Produzenten/Robert Jones
Conleth Hill in "A Patch of Fog"
Zwielichtige Freundschaft: "A Patch of Fog"
Interview: Michael Lennox und Conleth Hill im Gespräch
Ein gefeierter Schriftsteller wird bei einem Diebstahl von einem Sicherheitsmann erwischt. Der will die Polizei aus dem Spiel lassen, vorausgesetzt der Dieb verabredet sich gelegentlich mit ihm zu einem Drink. Der Autor ist einverstanden und wird seinen neuen Freund fortan nicht wieder los. Der einsame Mann will die Freundschaft mit allen Mitteln erzwingen. Die Hauptrollen in Michael Lennox' Spielfilm-Debüt "A Patch of Fog" spielen Conleth Hill, bekannt aus "Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer", und "Boardwalk Empire"-Darsteller Stephen Graham. Das Psychodrama wurde 2015 auf dem Toronto Film Festival präsentiert, wo Hill und Lennox sich Zeit für ein Gespräch mit Filmreporter.de-Autorin Allessandra Mattanza nehmen.
erschienen am 13. 11. 2015
Produzenten/Robert Jones
Stephen Graham und Conleth Hill in "A Patch of Fog"
Gutes Drehbuch, wenig Arbeit...
Ricore Text: Mr. Hill, Sie spielen in "A Patch of Fog" einen psychisch labilen Charakter. Wie sind Sie an die Rolle herangegangen?

Conleth Hill: Wenn man ein gutes Drehbuch hat, hat man als Schauspieler nicht wirklich viel zu tun. Es war alles im Buch vorhanden. Hinzu kam Michaels tolle Arbeit als Regisseur und wunderbare Schauspielkollegen. Nur weil man einen rätselhaften Charakter spielt, muss man als Schauspieler nicht ebenfalls rätselhaft sein.

Michael Lennox: Wir sind alle gut miteinander zurecht gekommen. Es war eine gemeinschaftliche Arbeit. Wir hatten einen straffen Terminplan, trotzdem hatten wir genug Zeit, um zu spielen und verschiedene Sachen auszuprobieren.

Hill: Vier Wochen ist tatsächlich nicht viel Zeit, Michael hat es toll gemacht. Er hat einen guten Sinn für Details. Er ist sehr sorgfältig und hat ein Gespür für Wahrheit. Ist es zu glauben, dass das sein erster Spielfilm ist? Es hat Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten.

Ricore: Der Film handelt von zwei Männern, die unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten angehören, aber beide psychisch labil und gebrochenen sind. Ist daraus auch ein Gesellschaftskommentar herauszulesen?

Lennox: Es war wichtig für mich, die Figuren nicht als Psychopathen zu darzustellen. Ich wollte sie als Menschen zeigen.

Ricore: Mr. Hill, spätestens seit "Game of Thrones" sind Sie selbst eine Berühmtheit. Haben Sie auch Probleme mit zudringlichen Fans?

Hill: Nein, mir gegenüber sind die meisten Menschen höflich und freundlich. Ich werde von keinem gestalkt oder belästigt (lacht). Ich schätze meine Fans sehr, wenn es sie nicht gäbe, hätten wir keine Serie.

Ricore: Vielleicht liegt das auch an Ihrem Charakter in der Serie...

Hill: Ich glaube es liegt daran, dass ich ein einschüchterndes Gesicht habe. Da lässt man mich lieber in Ruhe.

Ricore: War Mr. Hills Rolle in "Game of Thornes" ausschlaggebend dafür, dass Sie ihn in ihrem Film besetzten?

Lennox: Nein, gar nicht. Ich habe Conleth auf der Bühne gesehen. Er ist ein sehr vielseitiger Schauspieler, der sehr verschiedene Rollen gespielt hat.

Hill: Das Schöne an meinem Job ist, dass ich in der einen Woche ein Musical machen kann, in der nächsten etwas anderes. Wenn es einen Leitfaden in meiner Arbeit für Film und Fernsehen gibt, dann ist es das Drehbuch. Wenn das Buch stimmt, dann ist es der Hauptgrund, warum ich mich für eine Rolle entschieden habe. Meine Verantwortung ist es dann, die Geschichte der Figur zu erzählen und nicht meine eigene Geschichte in den Charakter hineinzuprojizieren. Ich habe keine Bedenken, meine eigene Einstellung und Weltsicht für die Rolle aufzugeben.

Ricore: Mr. Lennox, "A Patch of Fog" ist Ihre erste Regie bei einem Spielfilm. Was empfanden sie als größte Herausforderung?

Lennox: Die größte Herausforderung waren die vielen Drehorte. Bei einem Kurzfilm hat man gewöhnlich zwei, drei Drehorte, hier hatten wir ungefähr 20. wir befanden uns immer in Bewegung. Wenn wir den Terminplan nicht erfüllt hätten, hätten wir den Film in den Sand gesetzt. Herausfordernd war auch, die im Vergleich zu den Kurzfilmen deutlich aufwendigeren Szenen, etwa die Zugsequenz in der Mitte des Films oder die Unterwasser-Szene. Einen Kurzfilm zu drehen ist einfacher, weil man den ganzen Film im Kopf hat. Bei einem Langfilm mit seinen über hundert Szenen kann man schon mal den Überblick verlieren darüber.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch. Alessandra Mattanza/Ricore Text (leserbrief@filmreporter.de)
erschienen am 13. November 2015
2024