MUBI
Priscilla (2023)

Priscilla

Originaltitel
Priscilla
Regie
Sofia Coppola
Darsteller
Cailee Spaeny, Jacob Elordi, Ari Cohen, Dagmara Dominczyk, Tim Post, Lynne Griffin
Kinostart:
Deutschland, am 04.01.2024 bei MUBI
Kinostart:
Schweiz, am 26.12.2023 bei Filmcoopi
Genre
Musikfilm, Biographie
Land
USA, Italien
Jahr
2023
FSK
ab 12 Jahren
Länge
113 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Biopic von Sofia Coppola über Priscilla Beaulieu
Priscilla Beaulieu (Cailee Spaeny) ist gerade 14 und besucht die neunte Klasse, als sie von einem Soldaten der US-Armee zu Elvis Presley (Jacob Elordi) eingeladen wird. Beide fühlen sich einsam in Deutschland, wo der King of Rock'n'Roll und die Eltern von Priscilla Ende der 1950er Jahre stationiert sind. Elvis ist längst der Traum aller Mädchen. Er gibt nach außen gerne den Rebellen, weiß aber gesellschaftliche Normen zu achten.

Sex mit einer Minderjährigen kommt ihm nicht in den Sinn, auch nicht, als die Teenagerin längst auf seine Ranch gezogen ist. Dort fühlt sie sich bald wie ein Vogel im Goldenen Käfig. Immer wieder ist Elvis länger auf Tournee oder bei Dreharbeiten, während sie von seinen Affären in der Klatschpresse liest. Langsam bemerkt sie auch, dass er Tabletten süchtig ist und sie ebenfalls immer mehr in die Abhängigkeit treibt.
Sofia Coppolas Biopic feiert im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig 2023 Premiere. Cailee Spaeny wird mit der Coppa Volpi als Beste Darstellerin ausgezeichnet. Der Film basiert auf ihren Erinnerungen "Elvis und ich", welche die 1945 geborene spätere Schauspielerin gemeinsam mit Sandra Harmon geschrieben hat. Auf der Leinwand ergänzt es das fulminante Filmmusical "Elvis", in dem Priscilla nur am Rande vorkommt.

Das Biopic ordnet sich thematisch in das Werk von Coppola ein, immer wieder porträtiert sie Frauen, die sich in Beziehungen unwohl und gefangen fühlen. Die Regisseurin skizziert aus der Sicht einer pubertierenden Teenagerin die Jahre zwischen dem Kennenlernen der beiden und der Trennung, in denen sich Priscilla Beaulieu Presley von einer naiven Minderjährigen, zu einer selbstbewussten Frau entwickelt. Die Geschichte einer großen Liebe zu einem angebeteten Star mausert sich langsam zu einer Emanzipationsstory.

Der Film beschränkt sich auf die Liebe der beiden, ob Priscilla Einfluss auf die künstlerischen Entscheidungen des früh verstorbenen Rock'n'Roll Königs hat, bleibt offen. Ebenso, ob er ein Frauen-Casting-System betreibt, was die Anbahnung des ersten 'Rendezvous' ein bisschen vermuten lässt.

Auch das Machtgefälle zwischen den beiden scheint aus heutiger Sicht klar, doch so einfach macht es die Regisseurin dem Zuschauer mit dem Urteil nicht. Zum einen, weil Priscillas Eltern stets ihren Segen geben, und sie den Sex fordert. So wird das Handeln von Elvis behutsam als normal für das Familienbild der damaligen Zeit eingeordnet.

Wie alle Männer in seiner Umgebung bestimmt er den Look seiner Frau und deren Wirkungsbereich. Die aus dem Dasein als reiche Hüterin des Hauses resultierende Langeweile zerstört langsam und beständig die Illusion der perfekten Liaison bei Priscilla. Diesen Prozess fängt Coppola präzise ein. Priscilla muss gehen, auch wenn die Gefühle noch nicht ganz erkaltet sind, wie der Film am Schluss andeutet. Mit diesem viel diskutierten Ende muss Priscilla Beaulieu Presley einverstanden gewesen sein, schließlich hat sie den Film mit produziert.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
MUBI, Philippe Le Sourd
Priscilla (2023)
2024