The Cremaster Cycle

The Cremaster Cycle

Originaltitel
The Cremaster Cycle
Medium
Filmbox
Im Handel ab
05.10.2005 bei Alamode Filmdistribution
Länge
396 min.
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Der Kremaster ist der Muskel, der das Anheben und Absenken des Hodens bewirkt. Da der Filmzyklus diesem Muskel seinen Titel verdankt, ist es nicht verwunderlich, dass darin im weitesten Sinne der Prozess der geschlechtlichen Differenzierung während der embryonalen Phase dargestellt wird. Der Videokünstler Matthew Barney, beginnt mit dem femininsten Stadium des embryonalen Prozesses, in dem der Fötus noch geschlechtlich unbestimmt ist. In diesem ersten Teil ist der Künstler selbst nicht zu sehen. Er endet mit dem Zeitpunkt, an dem er seinen differenziertesten Zustand erreicht hat. Barney führt in diesem Schöpfungsmythos Personen, Legenden, geschichtliche Ereignisse filmisch zusammen, die nur wenig miteinander gemein haben. So klingt die Geschichte eines berühmten Motorradrennens auf der Isle of Man an. Busby Berkleys Choreographien werden mit der Errichtung des Chrysler-Buildings verbunden. Keltische Mythen sind eingewoben, die Geschichte des Mörders Gary Gilmore und die des großen Magiers Houdini. Dies und vieles mehr ist Dialogfrei zu einem kreativen, befremdlichen, abartigen und poetischen Filmkunstwerk vereint.
Fast zehn Jahre hat es gedauert, bis der Kalifornische Künstler Matthew Barney seinen 396-minütigen Filmzyklus abgeschlossen hatte. Die fünf Teile wurden nicht in numerischer Reihenfolge produziert. Immer spielt das Entwicklungsstadium des Hodens eine mehr oder minder offensichtliche Rolle. Barney ist mit der isländischen Sängerin Björk verheiratet. Der Künstler war in seiner Jugend ein erfolgreicher Footballspieler. Aus dieser ersten Karriere hat er einen Gedanken übernommen: Damit sich ein Muskel ausbilden kann, muss er mit einem Widerstand konfrontiert werden. Exemplarisch setzt diese profane Erkenntnis ausgerechnet am Kremaster, dem Hodenheber-Muskel, um. Entstanden ist ein surrealer, absurder, poetischer und stummer Bilderrausch, der bildende, theatrale und filmische Kunst zusammenführt. Lassen Sie sich diesen berauschenden Bilderreigen nicht entgehen! Die angesehene britische Tageszeitung The Guardian hält das Filmkunstwerk für "... eine der phantasievollsten und brillantesten Schöpfungen in der Geschichte des Avantgarde-Kinos."
Simone Seidel/Filmreporter.de
2024