Pandora Film
Irgendwann werden wir uns alles erzählen (2023)

Irgendwann werden wir uns alles erzählen

Originaltitel
Irgendwann werden wir uns alles erzählen
Alternativ
One Day We'll Tell Each Other Everything
Regie
Emily Atef
Darsteller
Marlene Burow, Felix Kramer, Cedric Eich, Silke Bodenbender, Florian Panzner, Jördis Triebel
Kinostart:
Deutschland, am 13.04.2023 bei Pandora Film
Genre
Romanze
Land
Deutschland
Jahr
2023
FSK
ab 16 Jahren
Länge
132 min.
IMDB
IMDB
Homepage
www.Irgendwann.Film.de
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brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Eine deutsche Amour fou, die keine ist ...
Maria (Marlene Burow) hat ihre erste Abnabelung im Sommer 1990 hinter sich. Die Schülerin hat ihre alleinerziehende Mutter (Jördis Triebel) und die Enge im Haus der Großeltern erst mal hinter sich gelassen. Sie zieht zu ihrem gleichaltrigen Freund Johannes (Cedric Eich), der im Gegensatz zu ihr bereits eifrig Zukunftspläne schmiedet. Vom ersten Geld nach der Währungsunion kauft er sich eine Kamera. Er will sich in Leipzig für ein Studium bewerben. Sein Plan ist, was alle eher von der hübschen Maria erwarten. Er verlässt den Hof, wo seine Eltern (Silke Bodenbender, Florian Panzner) gemeinsam mit den Großeltern (Christine Schorn, Axel Werner) wohnen.

Die ganze Familie hat Marie ins Herz geschlossen, doch auch sie müssen sich beruflich neu orientieren. Sie haben ein wenig Angst vor den neuen Herausforderungen, zudem steht der verlorene Sohn und vermisste Bruder (Christian Erdmann) samt Familie aus München vor der Tür. Er macht klar, dass er nicht zurück will, bietet aber Rat und finanzielle Unterstützung beim Start in die Marktwirtschaft an. Und Maria? Sie verliebt sich Hals über Kopf in Henner (Felix Kramer), der ihr Vater sein könne. Der Bauer besitzt den einzigen Hof im Dorf, auf dem sich seit der Wende nichts verändert hat.
Emily Atef ist längst bekannt für ihre psychologisch stimmigen Zeichnungen von Frauenfiguren. Die Regisseurin stützt sich für "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" auf den gleichnamigen Roman von Daniela Krien. Sie fokussiert die Handlung zeitlich auf die Sommermonate 1990, als die Weichen zur Wiedervereinigung längst gestellt sind und die Menschen in der DDR endgültig beginnen müssen, ihr Leben neu zu gestalten.

Maria sucht Halt, den sie weder in der Schule, die sie regelmäßig schwänzt, noch bei Johannes findet. In der Liebe zu Henner lebt sie diese Sehnsucht und ihren Vaterkomplex aus. Zieht man die Heimlichkeit ihrer Beziehung ab, fragt sich der Zuschauer schon, wo hier die von der Literaturkritik beschrieben Amour fou auf Grund des Altersunterschieds liegen soll. Offenbar ist das auch der Regisseurin nicht ganz klar. Ihr fällt nur harter Sex ein, der mit Zärtlichkeit einer außergewöhnlichen Liebe wenig gemein hat.

Doch egal ob Amour fou oder Vaterkomplex, die Metaphern zur Stimmung in jenen Monaten in der DDR sind unübersehbar und damit leider auch der Fortgang der Story. Henner steht für das gestern und für jene, die keine neue Chance für sich sehen wollen. Dabei ist er erst 40. Für Maria, die mit der Rigorosität und Leidenschaft der Jugend trotzdem nicht von dieser Beziehung lassen will, wird er irgendwann zum Klotz am Bein. Was nur er ahnt. Das Ende ist absehbar und folgerichtig.

Leider ist der Weg dahin zu lang gezeichnet, viel zu lang. Immer wieder verliert sich die Regisseurin in ähnlichen Szenen. Sie hält weiter drauf, wenn der Zuschauer den Inhalt längst erkennt, schneidet immer wieder Landschaftsbilder dazwischen, die die Stimmung kommentieren sollen. So gibt sie zusätzlich vor, was der Zuschauer auch selbst längst weiß. Das gibt dem Film eine Schwere, die ihn streckenweise zu erdrücken droht.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Maria (Marlene Burow) nabelt sich im Sommer 1990 von ihrer Familie ab und zieht zu ihrem Freund. Ansonsten hat sie ihre Lebensplanung jedoch noch...
 
Emily Atef ist die deutsche Regisseurin für psychologisch stimmige Frauenfiguren.
Pandora Film, Row Pictures
Felix Kramer & Marlene Burow in "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" (2023)
2024