Barnsteiner Film
Nachbarn ("Neighbours", 2021)

Nachbarn

Originaltitel
Neighbours
Regie
Mano Khalil
Darsteller
Jihad Abdou, Sherzad Abdullah, Abdeslam Suleiman Abed, Mazen Al Natour, Jalal Al Tawil, Nasimeh Aldahir
Kinostart:
Deutschland, am 13.10.2022 bei barnsteiner-film
Kinostart:
Schweiz, am 14.10.2021 bei Frenetic Films
Kinostart Deutschland
Nachbarn
Genre
Drama
Land
Schweiz
Jahr
2021
Länge
124 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Berührende Story übers Aufwachsen in der Diktatur
Luftballons fliegen wie die Träume des sechsjährigen Sero (Serhed Khalil) aus einem kleinen, vergessenen Dorf an der syrisch-türkischen Grenze, in dem der Strom regelmäßig ausfällt. Mit seinem Onkel Aram (Ismail Zagros) oder seinen Kumpels wettet Sero, ob die türkischen Soldaten das Feuer auf die Ballons in den kurdischen Nationalfarben eröffnen werden. Ihnen ist der Grenzübertritt ebenso verboten wie den Familien, die durch einen Stacheldrahtzaun getrennt sind.

Seros unbeschwerte Tage sind bald vorbei, die syrische Staatsmacht verstärkt die Repressionen. In der Schule wird Seros Muttersprache Kurdisch verboten. Er soll Arabisch sprechen. Auch ein rotes Pionierhalstuch bekommt er um den Hals gehängt. Das Strammstehen beim Fahnenappell ist ebenso Pflicht, wie erste militärische Übungen. Der Feind heißt Israel. Auch die jüdischen Nachbarn, bei denen Sero ein und ausgeht, sind laut seinem Lehrer plötzlich Feinde und kochen ihre Speisen mit Menschenblut.
Der kurdisch-Schweizer Filmemacher Mano Khalil erzählt eine berührende, vielschichtige Geschichte über das eigene Aufwachsen in einer Diktatur zu Beginn der 1980er Jahre konsequent aus der Sicht des Kindes. Nicht schleichend, mit großer Wucht verändert sich die Atmosphäre, als der syrische Diktator Baschar al-Assad Juden zu Feinden erklärt und Minderheitenrechte einschränkt. Die Kinder begegnen den neuen Regelungen mit einer gehörigen Portion zivilen Ungehorsams. Die Ohnmacht des Einzelnen gegenüber den Repressionen ist trotzdem spürbar, denn die Propaganda beginnt bald zu wirken. Das friedliche Zusammenleben der Religionen ist passé. Zur Grenze neben dem Dorf, welche die Lebensräume der Kurden voneinander trennt, kommt die unsichtbare Grenze zu den Nachbarn in der Gemeinschaft.

Durch die gewählte Erzählperspektive verfolgt der Zuschauer die Veränderungen mit staunenden Augen. Die absurden Maßnahmen der Machthaber und ihre Propaganda werden mit Humor und satirischen Überspitzungen aufgespießt, die Lächerlichkeit der Diktatur entlarvt. Doch das Lachen bleibt dennoch oft im Halse stecken. Der Schmerz über Trennungen und Verluste wird immer eindrücklicher.

Menschen, die in den sozialistischen Ländern aufgewachsen sind, werden problemlos Parallelen ziehen können. Doch der Film ist mehr als eine Zeitreise ohne jede Nostalgie. Er gibt Hoffnung, weil Kinder wie Sero die Indoktrination unterlaufen, später gar durchschauen und schließlich ihre eigenen Schlüsse ziehen. Sie schüren damit die Hoffnung, dass die Tage menschenverachtender Ideologien gezählt sind.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Mit seinen Kumpels wettet der kleine Sero, ob die türkischen Soldaten das Feuer auf die kurdischen Luftballons eröffnen werden.
 
Filmemacher Mano Khalil erzählt eine berührende Geschichte über sein Aufwachsen in der Diktatur.
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