Constantin Film
Ex-Buffy Star Sarah Michelle Gellar in "The Grudge"
Sarah Michelle Gellar über die Schönheit asiatischer Filme
Interview: Ich wäre gerne Actionheldin
Mit dem TV-Erfolg "Buffy - Im Bann der Dämonen" wurde Sarah Michelle Gellar zur gefeierten Seriendarstellerin. Auf der Leinwand dagegen blieb der große Erfolg aus, seichte Komödien ("Scooby-Doo") und billige Horrorverschnitte ("Scream 2") kratzten schwer am Image der 27-Jährigen. Das soll sich nach dem Ende von "Buffy" nun ändern. In "The Grudge - Der Fluch", einem packenden Remake des japanischen Gruselfilms "Ju-on: The Grudge", spielt Gellar die Sozialarbeiterin Karen, die in einem verwunschenen Haus auf einen übernatürlichen Fluch stößt. Wir trafen die Schauspielerin in Berlin.
erschienen am 3. 03. 2005
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Vom tödlichen Fluch bedroht: die junge Amerikanerin Carol (Sarah Michelle Gellar)
Ricore: Mrs. Gellar, was mögen Sie an Horrorfilmen?

Sarah Michelle Gellar: Ich mag Filme, die ein Gefühl erzeugen. Unsere Welt ist so seltsam geworden, da möchte ich mich mit Limo, Popcorn, Schokolade, Hotdogs und Nachos in meinen Kinosessel setzen und für zwei Stunden alles andere vergessen können. Mich auf eine Reise in eine andere Welt begeben, egal ob sie mich glücklich macht, erschreckt oder zum Weinen bringt. Wenn man für Hollywood arbeitet, erkennt man allzu gern kleine Fehler im Film. Ich will dagegen von einer Story ganz eingenommen werden. Bei Horrorfilmen funktioniert das ganz gut.

Ricore: Dank Ihrer langjährigen Rolle in der TV-Serie "Buffy" dürften Sie ja zur Horror-Expertin geworden sein.

Gellar: Ich hatte das Glück, in einer gut laufenden Fernsehserie zu spielen. Auch wenn ich darauf ziemlich stolz bin, kann ich mich deswegen aber noch lange nicht Expertin nennen. Ich weiß auch nicht, ob "Buffy" wirklich dem üblichen Horrorschema gefolgt ist. Die Monster und Dämonen standen metaphorisch für den Horror des Lebens. Es ging also um wesentlich mehr als nur Furcht und Schrecken.

Ricore: Und weil Furcht und Schrecken in asiatischen Horrorfilmen selten zu kurz kommen, haben Sie sich nun an ein Remake des japanischen Horrorklassikers "The Grudge" gewagt?

Gellar: Es ist nicht nur das. Asiatische Filme haben eine Schönheit in sich, die meiner Meinung nach von einem tiefen Interesse an Spiritualität herrührt. Denn das, was die Leute eines Landes beschäftigt, spiegelt sich immer in ihren Filmen wieder. Nehmen Sie einen Film wie "Shaolin Kickers". In Amerika wurde der als Slapstick-Comedy abgetan, derweil geht es in Wirklichkeit um soviel mehr. Ich wundere mich sowieso, warum in Amerika so wenig Interesse an asiatischen Filmen besteht. Ich hatte gehofft, dass wir nach dem Erfolg von "Tiger & Dragon" und "The Ring" mehr davon zu sehen bekommen, aber dem war leider nicht so.
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Liebt die asiatische Filmkunst: Ex-Buffy Star Sarah Michelle Gellar
Ricore: Wurde für das amerikanische Remake von "The Grudge" deswegen der japanische Regisseur Takashi Shimizu verpflichtet, der bereits für das Original verantwortlich war?

Gellar: Es war eine Möglichkeit, den Amerikanern die asiatische Filmwelt etwas näher zu bringen und etwas bislang Einmaliges in der Geschichte des Films zu wagen. Dass wir ein amerikanisches Remake eines japanischen Films drehen, bei dem ein und derselbe Regisseur Regie führt, das hat es bisher noch nicht gegeben. Hätte ein Amerikaner die Regie übernommen, hätten wir wieder einmal nur aus unserer Sicht erzählt. So wirkt "The Grudge" wie ein japanischer Film in englischer Sprache.

Ricore: Was genau ist an "The Grudge" denn typisch für einen japanischen Film?

Gellar: Natürlich mussten wir amerikanische Elemente einfügen, damit die amerikanischen Darsteller auch glaubwürdig agieren konnten. Die langen Schweigepausen oder die nicht lineare Erzählweise dagegen sind typisch für japanische Filme. Vor allem das Spiel mir der Zeit hat mich gereizt. In Hollywood ist ein Zeitgerüst sehr starr, eine Geschichte hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende.

Ricore: War die Arbeitsweise des japanischen Regisseurs entsprechend anders?

Gellar: Ja. Im Gegensatz zu amerikanischen Regisseuren, die aus Angst vor Fehlern eine Szene mindestens fünfmal drehen, gab es bei ihm nur einen einzigen Versuch. Drehs werden in Japan schnell über die Bühne gebracht. Außerdem bauen japanische Regisseure auf lange Einstellungen, in Amerika werden Szenen immer kürzer geschnitten und dazu noch aus verschiedenen Perspektiven gefilmt. Bei Takashi gleicht der Film eher einem Theaterstück. Für mich als Schauspielerin war das sehr angenehm, ich konnte Szenen am Stück drehen und mich so intensiver hineinversetzen.

Ricore: Gedreht wurde in Tokio. Wie hat Ihnen die Stadt gefallen?

Gellar: Ich war so fasziniert, dass ich jede freie Minute genutzt habe, um möglichst viel von allem mitzubekommen. Habe versucht, die Sprache zu lernen, bin gereist, habe viel gegessen und war beim Shoppen. Meine Freunde, denen ich täglich von meinen Erlebnissen per Mail berichtet habe, fragten irgendwann süffisant, ob ich überhaupt einen Film drehe.
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Ricore: Was hat Sie am meisten beeindruckt?

Gellar: Die Mentalität der Japaner. Amerika ist ein Land, in dem es meistens darum geht, was hip und angesagt ist. In Japan dagegen lebt man sein Leben mit bewundernswerter Ruhe. Jede noch so kleine Tätigkeit wird mit Stolz und Würde ausgeführt. Teetrinken wird wie eine Zeremonie gefeiert und Visitenkarten nimmt das Gegenüber immer mit zwei Händen und einer Verbeugung an. Nichts wirkt in ihren Gesten überstürzt, und auch die Stadt ist um so viel sauberer als ich es von meinem Land gewohnt bin. Ich bin tief beeindruckt.

Ricore: In Japan waren Sie damals noch weitestgehend unbekannt. War das eine Erholung?

Gellar: Ich will mich nicht darüber beklagen, dass ich meistens überall erkannt werde. Ich mag meine Fans und bin ihnen für ihre Unterstützung sehr dankbar. Nur dank ihnen ist "Buffy - Im Bann der Dämonen" so lange gelaufen, nur dank ihnen kann ich meine Filme drehen. Wird man auf der Straße erkannt, mag es manchmal etwas stressig sein, aber eigentlich empfinde ich es eher als Belohnung. Dass ich eine Stadt einmal ungestört genießen konnte, war eine schöne Erfahrung - und das meine ich, ohne das andere schlecht reden zu wollen.

Ricore: Seit dem Ende von "Buffy" können Sie Ihre Projekte unabhängig von zeitlichen Komplikationen annehmen. Was stellen Sie mit der neu gewonnenen Freiheit an?

Gellar: Wenn man in eine TV-Serie involviert ist, achtet man bei Filmangeboten zuerst nicht auf den Regisseur oder die Story, sondern auf das Datum des Drehs. Das ist jetzt zum Glück nicht mehr so. Und natürlich hat das auch Einfluss auf meine Entscheidungen. Ich möchte unterschiedliche Rollen spielen, mit verschiedenen Regisseuren drehen, kurzum: Erfahrungen und Eindrücke sammeln. Ich wäre zum Beispiel gerne eine Actionheldin. In TV-Serien ist das Budget begrenzt, aber in Kinofilmen kann man Stunts und Explosionen immer bombastisch inszenieren. Das reizt mich.

Ricore: Vermissen Sie "Buffy" manchmal?

Gellar: Als die Serie zu Ende war, musste ich mir erstmal eine Auszeit nehmen. Ich habe die Rolle acht Jahre gespielt, so etwas kann man nicht so einfach ablegen. Aber ich bin auch froh, dass es zu Ende ist. All der Stress und wenige Schlaf - die Plackerei hätte ich nicht länger mitgemacht.
erschienen am 3. März 2005
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2024