Neue Visionen Filmverleih
Tommaso und der Tanz der Geister (2019)

Tommaso und der Tanz der Geister

Originaltitel
Tommaso
Regie
Abel Ferrara
Darsteller
Cristina Chiriac, Willem Dafoe, Anna Ferrara, Stella Mastrantonio, Lorenzo Piazzoni, Alessandro Prato
Kinostart:
Deutschland, am 13.02.2019 bei Neue Visionen Filmverleih
Genre
Drama
Land
Italien
Jahr
2019
FSK
ab 12 Jahren
Länge
115 min.
IMDB
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brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Autobiografisch aufgeladenes Beziehungsdrama
Der amerikanische Schauspieler Tommaso (Willem Dafoe) ist in seiner Nachbarschaft in Rom sehr beliebt. Er lernt Italienisch, geht auf den Markt und kauft auch die Brötchen für seine Familie ein. Die Normalität ist sein hilfloser Versuch, die kriselnde Beziehung zu seiner sehr viel jüngeren Frau Nikki (Cristina Chiriac) zu retten. Schon lange prallen die unterschiedlichen Vorstellungen von Ehe und Beziehungen der schönen Osteuropäerin und des westlichen Künstlers aufeinander, selbst das Ritual des gemeinsamen Essens als Mittelpunkt des Familienlebens ist in Frage gestellt. Nur die gemeinsame Tochter Deedee (Anna Ferrara), von den Eltern nur Baby gerufen, hält die gegensätzlichen Charaktere beieinander.
Das Beziehungsdrama mixt Regisseur Abel Ferrara mit dem Porträt eines an sich selbst zweifelnden Künstlers. Tommaso gibt Unterricht für angehende Schauspieler, die Übungen erinnern an die Theorien der Whooster-Group, in der Willem Dafoe einst lernte. Außerdem stellt sich Tommaso den Dämonen seiner Vergangenheit in einer Gruppe einstiger Drogenabhängiger. Seit sechs Jahren ist er clean.

Nach fünf Jahren Pause kehrt Ferrara zum Spielfilm zurück und schreibt seiner langjährigen Muse Dafoe die Rolle von Tommaso auf den Leib. Wobei die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen. Beide leben in Rom, in den ersten Minuten hat der Zuschauer den Eindruck, er folge Dafoe in einer Dokumentation durch seine Wahlheimat.

Der Film bleibt ein Spaziergang Tommasos durch seinen Alltag, in dem er sich seinen Ängsten, Zweifeln stellt. Längst ist es das Bemühen eines gebrochenen Mannes um gesellschaftlich anerkannte Normalität, Läuterung und Vergebung der einstigen Sünden durch ein Gott gefälliges Leben. Doch seine Unzufriedenheit mit dem Neuanfang wächst mit jedem Streit, der den Graben zu Nikki vertieft. Die Illusion einer zweiten Chance bröckelt.

"Tomasso" ist zweifellos Ferraras persönlichster Film, die Eskapaden des Independent-Filmers sorgten einst für Schlagzeilen. Die Verweise auf sein wildes Leben mit Sex, Drogen und religiösen Erfahrungen sind unübersehbar. Den Eindruck eines Selbstporträts verstärkt der Regisseur durch die Besetzung mit seiner Lebensgefährtin Cristina Chiriac und der gemeinsamen Tochter Anna Ferrara sowie dem Dreh im eigenen Appartement in der Ewigen Stadt. Der Filmemacher räumt selbst ein, dass der Film nicht exakt autobiografisch sei, sich aber Tommasos Sinnsuche an seinen buddhistischen Lebensstil anlehne.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
In "Tommaso und der Tanz der Geister" verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität.
 
Neue Visionen Filmverleih, Peter Zeitlinger
Tommaso und der Tanz der Geister (2019)
2024