Piffl Medien
Die Linie ("La ligne", 2022)

Die Linie

Originaltitel
La ligne
Alternativ
The Line
Regie
Ursula Meier
Darsteller
Stéphanie Blanchoud, Valeria Bruni Tedeschi, Elli Spagnolo, India Hair, Dali Benssalah, Benjamin Biolay
Kinostart:
Deutschland, am 18.05.2023 bei Piffl Medien
Kinostart:
Schweiz, am 16.02.2023 bei Filmcoopi
Genre
Drama
Land
Frankreich, Belgien, Schweiz
Jahr
2022
FSK
ab 12 Jahren
Länge
101 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Drama über toxische Familienbeziehungen
Margaret (Stéphanie Blanchoud) ist außer sich. Nur mühsam können ihr Schwager und der Freund der Mutter die 35-jährige abhalten, die eigene Mutter (Valeria Bruni Tedeschi) zu verletzten. Es ist nicht der erste Ausraster der Sängerin, die nie gelernt hat, ihr Temperament zu zügeln. Nun muss sie auf Geheiß des Gerichtes drei Monate lang mindestens 100 Meter Abstand zu ihrem Elternhaus halten. Das bringt vor allem ihre 12-jährige Schwester Marion (Elli Spagnolo) in die Zwickmühle.

Das Nesthäkchen unter den drei ungleichen Schwestern hat ebenso wie Margaret das musikalische Talent ihrer Mutter geerbt, die immer haderte, dass sie nach der frühen Geburt der Ältesten ihre Karriere aufgab und als Lehrerin das Familieneinkommen sichern musste. Ihre Töchter hat sie selbst unterrichtet, wahrscheinlich der Ursprung aller Zwistigkeiten. Der Zuschauer spürt emotional den Druck, den sie ausübte.

Marion zieht mit blauer Farbe einen blauen Kreis um das Haus, der neuen Streit mit Margaret vermeiden soll. Der Abstand zwingt die beiden auch, die gemeinsamen Übungsstunden trotz der winterlichen Temperaturen auf ein Feld zu verlegen. Sie singen mit kirchlichen Hymnen gegen die Kälte der Familie an, die von den verschneiten Bergen des Schweizer Kantons Wallis hinunterkriecht.
Mit ihrem Drama um toxische Familienbande bleibt die Schweizerin Ursula Meier ihrem Lieblingsthema treu, der Verletzung von Kinderseelen durch die Gleichgültigkeit der Erwachsenen. Sie verbindet dies mit dem verspäteten Abnabelungsprozess von Margaret, die nie gelernt hatte, mit den Reibungen mit ihrer egozentrischen Mutter umzugehen und zur Beschützerin ihrer jüngsten Schwester gegenüber der emotionalen Kälte und den Egotrips der Mutter wurde.

Margaret steht stets unter Strom, sie ist ständig in Lauerstellung. Nur in ihrer Musik findet sie innere Ruhe und ein Ausdrucksmittel. Stéphanie Blanchoud spielt die Protagonistin mit ungeheurer körperlicher Präsenz und zeigt trotzdem die Verletzungen der Seele. Die Grenze auf der Straße wird ihre Chance, die eigene Grenze zu definieren. Und auch Marion macht in dieser genau konstruierten Story, die von Figuren aus Fleisch und Blut lebt, deren Handlungen jederzeit nachvollziehbar sind, einen wichtigen Entwicklungsschritt, sich von ihrer Mutter zu emanzipieren.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
 
Drama über toxische Familienbande.
Piffl Medien
Valeria Bruni Tedeschi & Stéphanie Blanchoud in "Die Linie" ("La ligne", 2022)
2024