Alamode Film
Jack in Love

Jack in Love

Originaltitel
Jack Goes Boating
Regie
Philip Seymour Hoffman
Darsteller
Anna Kuchma, Ricky Garcia, Theodore Mailer, Count Stovall, Salvatore Inzerillo, Elizabeth Rodriguez
Kinostart:
Deutschland, am 24.02.2011 bei Alamode Filmdistribution
Kinostart:
Österreich, am 27.05.2011 bei ThimFilm
Genre
Komödie, Romanze
Land
USA
Jahr
2010
FSK
ab 12 Jahren
Länge
89 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.jack-in-love.de
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
3,5 (2 User)
Philip Seymour Hoffman seziert eine große Liebe
Jack (Philip Seymour Hoffman) ist ein liebenswerter Kerl um die 40. Der Chauffeur ist in sozialen Angelegenheiten und insbesondere in punkto Frauen eher unbeholfen. Seine Leidenschaft gilt der Reggae-Musik, die eine harmonische Welt beschreibt und ihn in eine fröhliche Stimmung versetzt. Seine besten Freunde sind sein Arbeitskollege Clyde (John Ortiz) sowie dessen Frau Lucy (Daphne Rubin-Vega). Sie wollen Jack mit Connie verkuppeln, einer Bekannten von Lucy.

Genau wie Jack ist auch Conny ein eher ruhiger Charakter und hat zudem mit Männern bisher keine gute Erfahrungen gemacht. Trotz der Unbeholfenheit beim ersten Treffen finden Jack und Lucy Gefallen aneinander. Für sie lernt er sogar schwimmen und kochen. Doch mit Blick auf die Beziehungsprobleme zwischen Clyde und Lucy erfolgt die Annäherung von Jack und Connie dennoch nur sehr zaghaft und ist von der Furcht vor der Brüchigkeit der Zweisamkeit geprägt.
"Jack in Love" basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Robert Glaudini, in dem Philip Seymour Hoffman bereits die Titelrolle spielte und auch John Ortiz sowie Ortiz Daphne Rubin-Vega mit von der Partie waren. Der Film handle von Beziehungen, Hoffnungen und Ängste, "die wir alle haben, wenn es darum geht jemandem nahe zu kommen - jemandem zu Vertrauen", so Hoffman in einer Pressemitteilung. "Es geht um das, was uns manchmal davon abhält, uns zu einer Person zu bekennen". Diese Zagheit und Ängstlichkeit zeigt sich vor allem bei Jack und Connie. Auch wenn beide auf den ersten Blick sozial unbeholfen erscheinen, sind sie, wie Hoffmann betont, keine Figuren von einem anderen Stern. Es sind Menschen, die Erfahrungen gemacht haben und gerade das Wissen um die Enttäuschungen und das damit einhergehende Gefühl des Schmerzes bedingte ihre Neurosen. Als Schutz vor der Disharmonie flüchtet sich Jack in die heile Welt des Reggae, deren Rhythmus ihm Energie gibt. In seiner Fantasie kompensiert er die Entbehrungen seines derzeitigen Lebens. So instruiert ihn Clyde, sich das Schwimmen einfach vorzustellen und diese Vorstellung dann in die Tat umzusetzen. Die Wirklichkeit wird den Träumen und Idealen angepasst. Als Sinnbild dafür steht auch Jacks Wunsch nach einem perfekten Abendessen, bei dem er für Connie kochen will. Mit Übereifer macht er sich an die Sache und umso größer ist sein Frust, als seine Sehnsucht nach Harmonie durch unvorhergesehene Ereignisse vereitelt wird.

In seiner formalen Struktur ist "Jack in Love" eher unkonventionell. Hoffman fühlt sich der Struktur des Stoffes nicht verpflichtet. Es gibt dramaturgisch keinen Anfang, der die Mitte bestimmt und auf den Schluss zuläuft. Mit Ausnahme der emotionalen Eruption der Figuren gegen Ende des Films mangelt es an Höhenpunkten. Die Handlung plätschert so dahin und doch gibt es immer wieder kleine Überraschungen. Das mag daran liegen, dass Hoffman auch die kleinsten Dinge erzählt, so dass es keine großen Paukenschläge bedarf, um die Anteilnahme des Zuschauers zu erringen. Der weiß nicht, wohin die Handlung schwingt, was das überzeugend gespielte Drama unberechenbar macht und ihm doch eine gewisse Spannung gibt. Sympathisch ist auch, dass Hoffman selbst kleine Vorfälle mit großer Geste in Szene setzt. Wenn Jack die Schwimmtechnik imaginiert, werden sämtliche filmische Mittel aufgefahren, um das eigentlich Alltägliches zu dramatisieren. Wenn Jack bei seinem ersten Schwimmversuch untertaucht, wird er von einem weiteren Schwimmer gestört und Hoffman verharrt auch auf diese Nebensache. Solche Ideen bringen die Handlung zwar nicht voran, erzeugen aber doch Irritationen und Unruhe und verleihen der Handlung so Dynamik und Spannung.

Die unkonventionelle Handhabung des Stoffes, das dem Geheimnis der Figuren willen eher aussparende als ausformulierende Erzählen (so Hoffman) hat aber auch eine gewisse Unbestimmtheit in der Figurenzeichnung zur Folge. Als Zuschauer weiß man kaum, woher die Figuren kommen und wohin sie streben. Wer sind Jack und Connie? Hoffman erzählt von verletzten und höchst labilen Persönlichkeiten, doch was hat sie zu dem gemacht, was sie heute sind? Ein wenig mehr Transparenz und Klarheit wären hier angebracht gewesen. Dennoch ist "Jack in Love" ein gelungener Regie-Einstand des Schauspielers Hoffman, dessen erster Schritt abseits des gefälligen Mainstreams Anerkennung verdient.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Videoclip: Jack in Love
Jack (Philip Seymour Hoffman) ist um die 40 und in sozialen Angelegenheiten eher unbeholfen. Sein bester Freund Clyde (John Ortiz) und dessen Frau...
 
Galerie: Jack in Love
Philip Seymour Hoffmans Regie-Debüt "Jack in Love" basiert auf dem Theaterstück "Jack Goes Boating" von Robert Glaudini.
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Jack in Love
2024