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May, die dritte Frau ("Vợ Ba", 2018)

May, die dritte Frau

Originaltitel
Vợ Ba
Alternativ
The Third Wife; Nguoi Vo Ba
Regie
Ash Mayfair
Darsteller
Hong Chuong Nguyen, Long Le Vu, Tran Nu Yên-Khê, Maya, Nguyen Phuong Tra My, Nhu Quynh Nguyen
Kinostart:
Deutschland, am 10.06.2021 bei JIP Film & Verleih
Genre
Drama
Land
Vietnam
Jahr
2018
FSK
ab 12 Jahren
Länge
94 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Nur die Geburt von Jungen zählen - oder?
Mit ihrer ersten Periode werden junge Mädchen im Vietnam des 19. Jahrhunderts unter die Haube gebracht. So wird auch die erst 14-jährige Mây (Nguyen Phuong Trà My) verheiratet. Die Eltern und der Heiratsvermittler verkuppeln sie mit dem sehr viel älteren, reichen Grundbesitzer Hùng (Long Le Vu). Er hat bereits zwei Frauen. Die führen May in die Arbeit und Gebräuche auf dem Hof ein.

Schnell begreift das Mädchen, dass ihr Status von der Geburt eines männlichen Nachkommens abhängt. Hà (Trần Nữ Yên Khê), die erste Frau, schenkte ihm einen männlichen Nachkommen und hat das Sagen unter den Frauen, während die zweite Frau Xuân 'nur' drei Töchter gebar.

Eines der Mädchen könnte aus der Affäre von Xuan mit Son (Nguyen Thanh Tam), dem ältesten Sohn des Grundbesitzers stammen. Er ist so vernarrt in Xuan, dass er die eigene junge Braut verschmäht, die sein Vater für ihn aussuchte. Das Mädchen begeht verzweifelt Suizid. Spätestens jetzt erkennt die kurz vor der eigenen Entbindung stehende Mây, dass Frauen in der patriarchalischen Welt keine eigene Stimme haben und ihr Schicksal von den Männern bestimmt wird.
Nach der Premiere bei Filmfestival von Toronto 2018 feiert der vom Spike Lee Production Fund of the Tisch School of the Arts geförderte Film 2019 seine Premiere in Vietnam. Dort sorgt die Uraufführung für einen Skandal, da Hauptdarstellerin Nguyen Phuong Trà My bei den Dreharbeiten erst 13 Jahre alt ist und etliche explizite Sex-Szenen hat. Die staatlichen Behörden lassen sich auch nicht davon beschwichtigen, dass Regisseurin Ash Mayfair schwört, dass das Filmteam nur aus weiblichen Mitglieder bestand und die Mutter der aus 900 jungen Mädchen gecasteten Nachwuchsschauspielerin ständig am Set war Sie schneidet eine weitere Fassung und bringt den Film mit Hilfe privater Finanziers ins Kino.

Die Aufregung ist hierzulande kaum zu verstehen, ist es doch auch in Europa lange üblich, junge Mädchen früh zu verheiraten. Dass in asiatischen Kulturen nur die Geburt von Jungen zählt, ist an den demografischen Folgen der Einkind-Politik Chinas noch heute abzulesen. In Vietnam gilt dieser Teil der Geschichte aber noch immer als Tabu.

Die Handlung wird von der Familiengeschichte der Regisseurin inspiriert, zugleich ist das Schicksal von Mây nur eines von Millionen. Künstlerisch orientiert sich die Regisseurin an amerikanisch-europäischen Standards, auch wenn das langsame Erzähltempo für unsere Augen ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Es passt aber zur Ruhe und Eintönigkeit des etwas zu idyllisch gezeichneten Lebens auf dem Land. Unter der ruhigen Oberfläche brodeln jedoch die Gefühle in dieser Mischung aus Love-Stories und Coming-of-Age-Film, die Ash Mayfair mit an Metaphern reichen Bildern von Pflanzen und Blumen poetisch auflädt.

Auch bei der Gestaltung beweist sie ihr visuell geschultes Auge. Durch das bewusste Spiel mit wechselnden Tiefenschärfen schafft sie Bilder, die den Zuschauer mit ihrer poetischen Kraft gefangen nehmen. Durch die farbentsättigten Aufnahmen werden die Ereignisse in ein mildes Licht getaucht. So unterstreicht sie, wie nah Schönheit und der Schmerz der Frauen beieinander liegen.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Die erst 14-jährige Mây wird verheiratet. Kein einfaches Schicksal für ein Mädchen im Vietnam des 19. Jahrhunderts.
 
Das Drama sorgt bei der Uraufführung in in Vietnam für einen Skandal.
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