Jean-François Martin/Ricore Text
Dustin Hoffman
Dustin Hoffman und Jack Black wild
Interview: Ganz zahmer Panda...
Dustin Hoffman hat sicher nie daran gedacht, einmal zur Präsentation eines Animationsfilms nach Cannes eingeladen zu werden. 2008 ist es mit "Kung Fu Panda" trotzdem so gekommen. Gemeinsam mit Jack Black lieh die 70-Jährige Hollywoodlegende der Tieranimation seine Stimme. Das Cannes-Urgestein spricht über die Entwicklung der Filmbranche, seiner Affinität zum Animationsfilm und Kung Fu. Black scherzt, er habe sich kaum verstellen müssen, um einen Pandabären zu mimen und erzählt von seiner frühen Liebe zu Bruce Lee.
erschienen am 18. 05. 2008
Jean-François Martin/Ricore Text
Jack Black
Filmreporter.de: Mr. Hoffman, es scheint mir ein großer Sprung von ihrem ersten Film "Die Reifeprüfung" zu "Kung Fu Panda"...

Dustin Hoffman: Unsere Gesellschaft befindet sich im Verfall (lacht). Man fragte mich einmal, ob ich Cannes mag. Ich antwortete, ich wäre gerne einmal hier. Nun ist es dieser Film. Im Ernst: Was diesen Film so besonders macht ist tatsächlich dieser übergewichtige Pandabär. Menschen suchen nach Helden. Sie identifizieren sich mit etwas, was ihnen selbst fremd ist. Die Idee ist nun einen Antihelden zum Helden zu machen, allein deshalb, weil er menschlich ist. Den Superhelden brauchen wir nicht. Wir tragen unseren Wert in uns. Das hat nichts damit zu tun, wie wir aussehen.

Filmreporter.de: Macht es Spaß in "Kung Fu Panda" einem dicklichen Pandabären die Stimme zu leihen? Soll das übergewichtigen Kindern Mut machen?

Jack Black: (lacht) Ich sage mal ja. Darum geht es, aber auch noch um einiges mehr.
Paramount Pictures
Kung Fu Panda
Filmreporter.de: Der Film wirkt an einigen Stellen etwas gewalttätiger als andere Cartoons für die Familie.

Mark Osborne: Ich glaube es ist die gleiche Art und Weise, wie Walt Disney seine Klassiker gemacht hat. Die Zuschauer bekommen Angst eingejagt, aber am Ende geht die Geschichte gut aus. Ich glaube, dass die dunkle Seite einer Geschichte ihre Berechtigung hat. Es sorgt auch dafür, die lustigen Teile des Films noch komischer wirken, wenn sie mit düsteren Szenen im Kontrast stehen. Nur so funktioniert der Film.

John Stevenson: Wir mochten einfach die Idee, dass eine Harmonie zwischen den Extremen hergestellt werden müsste. Das Yin-Yang-Symbol ist auf eine gewisse Weise sehr wichtig für uns geworden. Die Komödie und das Drama sind in diesem Film sehr gut im Gleichgewicht.

Filmreporter.de: Ist es Ihnen schwerer gefallen, nur als Synchronsprecher an diesem Film mitzuwirken oder erfordert es mehr Vorbereitung, selbst vor der Kamera zu stehen?

Hoffman: Ich glaube wir Schauspieler kommen mit beidem zurecht. Die Regisseure verdienen eine besondere Anerkennung. Sie haben uns einen Teil unserer Arbeit schon abgenommen. Sie haben den Figuren ein Gesicht gegeben, den ganzen Charakter der Figuren bereits entwickelt. Während wir unsere Texte eingesprochen haben, wurden wir gefilmt. Diese Aufnahmen gingen dann an die Animationsstudios. Sie versuchten dann ihre Figuren an unsere Interpretation anzupassen. Im Grunde haben wir nicht viel getan. Wir konnten uns einfach auf ihre Arbeit verlassen.

Osborne: Für uns war es einfach wunderbar, dass die Schauspieler mit diesem Film sehr ernsthaft umgegangen sind. Ihre Performance hat die Animateure wirklich inspiriert. Das war wirklich eine gute Zusammenarbeit.
Paramount
Jack Black trommelt in Cannes für "Kung Fu Panda"
Filmreporter.de: Bei einigen Aufnahmen im Synchronstudio haben Sie direkt mit Dustin Hoffman zusammen gearbeitet. Wie war das?

Black: Natürlich war es beeindruckend mit einem meiner ganz großen Idole und einem Meister der Zunft zu arbeiten. (Dustin Hoffman schnarcht) Hey Dustin, ich schütte hier meine Seele aus! Nein, es war einfach toll. Normalerweise steht man alleine im Tonstudio. Dustin gab mir auch so manchen Tipp. Manche Stellen spreche ich so, wie er sie mir nahe gelegt hat. Wenn Sie den Film sehen und ich flüstere war es immer Dustin, der das vorgeschlagen hat.

Hoffman: Immer wenn mir Leute begegnen fragen sie mich, ob ich sie Jack Black vorstellen kann. (lacht)

Filmreporter.de: Wie sind Sie eigentlich darauf gekommen, Jack Black für die Hauptrolle zu besetzen?

Stevenson: Wir hatten die Charaktere des Films schon entwickelt, bevor wir es gewagt haben, Jack zu fragen. Aber wir haben von Anfang an nur an ihn gedacht. Diese Rolle wurde für ihn geschrieben und gestaltet. Ich mache seit über 25 Jahren Filme und ich habe noch nie jemanden gesehen, der so sehr in seiner Rolle aufgegangen ist. Die beiden sind regelrecht miteinander verschmolzen.

Black: Ich habe nicht wirklich gedacht, ich würde in dem Film eine Rolle spielen. Ich musste nur mich selbst spielen. Ich bin ja selbst ein wenig wie ein Bär. Ich bin knuddelig, weich und faul. In Wirklichkeit habe ich gar nicht geschauspielert.
Jean-François Martin/Ricore Text
Jack Black: Für alles zu haben
Filmreporter.de: Herr Hoffman, wie kam es dazu, dass Sie diese Rolle übernommen haben?

Hoffman: Ich wurde gefragt. Und weil alle Schauspieler eitel sind wollen sie in den besten Filmen mitspielen. Dies ist einer der besten animierten Filme, die derzeit in die Kinos kommen. Das ist die ganze Wahrheit.

Filmreporter.de: Interessieren Sie sich auch für Kampfsport? Immerhin geht es in dem Film ja um Kung Fu.

Black: Wie alle anderen in meinem Alter bin auch ich mit Bruce Lee aufgewachsen und wollte so werden wie er. Vielleicht ist es die spirituelle Seite von Kung Fu, die uns so sehr fasziniert. Das alles wirkt sehr geheimnisvoll und das ist es, wonach Menschen sich sehnen.

Hoffman: Mit diesem Satz hat er schon oft versucht, eine Frau rumzukriegen.

Black: Es hat funktioniert...

Hoffman: Ich habe keine Ahnung von Kampfsport. Ich bin nicht sehr beweglich. Als ich einmal einige Gymnastikstunden für einen Film machen musste, sagte der Trainer zu mir: Zeig mir was du kannst. Auf meine Frage, ob ich versuchen solle, lustig zu sein, antwortete er: Mach's einfach so gut du kannst.

Filmreporter.de: Und wie steht es mit Animationsfilmen? Interessieren Sie sich dafür?

Hoffman: Nein. Es war eine Überraschung für mich, für diese Sprecherrolle besetzt zu werden.
Jean-François Martin/Ricore Text
Dustin Hoffman
Filmreporter.de: Wie steht es mit den Regisseuren? Interessieren Sie sich für Martial Arts?

Osborne: Wir lieben Martial Arts. Wir wollten auch respektvoll mit dieser Kampfkunst umgehen. Es geht um ein chinesisches Mysterium. Also haben wir im Internet fleißig recherchiert.

Stevenson: Man macht so leicht Fehler in der Choreographie. Wir wollten alles richtig machen. Unsere ganze Crew hat sich sehr darum bemüht. Wir haben alle Informationen mehrfach überprüft. Wir wollten die Tradition, die dahinter steht, würdigen.

Osborne: Im Grunde ist dieser Film eine Liebeserklärung an China, an seine 4.000 Jahre alte Kunst, seine Architektur, seine wundervolle Landschaft. Das Martial-Arts-Genre hat große Ähnlichkeiten mit dem amerikanischen Western.

Filmreporter.de: Wie gefällt es Ihnen hier in Cannes?

Black: Es stimmt natürlich, dass es eine Freude ist hier einen Film vorzustellen, der einem selbst gefällt. Ich halte diesen für eine meiner besten Arbeiten. Ich kann es gar nicht erwarten, dass er endlich gezeigt wird. Und welchen bessern Ort für eine Premiere gäbe es als Cannes, das größte Filmfestival der Welt?

Filmreporter.de: Mr. Hoffman, es ist viel Zeit vergangen seit Sie das erste Mal in Cannes waren. Was hat sich verändert?

Hoffman: Ich bin 70. Das erste Mal war ich hier 1967. Damals hat Hollywood noch die Filme gemacht, die das Independent-Kino heute produziert. Der Unterschied ist, dass Hollywood heute nur noch über Blockbuster nachdenkt, über die ganz großen Kassenerfolge. Das ist aber in anderen Bereichen genauso. Denken Sie an den Sport, an unser Kulturwesen. Das alles ist zu einem Produkt geworden. Wer wirklich gute Arbeit machen will, der wird versuchen, im Independent-Bereich seinen Weg zu machen.

Filmreporter.de: Haben Sie selbst schon einmal einen echten Pandabären gesehen?

Black: Ich habe nur einige Bilder im Fernsehen gesehen. Vielleicht werde ich ja einmal einem begegnen. Ich hoffe er wird mich mögen.
erschienen am 18. Mai 2008
Zum Thema
Kung Fu Panda (Kinofilm)
"Ich bin dann mal Po" hat sich wohl Hape Kerkeling gedacht, als er die Sprecherrolle für den leicht übergewichtigen Pandabären übernahm, der trotz seiner Talentlosigkeit Kung-Fu-Meister werden will. Das Schicksal will es, dass Po die Gelegenheit bekommt, sich zu beweisen. Weitere deutsche Sprecher des actionreichen Animationsfilms sind Schauspielerin Cosma Shiva Hagen und Improvisations-Komödiant Ralf Schmitz.
Musiker und Vollblutkomiker Jack Black hatte seinen ersten Auftritt mit zwölf Jahren für einen Tim Robbins gegründeten Schauspieltruppe. Nach kleineren Rollen in Serien wie in der Fernsehserie "Akte X", schaffte er mit "High Fidelity" den Durchbruch. Internationale Aufmerksamkeit bekommt er jedoch erst 2008, als er sowohl in "Abgedreht" zu sehen ist als auch eine Sprechrolle in "Kung Fu Panda" übernimmt. Seine Musikleidenschaft huldigt der Schauspieler nicht nur in Filmen wie "School of Rock",..
Dustin Hoffmans Eltern nennen ihren Sohn nach ihrem großen Idol, dem Stummfilm-Star Dustin Farnum. Beinahe hätte Hoffman die Träume seiner Eltern zerstört, denn er studiert zunächst Musik. Allerdings bricht er das Studium ab und geht 1958 nach New York, um Schauspiel am renommierten Gene Hackman und Robert Duvall bewohnt er eine WG.Die Reifeprüfung" (1967) gelingt, lebt Hoffman unterhalb der offiziellen amerikanischen Armutsgrenze. Für "Kramer gegen Kramer" und "Rain Man" erhält er jeweils den..
Mark Osbornes Weg zum Film verläuft bislang sehr gradlinig. Auf ein Kunststudium am New Yorker Pratt Institute folgte der Abschluss in experimenteller Animation am California Institute of the Arts. Die ganz großen Aufträge als Experte für Computeranimationen kamen nach dem Erfolg von "More". Der Kurzfilm läuft auf über 150 Festivals und wird 1999 als erster Film auf hochauflösendem 70-mm-Material für einen Oscar nominiert. Osborne haucht einigen Episoden der TV-Serie "Spongebob" Leben ein und..
John Stevenson ist ein Routinier, wenn es um die Entwicklung und Gestaltung von Filmcharakteren angeht. Schon 1978 entwarf er Figuren für die "Muppet Show". In den 1980er und 90er Jahren schrieb er Storyboards für Film und Fernsehen. Seit 2001 liegt sein Schwerpunkt auf Animationsfilmen. Er arbeitet an der Geschichte zu "Shrek - Der tollkühne Held" und "Shrek 2" (2004). Seine erste Regiearbeit fürs Kino ist "Kung Fu Panda" (2008). Als Leiter eines acht- bis zwölfköpfigen Autorenteams..
2024