. Eine neue Frau kommt in Antes Leben, und sowohl Goran, als auch seine Mutter müssen die neue Situation akzeptieren. Ein unerwartetes Unglück bringt die Familie wieder zusammen. Doch wie lange kann dieser Zustand anhalten?
In seinem zweiten Spielfilm beweist der kroatische Regisseur Dejan Acimovic sein Können und erzählt seine komplexe Geschichte spannend und einfühlsam. Der Zerfall einer Familie dient als Modell für die jugoslawische Gesellschaft unter Titos Regierungszeit. Obwohl es einige konkrete politische Hinweise gibt, bleibt "Moram spavat', andjele" ein trauriges Familienportrait. Viele Nahaufnahmen des jungen Goran machen auf seine Welt aufmerksam. Eine Off-Stimme gibt kurze Beschreibungen zu den einzelnen Figuren. Dies hat eine doppelte Wirkung. So gelingt es dem Filmemacher die Komplexität zu reduzieren, die Charaktere werden aber auch als Typen kategorisiert. Dieses stört keinesfalls. Schwächen, wie Macken oder Stärken werden nicht ausgelassen. Man könnte ahnen, dass viele der skurrilen Charaktere auch in Acimovics Kindheit eine Rolle gespielt haben. Dabei entstand keine Autobiografie, sondern das authentische Bild einer Zeitepoche und ihrer Akteure.
Tzveta Bozadjieva, Filmreporter.de
Filmfest München
Ich muss schlafen, mein Engel
2024