News: Hollywood Insider
Terror im Kino: Der Anschlag
Hollywood Insider Nr 29 - Neues aus der Traumfabrik
America steht wieder auf Wargames
Bombenstimmung in den US-Kinos: Der Terroristen-Thriller "Der Anschlag" ("The Sum of all Fears") bringt den Albtraum eines atomaren Terroranschlags realistisch auf die Leinwand. Außerdem: Im Internet werden immer mehr Kassenknüller raubkopiert. Und schließlich: wann kommt der vierte Teil von "Indiana Jones" ins Kino?
05. Jun 2002: Ein Nuklearsprengsatz, in einem ausverkauften Football-Stadion in Baltimore gezündet - dieser vor einem Jahr noch undenkbare Albtraum ist die Handlung des Terroristen-Thrillers "Der Anschlag", der am vergangenen Wochenende an den US-Kinokassen "Spider-Man" und "Star Wars: Episode II" vom Sockel stieß. Die nach dem Terror vom September offenbar zurück gewonnene Lust des Kinopublikums am eigenen Untergang fand in den Medien ein gespaltenes Echo. "Der Präsident ist nicht begeistert", meldete die Cybergossip-Website "Drudge Report" vor dem US-Start des umstrittenen Films und zitierte dabei eine anonyme Quelle aus dem Weißen Haus. So anonym, dass die Betroffenen - allen voran der Paramount-Verleih - die Seriosität der Quelle bezweifeln.

Der Agententhriller "Der Anschlag" (D-Start: 8.8.02) entstand bereits vor über einem Jahr, also zu einer Zeit, als man sich in den USA noch sicher wähnte. Die Romanvorlage von Tom Clancy ist sogar mehr als zehn Jahre alt - und dennoch zeitgemäßer als die Kinoadaption: Im Buchtext zünden radikale Araber die Bombe, auf der Leinwand sind es Neonazis.

Der Held des Films, Jack Ryan, ist dem Kinopublikum bestens bekannt - er war schon dreimal in Aktion zu sehen: 1990 in "Jagd auf Roter Oktober", damals gespielt von Alec Baldwin und später, dargestellt von Harrison Ford, in "Die Stunde der Patrioten" (1992) und "Das Kartell" (1994). Nun aber schlüpft der nicht ganz dreißigjährige Ben Affleck in die Rolle des brillanten CIA-Agenten, der in dem aktuellen Film noch ziemlich jung und unerfahren ist.

In den Medien wird inzwischen ein publicityträchtiger "Skandal" herbeigeredet. Der Film, so heißt es, sei für die Zuschauer zu "realistisch" - als würde tatsächlich jemand gezwungen, sich einen Streifen mit Ben Affleck anzusehen! das US-Publikum zeigt ganz offenbar tatsächlich Interesse an derlei "realistischer" Kinounterhaltung.

Von offizieller Seite gibt es bereits erste Beschwichtigungsversuche. "Der Anschlag", erklärte Anfang der Woche ein Sprecher der US-Zollbehörde, sei absolut nicht realistisch: "So wie die Bombe in dem Film ins Land gelangt, hätten wir sie auf jeden Fall entdeckt." Das freilich glaubt dem Mann nach dem Debakel vom 11. September ernsthaft niemand. Und schließlich erhöht sich der Nervenkitzel, wenn man, im sicheren Kinosessel, dem eigenen Untergang ins Auge sieht.

<div align="center">"American Taliban": John Walker Lindhs Geschichte wird verfilmt


Dass Krieg und Terror wieder gern gesehene Unterhaltungsstoffe sind, hat in den USA längst auch der via Kabel und Satellit verbreitete Kanal "FX" erkannt. Der jüngste Streich des zum Medienimperium von Rupert Murdoch gehörenden Senders ist ein zwei Stunden langes Fernsehspielprojekt, das die Geschichte von John Walker Lindh erzählen soll. Der als "American Taliban" bekannte Teenager war in Afghanistan als Kämpfer für das dort herrschende Regime im Einsatz, ehe er dort Ende letzten Jahres von US-Soldaten festgenommen wurde. Der Film soll die Motive ausleuchten, die den Jugendlichen dazu brachten, sein Elternhaus in Kalifornien gegen das Kämpferleben in Afghanistan zu tauschen.

<div align="center">Kriminelles Internet: Immer mehr Online-Raubkopien aktueller Kinofilme


Die illegale Verbreitung aktueller Kinofilme via Internet erlebt zurzeit angeblich einen neuen Boom. Das behauptet ein aktueller Bericht des auf Internetstudien spezialisierten Unternehmes Viant. Demnach werden auf Internet-Tauschbörsen wie Morpheus, Kazaa und Grokster täglich zwischen 400.000 und 600.000 Filme überspielt. Im Mai, dem Monat mit den Kassenschlagern "Spider-Man" und "Episode II", soll zeitweise sogar ein Spitzenwert von 9 Millionen Anwendern erreicht worden sein, die online Filme tauschen wollten.

Am 2. Mai, also noch vor dem offiziellen US-Starttermin des Films, kursierte eine erste mit einer Videokamera im Kino abgefilmte Raubkopie von "Spider-Man" im Internet. Auch "Star Wars: Episode II" war als abgefilmte Fassung bereits am 8. Mai, etwa eine Woche vor dem offiziellen Start, online zu haben.

In Toronto wurden Ende Mai zwei jugendliche Punker beim Versuch geschnappt, den neuen "Star Wars"-Streifen mit einer mitgebrachten Videokamera bei einer regulären Filmvorführung von der Leinwand abzufilmen - einem aufmerksamen Platzanweiser war das illegale Treiben der Teenager aufgefallen. Ihnen drohen nun bis zu 25.000 Dollar Strafe und sechs Monate Gefängnis.

Die Versuche von bisher knapp zehn Millionen Usern, über das Internet an Raubkopien von "Spider-Man" und "Episode II" zu kommen, waren bisher allerdings in weniger als einem Drittel der Fälle von Erfolg gekrönt: Höchstens drei Millionen Online-Surfer konnten eine vollständige Kopie eines der Filme auf den eigenen Rechner transferieren, der Rest musste sich mit Fragmenten oder Fehlermeldungen zufrieden geben.

<div align="center">Endlich: Steven Spielberg dreht weiteren "Indiana Jones"


Das Warten hat ein Ende: Seit 1993 brodelt die Gerüchteküche, doch erst jetzt steht endlich fest, dass Steven Spielberg einen vierten Teil von "Indiana Jones" ins Kino bringen wird. Als US-Starttermin hat der Starregisseur den 4. Juli 2005 im Auge - nur wenige Wochen nach dem Start von "Star Wars: Episode III".

Das Drehbuch für den neuen "Indy"-Film schreibt Regisseur Frank Darabont ("The Green Mile") nach einer Story von George Lucas. Titelheld Harrison Ford hat das Projekt schon abgesegnet, die Dreharbeiten sollen im April 2004 beginnen.

Rico Pfirstinger aus Hollywood für Ricore Medien.
Von Rico Pfirstinger/Filmreporter.de
2024