MFA+
France (2021)

France

Originaltitel
France
Alternativ
On a Half Clear Morning (Intern. Titel); Par ce demi-clair matin (Arbeitstitel)
Regie
Bruno Dumont
Darsteller
Léa Seydoux, Blanche Gardin, Benjamin Biolay, Emanuele Arioli, Juliane Köhler, Gaëtan Amiel
Kinostart:
Deutschland, am 09.06.2022 bei MFA+ Film Distribution
Kinostart:
Österreich, am 01.07.2022 bei Filmladen
Genre
Komödie
Land
Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien
Jahr
2021
FSK
ab 12 Jahren
Länge
133 min.
IMDB
IMDB
Homepage
https://www.mfa-film.de/kino/id/france/
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Intelligente Mediensatire mit Léa Seydoux
France de Meurs (Léa Seydoux) bewegt sich perfekt geschminkt und galant gekleidet zwischen den Pressekonferenzen im Elysee-Palast - Emmanuel Macron hat ein Cameo-Auftritt - und den Kriegsschauplätzen in aller Welt. Doch ganz egal woher sie berichtet, sie ist stets im Zentrum des Bildes. Für eine gute Story macht sie alles, ohne sich auf die Menschen vor Ort einzulassen. Sie geht sogar noch einen Schritt weiter: Sie faket Bilder von Kämpfern in Afrika und täuscht vor, mit einem Flüchtlingsboot das Mittelmeer zu überqueren.

Ihre Selbstsicherheit erhält Risse, als sie selbst in die Schlagzeilen gerät. In einem Moment der Unaufmerksamkeit hat sie einen jungen Mann angefahren, der im Krankenhaus landet. Für die Boulevardpresse ist das Missgeschick der bekannten TV-Journalistin ein gefundenes Fressen. Noch einen Schritt weiter geht ein Undercover-Reporter (Emanuele Arioli), der ihr bei einer Auszeit in einem Erholungsheim seine Liebe vorgaukelt. Die Liaison mit der verheirateten Reporterin macht er öffentlich.
Vor knapp 70 Jahren verzichtet der Reporter in "Ein Herz und eine Krone" auf die Veröffentlichung der Bilder des Ausflugs einer Prinzessin ins römische Nachtleben. Das ist in der heutigen Medienwelt kaum noch vorstellbar, wie die intelligente Mediensatire zeigt. Sie wirft einen Blick hinter die Mechanismen und die Auswüchse des Nachrichtengeschäfts, das sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Die pure Nachricht und die einfache Wahrheit reichen nicht, Emotionen und persönliche Betroffenheit des Berichtenden sind gefragt. Die abgebrühte France de Meurs beherrscht diese Regel perfekt. Diese bittere Wahrheit beobachtet Regisseur Bruno Dumont hervorragend und bringt sie auf die Leinwand. Auch kleine Details spielt er aus. So unterwirft sich France dem Dresscode moderner Nachrichtenrepräsentantinnen und setzt sie im knappen Minirock in Studio.

Léa Seydoux ist mit der Ausstrahlung einer unnahbaren Eiskönigin in diesem Part richtig besetzt. Niemand weiß, ob ihre Tränen vor der Kamera echt sind oder nur Effekthascherei. Trotzdem ist sie verletzt, als der Spieß umgedreht wird und sie ungefragt Objekt einer ebensolchen Berichterstattung wird. Sie ahnt den Preis der ersehnten Popularität, die ihre perfekte Fassade langsam zusammenbrechen lässt. Aber zum Lernen ist sie nicht fähig, wohl auch weil sie weiß, dass sie dann nicht länger ins System passen würde. Leider hat Dumont keine Ahnung, wie er aus der Story adäquat rauskommt. Das Happy End für France ist zwar romantisch, aber höchst unglaubwürdig.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Für eine gute Story macht Reporterin France de Meurs alles.
 
Die intelligente Mediensatire wirft einen Blick hinter die Mechanismen und die Auswüchse des modernen Nachrichtengeschäfts.
MFA+, 3B PRODUCTIONS, R. Arpajou
Léa Seydoux in "France" (2021)
2024