Prokino Filmverleih
Märzengrund (2021)

Märzengrund

Originaltitel
Märzengrund
Regie
Adrian Goiginger
Darsteller
Verena Altenberger, Gerti Drassl, Carmen Gratl, Annalena Hochgruber, Helmuth Häusler, Brigitte Jaufenthaler
Kinostart:
Deutschland, am 25.08.2022 bei Prokino Filmverleih
Kinostart:
Österreich, am 19.08.2022 bei Filmladen
Genre
Drama
Land
Österreich, Deutschland
Jahr
2021
FSK
ab 12 Jahren
Länge
110 min.
IMDB
IMDB
Homepage
https://metafilm.at/en/film/abovetheworld/
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brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Kompromisslos erzähltes Drama eines Eigenbrötlers
Die Zukunft von Elias (Jakob Mader, später Johannes Krisch) scheint vorbestimmt. Er soll den Hof seiner Eltern und das neu erworbene Land im Tiroler Zillertal bewirtschaften. Sein Vater (Harald Windisch) duldet keinen Widerspruch und schert sich nicht um die musischen Interessen des Teenagers. Diese Leidenschaft wird von der Mutter (Gerti Drassl) heimlich unterstützt, doch letztlich kann sie nicht aus ihrer Haut und schlägt sich dann doch meist auf die Seite des Vaters.

Die Situation eskaliert, als sich Elias in die rund zehn Jahre ältere, geschiedene Moid (Verena Altenberger) verliebt und sie seine Gefühle erwidert. Elias' Eltern verbieten ihm jeden Kontakt. Der verfällt daraufhin in eine schwere Depression, aus der er nur einen Ausweg sieht. Wie der von ihm verehrte Abenteuerromanheld Robinson Crusoe findet auch er seine ganz private Insel - eine selbst gebaute Almhütte.
Das schwere, kompromisslos erzählte Drama von Adrian Goiginger handelt von einem Eigenbrötler und Außenseiter. Der entzieht sich 40 Jahre lang seiner engstirnigen Familie und der Welt um seine innere und äußere Freiheit zu finden. Vorlage ist das gleichnamige Theaterstück von Felix Mitterer. Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit. Beim Filmfestival von Bozen wird das Werk mit dem Hauptpreis ausgezeichnet.

Detailreich und authentisch wird die bäuerlich-patriarchalische Welt der späten 1960er Jahre beschrieben. Unter deren Zwängen leidet auch Protagonist Elias seit frühester Kindheit. Der Wertekosmos der Dörfler ist ihm fremd, was für ihn aber nicht bedeutet, ein naturverbundenes Leben abzulehnen und aus der Heimat zu fliehen. Mit diesem Ansatz setzt Mitterer einen Gegenentwurf zu all den Geschichten über Jugendliche und junge Erwachsene, die in der Stadt ihre Erfüllung und die ersehnte Freiheit finden. Aber auch Aussteiger, die in der Natur ein neues Leben finden, sind nicht unbedingt neu auf der Leinwand.

Um die Zuschauer dennoch einzuladen, wird Elias' Biografie im Rückblick des gealterten, an Krebs erkrankten Mannes, entblättert. Im Angesicht der Unfreiheit im Krankenhaus lässt er die wichtigsten Episoden seiner Jugend Revue passieren. Im letzten Viertel des Films verschiebt sich der Fokus ein wenig, Familienbande und die Frage nach dem Sinn des Lebens rücken jetzt in den Fokus.

Regisseur Goiginger setzt auf große, imposante Bilder der rauen Gebirge, die mit dem Inneren von Elias korrespondieren. Der Film verschweigt auch die Herausforderungen nicht, die das nur auf sich gestellte Überleben auf dem Berg für den jungen Mann bereithält. Mit der verkitschten Alpenidylle österreichischer Nachkriegsfilme und heutiger Fernsehstücke hat sein realistischer Blick auf die Natur nichts gemein. Der von Flachländern nur mit Untertiteln zu verstehende Tiroler Dialekt tut ein Übriges, um die Authentizität zu erhöhen.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Ein Eigenbrötler und Außenseiter entzieht sich der engstirnigen Familie und lebt in den Bergen als Erimit.
 
Das Filmfestival von Bozen zeichnet das Drama mit dem Hauptpreis aus.
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