Andrea Niederfriniger/Ricore Text
Peter Chelsom
Peter Chelsom genießt im Stillen
Interview: "Meine Arbeit ist getan"
Regisseure sind es meist gewohnt, bei öffentlichen Auftritten, Premieren oder roten Teppichen eine kleinere Rolle zu spielen, als ihre Hauptdarsteller. Bei "Hannah Montana: Der Film" scheint es, als würde Peter Chelsom gar keine Rolle spielen. Der Brite stand seit US-Start auf vielen nationalen Premieren an der Seite von Hauptdarstellerin Miley Cyrus auf der Bühne, doch die Fans beachteten ihn nicht. Ihr Interesse galt ausschließlich ihrem Idol Hannah Montana. Für Chelsom kein Problem.
erschienen am 1. 06. 2009
Andrea Niederfriniger/Ricore Text
Peter Chelsom mit Miley und Billy Ray Cyrus
Seine Arbeit ist schließlich schon getan. Der sympathische Brite spricht aber von einem weiteren Vorteil, nicht im Blickpunkt des allgemeinen Interesses zu stehen. Was dies mit seinem Haus in der Toskana auf sich hat, erfahren Sie in unserem Gespräch mit dem Regisseur.

Ricore: Hallo Herr Chelsom, wie geht es Ihnen?

Peter Chelsom: Danke sehr gut. Ich fahre morgen in die Toskana und werde mich dort in meinem Häuschen vom ganzen Trubel erholen und entspannen.

Ricore: Wo befindet sich Ihr Haus?

Chelsom: Im Norden der Toskana, ich habe es vor einiger Zeit gekauft. Ich habe auch angefangen, italienisch zu lernen, da mir die Sprache sehr gut gefällt. Wann immer ich also Zeit habe, fahre ich nach Italien.
Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Peter Chelsom und Miley Cyrus auf dem roten Teppich in München
Ricore: Die "Hannah Montana"-Tour geht aber noch weiter. Soweit ich weiß, sollten Sie morgen eigentlich in Paris sein?

Chelsom: Das stimmt. Vor zwei Tagen waren wir in London, heute in München und morgen in Paris. Aber da fahre ich nicht mit. Ich habe mit den Produzenten gesprochen und die meinten, es sei nicht notwendig, dabei zu sein. Manchmal ist es super, nicht ganz so wichtig zu sein.

Ricore: Ist das nicht auch frustrierend, dass Sie als Regisseur nicht so wichtig sind?

Chelsom: Oh nein, im Gegenteil. Ich fühle mich nicht unwichtig. Sie haben heute ja die Heerscharen von Kindern und Jugendlichen gesehen, die wollen natürlich nicht den Regisseur sehen, sondern Hauptdarstellerin Miley Cyrus. Das ist schon ok. Vor allem, da ich meine Arbeit schon getan und diese auch offensichtlich gut gemacht habe, sonst würden die Jugendlichen nicht so ausflippen. Das ist insofern also auch mein Applaus.

Ricore: Sie waren schon in mehreren Städten auf Promo-Tour. Geht es immer so zu wie in München?

Chelsom: Oh ja, das ist unglaublich, nicht war? Waren Sie heute auf dem roten Teppich?

Ricore: Ja, dabei erhielt ich beinahe einen Hörsturz...

Chelsom: Nicht wahr? Es geht nun schon seit Wochen so, seit wir den Film bewerben. Bisher waren wir in Los Angeles, London, hier in München und noch in anderen Städten. Morgen geht es wie gesagt weiter nach Paris. Überall treffen wir auf kreischende Mädchen, die Autogramme und Fotos wollen. Es ist wirklich überwältigend. So etwas habe ich noch nie erlebt.
Walt Disney
Hannah Montana: Der Film
Ricore: Was glauben Sie macht den Reiz des Films aus?

Chelsom: Nun ja, als ich das Drehbuch erhalten habe, kannte ich "Hannah Montana" nicht. Weder die Fernsehserie noch Hauptdarstellerin Miley Cyrus. Auch meine Kinder waren entweder zu alt oder zu jung, um diesen Hype mitzukriegen. Als ich das Drehbuch las, faszinierte mich die Mischung aus Liebesgeschichte und Musical. Das Besondere daran ist, dass der Film seine Seherschaft nicht als Kinder, sondern als Erwachsene behandelt. Das habe ich zumindest versucht, umzusetzen. Natürlich ist "Hannah Montana" ein Teeniefilm, aber es sind Probleme von Erwachsenen. Man darf Kinder und Jugendliche heute nicht unterschätzen.

Ricore: Wie frei waren Sie in der Umsetzung der Geschichte?

Chelsom: Sehr frei. Disney hat mir sehr viele Freiheiten gelassen, auch am Set. Natürlich waren die Randgegebenheiten und die Songs vorgegeben, aber wir haben auch Dinge improvisiert und verändert. Disney hat mich dabei sehr unterstützt. Es hat mir viel Spaß gemacht, diesen Film zu drehen.

Ricore: Haben Sie einen Lieblingssong aus dem Film?

Chelsom: Ich finde alle Songs klasse, sonst hätte ich sie nicht aufgenommen. Tatsächlich gefallen mir aber "The Climb" und "Butterfly Fly Away" am besten. Letzteren singen Miley und ihr Vater Billy Ray Cyrus gemeinsam. Er hat etwas Zerbrechliches und zutiefst Ehrliches an sich. Diese Szene zu drehen, war toll.

Ricore: Haben Sie manchmal Angst, in ein bestimmtes Film-Genre gesteckt zu werden?

Chelsom: Sie meinen, ich würde in diese romantische Musical-Ecke gedrängt?

Ricore: Genau. Beispielsweise durch vorhergehende Filme wie "Darf ich bitten?" und "Weil es dich gibt".

Chelsom: Es gibt schon einige, die glauben, ich könne nur Komödie oder nur Musicals machen. Aber mir ist egal was andere denken. Sollen sie das doch glauben. Ich weiß, dass ich auch anders kann. Tatsächlich bin ich gerade an einem Projekt dran, das sich hoffentlich in Italien verwirklichen lässt. Ich würde mir wünschen, endlich einmal in Italien drehen zu dürfen, das wäre toll!

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch und genießen Sie Ihren wohlverdienten Urlaub.
erschienen am 1. Juni 2009
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2024