Constantin Film
Andi Feldmann und Rötger Feldmann auf der Premiere von: Werner - gekotzt wird später! (Premiere)
Rötger und Andi Feldmann über Fäkalhumor, dicke Schwaben und den Könich
Interview: Besser als Flaschenspülen
Klempner Werner ist die Ikone einer ganzen Generation, seit über zwanzig Jahren mault er sich schon durch die deutsche Unterhaltungslandschaft. In "Werner - gekotzt wird später!", seinem vierten Leinwandabenteuer, verschlägt es ihn als königlichen Urlauber nach Korsika. Wir baten die Schöpfer der Kultfigur Rötger und Andi Feldmann um Aufklärung.
erschienen am 20. 07. 2003
Kinoplakat von: Werner - gekotzt wird später!
Ricore: Na, zufrieden mit dem neuen ""Werner""?

Andi Feldmann: Eigentlich ist er der Beste von allen.

Rötger Feldmann (Brösel): Jedenfalls wesentlich besser als Teil zwei und drei. Da war die Animation schlecht, die Figuren miserabel gezeichnet, von den Witzen wollen wir mal gar nicht reden. Ein Gag muss langsam aufgebaut werden, bis hin zur Krönung. Das haben die Verantwortlichen damals wirklich versaut.

Andi: Gerd Hahn, einer der Hauptverantwortlichen, hat seine Arbeit schleifen lassen. Wir hätten einfach öfter einen Blick auf ihre Arbeit werfen müssen.

Ricore: Wie viel Einfluss habt ihr denn noch auf die Kinofassungen von "Werner"?

Rötger: Die Basis der Storys sind unsere Bücher. Produzent Bernd Eichinger wollte das von Anfang an so haben - und er hatte Recht! Immerhin sind die ursprünglichen Comics wirklich gut und waren enorm erfolgreich.
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Rötger Feldmann mit Fan auf der Premiere: Werner - gekotzt wird später!
Ricore: Also ist es kein Zufall, dass im neuen "Werner" das Fußballspiel aus dem allerersten Film nun quasi in die zweite Halbzeit geht?

Rötger: Natürlich, das war überfällig. Das Volk hat regelrecht nach einer zweiten Halbzeit geschrieen! (lacht) Und der Zeltplatz auf Korsika war dafür die ideale Location. Richtig lustig ist die Szene geworden.

Ricore: Etwas viel Fäkalhumor vielleicht.

Rötger: Was passiert auf einem Campingplatz? Hä? Sie fahren hin, essen und scheißen. Alle entsorgen dort die Fäkalien, die sich monatelang in ihren Klos angesammelt haben. Das ist doch ekelhaft! Das muss man doch zeigen!

Andi: Die sanitären Einrichtungen sind dort wirklich nicht die besten. Da bietet es sich doch an, klapprige Klos und Scheißebehälter in das Fußballspiel einzubauen!

Rötger: Trotzdem stehen wir nicht nur auf diese Art von Humor. Irgendein Idiot hat uns mal als Fäkalpoeten bezeichnet. Aber mal ehrlich: Gäbe es den Job "Gas, Wasser, Scheiße" nicht, würde bei uns längst die Pest hausen - wie im Mittelalter.

Andi: Die Hälfte der Menschheit wäre dahingerafft. Die Welt braucht Meister Röhrich. (lacht) Den gibt es übrigens wirklich. Ich wurde von ihm ausgebildet. Eigentlich hieß er zwar Schurich, den Namen durften wir aber plötzlich nicht mehr verwenden. Er fühlte sich veralbert, ließ per Klage unsere ganzen Bücher einstampfen. Also nannten wir ihn Röhrich.
Szene aus: Werner - gekotzt wird später!
Ricore: Demnach entspringen eure Geschichten oft dem wirklichen Leben?

Rötger: Fast immer sogar. Die Korsikareise zum Beispiel ist vor vielen Jahren genauso passiert wie jetzt bei "Werner 4". Damals wollte keiner abwaschen, Zelt aufbauen oder einkaufen. Also haben wir jeden Tag einen König ausgewürfelt. Eine Führungskraft mit Bademantel, Fliegenklatsche und einer zerrissenen Cornflakes-Packung als Krone.(lacht)

Andi: Der König dufte im Auto hinten sitzen und Befehle erteilen. Auch wie schnell gefahren wird. Das war ein tierischer Spaß.

Ricore: Was wären heute eure ersten königlichen Anordnungen?

Rötger: Urlaub. Sofort. Auf der Stelle.

Ricore: Aber ihr müsst doch euren Film promoten!

Rötger: Wir können aber auch Urlaub machen! Einfach verkleiden und losfahren.

Andi: Weißt du was, Meister? Wir machen das jetzt einfach, dann muss uns der Filmverleih über Interpol suchen lassen. Das wird ein Spaß. (lacht)
Szene aus: Werner - gekotzt wird später!
Ricore: Warum liebt Deutschland eigentlich "Werner"? Immerhin ist die Figur seit 1978 konstant erfolgreich.

Rötger: Werner macht genau das, was sich viele nicht trauen. Er tut, was er will, lässt sich keine Vorschriften machen. Fährt in Urlaub, wenn er Lust hat. Trinkt Bölkstoff, wenn ihm danach ist. Er setzt sich über alles hinweg.

Andi: Jeder sollte so sein wie Werner! Das würde einigen Leuten gut tun.

Rötger: Einfach wegfahren zum Beispiel, auch wenn man kein Geld hat. Bei unserer Korsikareise waren wir auch alle arbeitslos, hatten oft keine Kohle. Dann haben wir eben geangelt oder Futtermais vom Feld schnabuliert. Alles kein Problem! Hauptsache, man erlebt was! Volles Rooäää!

Ricore: Ist das eure Devise? "Hauptsache, man erlebt was"?

Rötger: Gut erkannt! Deswegen heißt der Film ja auch "gekotzt wird später". Wir haben dafür ja gar keine Zeit.

Ricore: Könntet ihr euch überhaupt noch vorstellen, einen normalen, konventionellen Beruf auszuüben?

Andi: Nun ja, Rennfahrer wäre noch eine Alternative!

Rötger: Benzinmensch! Irgendwas mit Benzin auf alle Fälle. Sonst nichts.
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Szene aus: Werner - gekotzt wird später!
Ricore: Wie sieht es denn eigentlich bei euch zu Hause aus?

Andi: Anders als bei anderen Menschen. Bei mir stehen Motorräder in der Wohnstube, überall am Boden liegen Schrauben.

Rötger: Ein fantasievolles, kleines Königreich. Wie ein alter Schrottplatz, der langsam gigantische Ausmaße annimmt. Wir bauen uns unsere Möbel auch selber. Aus Kabeltrommeln und so weiter.

Andi: Unsere Häuser sind wie Eisengeschwüre. Fast wie Museen. Wir beide wohnen sehr ähnlich. In einem geordneten Chaos. (lacht)

Rötger: Wir fahren auch nur alte Autos. Die modernen Furzkugeln sind totaler Müll. Designerschund! Autos der 40er- und 50er-Jahre haben Charme. Heute ist alles vercomputert, verkabelt, verplastikt. Kann man gar nicht mehr dran rumbauen.

Andi: Kann man gleich wegschmeißen, den Scheiß.

Ricore: Wie grüßen euch typische "Werner"-Fans?

Rötger: Mit "Ey, das is doch der Brösel. Dir wollt ich immer schon mal die Hand geben."

Andi: Bei mir im Haus stand plötzlich einmal eine Familie aus Schwaben. Ein dickes Ehepaar mit drei Kindern. Ohne Vorwarnung. Sie waren völlig aus dem Häuschen und fotografierten einfach alles. Ich konnte da gar nichts mehr machen.

Rötger: Vor unseren Häusern lungern auch oft Fans herum und fotografieren über den Zaun. Wie unsensible Paparazzi. Das nervt! Können die nicht anständig grüßen?
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Andi Feldmann, Petra Feldmann und Rötger Feldmann auf der Premiere von: Werner - gekotzt wird später!
Ricore: Bei all eurer Motivation: Schon mal genug gehabt von "Werner"?

Rötger: Nein, nie. Bei uns dreht sich alles um "Werner". Seit Jahren und Jahrzehnten. Immer ist was los.

Andi: Alles steht und fällt mit "Werner".

Rötger: Meine Frau macht mittlerweile sogar die gesamte Buchhaltung. Wir leben in unserer eigenen "Werner"-Welt.

Andi: Ist besser als tagein tagaus Flaschen zu spülen.

Rötger: Was hast du nur immer mit deinem Flaschenspülen?

Andi: Das ist doch furchtbar. Fließbandjobs! Nach 14 Tagen würde ich durchdrehen. Hey, wir können froh sein, dass es "Werner" gibt.

Rötger: Haste recht, das können wir!
erschienen am 20. Juli 2003
Zum Thema
Werner, die vierte. "Werner - Beinhart" lockte im kalten Winter 1990 stolze 4,9 Millionen Zuschauer in die deutschen Kinos. Von vielen Kisten edlen Bölkstoff unterstützt eroberte der witzig-anarchische Bierkomik die Herzen der Fans. Zwar hätten sich die Macher die Realszenen sparen können, aber in den Zwangspausen konnte sich zumindest das Zwergfell der Zuschauer erholen. Klar dass Constantin seit 1996 mit weiteren Werner-Abenteuern auf Brösel alias Rötger Feldmann setzte, dessen Komikhefte..
2024