Pidax Film Media
Zeugnis aus der grünen Hölle

Zeugnis aus der grünen Hölle

Originaltitel
Lettres du bagne
Regie
Jean L'Hôte
Darsteller
Macha Méril, Hélène Duc, Marc Ranieri, Toni Thomas, Joseph King, Henri Bove
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
TV-Film
Land
Frankreich
Jahr
1983
FSK
ab 12 Jahren
Länge
90 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
Es gibt noch keine Userkritik!
Dokudrama über das Leben in einer Strafkolonie
Anne-Marie Gavrinis (Macha Méril) wird ans Sterbebett ihres lange tot geglaubten Vaters gerufen. So macht sie sich überstürzt auf den Weg von Frankreich nach Französisch-Guyana. Jean-Marie, der als alter Mann von Henri Bove und in den Rückblenden von Toni Thomas und Marc Ranieri gespielt wird, erzählt ihr seine bedrückende Lebensgeschichte. Anne-Marie dachte immer, er sei bei einem Schiffsunglück vor Jahrzehnten ums Leben gekommen.

Tatsächlich verbrachte er als verurteilter Schwerverbrecher viele Jahre in einer Strafkolonie auf den Teufelsinseln, in der bis 1948 Strafgefangene untergebracht waren. Die Tochter kommt langsam der Wahrheit näher und erfährt vieles über das harte Leben der Gefangenen. Unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen mussten sie jahrzehntelang Zwangsarbeit verrichten. Brutale Wärter griffen hart durch, selbst Hinrichtungen waren keine Seltenheit.
"Zeugnis aus der grünen Hölle" beruht auf Interviews mit echten Insassen der Strafkolonie auf den Teufelsinseln. Regisseur Jean L'Hôte verarbeitet die Zeitzeugenberichte zu einem Dokudrama, das zwischen Spielszenen und dokumentarischen Elementen wechselt. Fotos, Video-Interviews und Voice-Over-Monologe zeichnen ein Bild des Lebens in dem Straflager nach. In den Spielszenen entdeckt Macha Méril als Anne-Marie eine dunkle Facette der vordergründig idyllischen Kolonie.

Der Dreh an Originalschauplätzen trägt zu der dichten Atmosphäre bei. In der Atmosphäre des Arbeitslagers entstehen eindrückliche Kammerspielszenen, die von hervorragenden Darstellern getragen werden. Diese Szenen verknüpft L'Hôte nahtlos mit Interviews, die zusätzliche Hintergrundinformationen zu den gespielten Vorgängen liefern.

Seine Botschaft trägt der Film dennoch leise und unaufdringlich vor. Zwar übt "Zeugnis aus der grünen Hölle" Kritik an den Zuständen, doch wird der Film nie plump moralisierend. Stattdessen wird die Dramatik der Situation glaubhaft eingefangen. Der schonungslose Realismus reicht vollkommen aus, um dem Zuschauer eindringlich klar zu machen, wie prekär und grausam das Schicksal es mit den Porträtierten meinte. Eindrucksvolles Dokument, das seine dokumentarische Ambition hervorragend umsetzt und den Beteiligten und ihren Schicksalen sehr nahe kommt.
Michael Domke, Filmreporter.de
Pidax Film Media
Zeugnis aus der grünen Hölle
2024