Ricore

Leonora addio

Originaltitel
Leonora addio
Regie
Paolo Taviani
Darsteller
Nathalie Rapti Gomez, Fabrizio Ferracane, Massimo Popolizio, Sinne Mutsaers, Jessica Piccolo Valerani, Claudio Bigagli
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
Italien
Jahr
2022
Länge
90 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Vermächtnis des Oeuvres der Brüder Taviani
1934 erhält der Italiener Luigi Pirandello in Stockholm den Nobelpreis für Literatur aus der Hand des schwedischen Königs. Zwei Jahre später ist er tot. Die faschistische Regierung von Benito Mussolini (Luca Ghillino) versucht, sich mit seinem Ruhm zu schmücken und setzt seine Urne in Rom bei. 1946 macht sich ein Beauftragter der Region Agrigent (Fabrizio Ferracane) auf, um den letzten Wunsch des Sizilianers zu erfüllen und die sterblichen Überreste nach Hause zu holen. Die Rückfahrt wird zu einer Odyssee durch das besetzte Nachkriegsitalien, in dem die Menschen nach neuer Orientierung suchen. So wie der kleine Italiener in New York, den sein Vater gewaltsam aus den Armen der Mutter riss und mit ins Land der Hoffnung nahm. Seinem Schicksal folgte eines der wichtigsten Werke von Pirandello.
In "Kaos - Sizilianische Erzählungen" haben die Brüder Taviani bereits fünf Novellen des sizilianischen Dichters Luigi Pirandello verfilmt, jetzt kommt die sechste hinzu. Der 90-jährige Paolo Taviani muss aber erstmals ohne seinen verstorbenen Bruder Vittorio Taviani drehen, mit dem er im Laufe seiner Filmkarriere etliche Meisterwerke schafft. Ihm ist das Drama auch gewidmet. Der vielschichtige Film wurde ein Vermächtnis ihres Oeuvres samt Verbeugung vor den Meistern des Films, von denen sie einst lernen. Und eine philosophische, mit leichter Hand und leisem Humor erzählte Fabel über Heimat und Familie, das Altern und den Tod, und auch die Vergänglichkeit künstlerischen Ruhms.

Stilistisch zerfällt der Film in zwei Teile. Zunächst arbeitet Paolo Taviani mit zahlreichen Archivaufnahmen des außerhalb Italiens wohl längst vergessenen Dichters. Sie harmonieren mit den in schwarz-weiß-gedrehten Szenen der Überführung der Asche, die ästhetisch an die Filme des italienischen Neorealismus angelehnt sind. Die Szenen in New York bleiben der realistischen Herangehensweise treu, hier wechselt Taviani zum Farbfilm. Wohl aus der Überlegung heraus, das die aufgeschriebene Geschichte vor den Augen des Lesers für immer lebendig bleibt.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
2024