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Edge

Edge

Perspectives on Drug Free Culture
Originaltitel
Edge
Regie
Michael Kirchner, Marc Pierschel
Darsteller
Peter Young, Russ Rankin, Priyesh Patel, Kent McClard, Ian MacKaye, Eva Hall
Kinostart:
Deutschland, bei compassion media
Genre
Dokumentarfilm
Land
Deutschland
Jahr
2009
Länge
82 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Dokumentation über eine Nische der Musikszene
"Straight Edge" ist die Bezeichnung für eine Jugendbewegung im Bereich der Hardrock- bzw. Punkmusik. Sie entstand Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre als Reaktion auf den exzessiven Drogenkonsum der "klassischen" Punk-Stars und ihrer Anhänger. Zentraler Gedanke der Straight Edger war der Verzicht auf Alkohol, Tabak und andere Drogen. Der Begriff wurde 1981 von der Punkband Minor Threat in ihrer gleichnamigen Single geprägt. In der Dokumentation "Edge - Perspectives on Drug Free Culture" gehen Marc Pierschel und Michael Kirchner dem wenig beschriebenen Phänomen auf den Grund. Sie befragen einige Repräsentanten der Szene, die mit ihrer Musik und ihrem Lebensstil die Bewegung maßgeblich bestimmt haben. Zudem kommen Fans zu Wort, für die "straight" (was übersetzt so viel heißt wie "nüchtern", "rein") zum Ausdruck ihrer musikalischen Geschmacks und ihres Lebensstils wurde. Dabei geht "Edge" der geschichtlichen Entwicklung dieser Subkultur nach, fragt nach den Motivationen und Erfahrungen der Protagonisten und beleuchtet Differenzierungen und Differenzen innerhalb der Szene.
"Edge - Perspectives on Drug Free Culture" ist eine ruhige Dokumentation. Das ist insofern bemerkenswert, als sie sich einem Musikstil nähert, der für eine laute und aggressive Musik steht. Die Gelassenheit von "Edge" mag daher rühren, dass sich Marc Pierschel und Michael Kirchner Interviewpartner gewählt haben, die ihre friedliche Botschaft verinnerlicht haben. Vor allem Musiker Ian MacKaye gibt sich über jede rebellische und aggressive Art erhaben, die so manchen seiner Kollegen ausmacht. Zum anderen liegt das an der Entscheidung, auf einen Erzähler aus dem Off zu verzichten. Stattdessen erscheint eine anonyme Person, von der nicht mehr als eine Hand zu sehen ist. Sie markiert Texte in Büchern oder Passagen aus dem Internet mit dem Mauszeiger, und skizziert für den Zuschauer den geschichtlichen Werdegang der Szene. Auch bei den Interviews treten die Filmemacher zurück und lassen stattdessen ihre Protagonisten von ihren Erfahrungen und Beweggründen berichten. Dabei wären sie besser beraten gewesen, die Interviews konsequenter zu kürzen, da der eine oder andere Vortrag zu ausschweifend geraten ist.

Ansonsten überzeugt die Dokumentation durch ihre klare und übersichtliche Struktur. Vorwerfen müssen sich Pierschel und Kirchner allerdings, dass "Edge" nur sehr langsam vorankommt. Es gibt einige repetitive Momente, so dass der Erzählstrom fast zum erliegen kommt. Die Protagonisten kommen über den Vortrag der Gründe, wieso sie Teil der Straight-Egde-Szene geworden sind, kaum hinaus. Dass sie bewusst eine alternative Haltung zur "klassischen" Punkszene und ihrer exzessiven Lebensweise eingenommen haben, mag zu Anfang interessant sein. Doch wünscht man sich als Zuschauer eine Vertiefung der Thematik. Dies geschieht sehr spät. So klingen am Ende interessante Themen wie Veganismus, Tierschutz oder Promiskuität an, welche die Bewegung veranschaulichen. Doch kommen diese Punkte ebenso zu kurz, wie die stetig wachsenden Differenzen innerhalb der Szene. Generell leidet die Dokumentation an ihrer Informationsarmut. Sie setzt mit der Gründung der Punkband Minor Threat an, die durch ihre Musik und ihren Lebensstil die Bewegung vorantrieben, übergeht aber etwa die Vorgeschichte der Szene. So war Leadsänger Ian MacKaye Mitglied der Teen Idles und hatte bereits in dieser Zeit eine andere Punkkultur propagiert. Trotzdem überzeugt "Edge - Perspectives on Drug Free Culture" mit seiner klaren Struktur, der ruhigen Entfaltung des Themas und seinen charismatischen Protagonisten.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
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2024