Sparta

Schon vor der Premiere gerät "Sparta" in die Schlagzeilen. Inhaltlich wird der Film als Ergänzung zu "Rimini" gedreht. Die Vorwürfe gegen Regisseur Ulrich Seidl, er lasse die Eltern der Kinder im Unklaren über das Thema des Films und hätte sie dadurch traumatisiert, lösen sich letztlich in Luft auf. Der Schaden für den Ruf des Regisseurs und seine Filme bleibt jedoch. Die Vorabberichterstattung beeinflusst ja auch die eigene Rezeption, wer kann sich dem entziehen?

Die Anfeindungen lenken vor allem von den inhaltlichen Debatten ab, die der Film provozieren will. Denn wie immer sieht der österreichische Filmemacher genau hin und erweist sich als hervorragender Chronist gesellschaftlicher Doppelmoral und Bigotterie. Mit seinem schicken Auto fährt sein Protagonist - im heimischen Österreich eigentlich immer als kleines Würstchen wahrgenommen - wie ein Imperator und Eroberer durch ein marodes Land. Das wirkt besonders im Winter trostlos und vergessen. Die Tristesse wird im Alkohol ertränkt, patriarchalische Familienverhältnisse sind noch die Regel.

Natürlich schmerzt den rumänischen Zuschauern das Bild des eigenen Landes, die Verhältnisse im ärmsten EU-Land verstören aber auch uns und dürften für viele neu sein. Denn der zuletzt viel gerühmte Neue Rumänische Film konzentriert sich meist auf das Leben und die Sitten der neureichen Mittel- und Oberklasse.

Vor allem wird die Diskussion um die Grenzen zwischen geschickt versteckter Pädophilie, Übergriffigkeit und den normalen Umgang von Männern mit Kindern durch die Vorwürfe verhindert. Ist schon Obacht geboten, wenn der Trainer einen Jungen an die Schulter fasst. Wenn er sich mit ihnen in einen sportlichen Wettkampf stürzt. Ab wann sind Fotos in Badekleidung kritisch? Seidl schildert präzise, wie Ewald agiert und die Grenzen austestet. Dabei überschreitet der Regisseur selbst nie die Grenzen, wird nie zum Voyeur.