Piffl Medien, LluísTudela
Alcarrás - Die letzte Ernte (2022)

Alcarràs - Die letzte Ernte

Originaltitel
Alcarràs
Alternativ
Alcarras; Alcarrás - Die letzte Ernte
Regie
Carla Simón
Darsteller
Jordi Pujol Dolcet, Anna Otin, Xènia Roset, Albert Bosch, Ainet Jounou, Josep Abad
Kinostart:
Deutschland, am 11.08.2022 bei Piffl Medien
Kinostart:
Schweiz, am 29.09.2022 bei cineworx
Genre
Drama
Land
Spanien, Italien
Jahr
2022
FSK
ab 6 Jahren
Länge
120 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Erkundung einer untergehenden Kultur
Pfirsiche soweit das Auge blickt. Der kargen Landschaft um Alcarràs im Süden Kataloniens hat die Familie Solé eine Pfirsichplantage abgetrotzt. Gemeinsam mit den Nachbarn sichern sie den Wassernachschub mit einem ausgeklügelten Kanalsystem, das eine Jahrhundert alte Technik nutzt. Jetzt steht die Ernte an, die ohne die vielen illegal im Land lebenden Afrikaner nicht zu schaffen ist. Die Solés wissen schon jetzt, dass es ihre letzte Ernte sein wird.

Der Besitzer fühlt sich nicht an die Versprechen seiner Vorfahren gebunden, die im Bürgerkrieg von den Solés versteckt wurden und ihnen zum Dank das Land anvertrauten. Alle verließen sich auf das Wort der anderen. Obwohl Familienpatriarch Qumet (Jordi Pujol Dolcet) bereits unter körperlichen Problemen auf Grund der Anstrengungen, leidet, lehnt er das Angebot ab, künftig Solarpaneele zu warten. Sein Schwager begreift dies als Chance, was Konflikte schürt Dem Protest seiner Nachbarn schließt er sich aber auch nicht an.
Carla Simón folgt in ihrem zweiten in Katalanisch gedrehten Film dem Familienleben und den Spannungen, die der Alltag mit sich bringt, wenn auch das Leben der Kinder zwischen fünf, über das Teenageralter bis zum jungen Erwachsenen von der Landwirtschaft geprägt sind. Es ist ein archaisches Dasein, das die Regisseurin in naturalistisch-realistischen Bildern einfängt. Der Berlinale-Jury war es ein Goldener Bär wert.

Ihr Film wirkt wie die ethnographische Erkundung einer untergehenden Welt. Im Haus und bei den landwirtschaftlichen Geräten ist alles modern. Aber die Ernte bleibt Handarbeit. Zugleich zeigt der Film die Ohnmacht des Einzelnen gegenüber den Verlust der Heimat und den Veränderungen in einer globalisierten Welt, die nach dem Prinzip des amerikanischen Raubtierkapitalismus funktioniert. Hier greift die Regierung mit einem Cowboyhut für den Landbesitzer aber doch etwas zu sehr in die Klischeekiste, um die Metapher zu kriegen.

Von der Landwirtschaft kann die Familie andrerseits schon lange nicht mehr leben, was erst viel zu spät thematisiert wird. Gegen die Dumpingpreise auf Grund des Überangebots auf dem Markt und der Macht der Aufkäufer wehrt sich Qumet ebenso wenig, wie gegen die Verwandlung blühender Landschaften in eine Ödnis zur Energiegewinnung. Doch während der Dickschädel und seine Familie zumindest eine Zukunft, haben, werden die afrikanischen Arbeiter, die der Film nur am Rande zeigt, gar nicht mehr gebraucht.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Carla Simón folgt in ihrem zweiten in Katalanisch gedrehten Film einem Familienleben.
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Alcarrás - Die letzte Ernte (2022)
2024