Sony Pictures
Julia Roberts in Mona Lisas Lächeln
Das breiteste Lächeln ist zurück
Interview: Julia mal ganz lehrreich
Nach langer Abwesenheit von der Leinwand, ist Julia Roberts mit einem für sie ganz typischen Film ins Kino zurückgekehrt. In "Mona Lisas Lächeln" spielt sie das, was sie am besten kann - eine Frau mit dem breitesten Zahnpasta-Lächeln der Welt in einer Komödie über die prüden 50er Jahre. Die Rolle der kampflustigen und gleichzeitig liebesbedürftigen Universitätsprofessorin ist ihr wie auf den Leib geschrieben.
erschienen am 17. 01. 2004
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Julia flirtet mit Dominik West
Ricore: Sie sind eine Universitätsprofessorin, die reichen jungen Mädchen den Sinn des Lebens näher bringen und ihnen Möglichkeiten eröffnen will, die ihren Müttern verwehrt waren. Könnten sie sich vorstellen, Lehrerin zu sein, wenn Sie nicht schon ein Megastar wären?

Roberts: Ich sehe mich nicht als jemand, der anderen Möglichkeiten eröffnet oder ihnen etwas beibringt. Aber was ich an Mona Lisas Lächeln so interessant fand war die Dankbarkeit, die er in mir auslöste. Dankbarkeit für den Luxus, den ich als selbstverständlich betrachte. Ich rede hier nicht von materiellem Luxus, sondern von den Freiheiten, die ich in meiner liberalen Welt und in meinem liberalen Job habe. Für diese Freiheiten mussten Generationen von Frauen vor mir hart kämpfen. Der Hauptgrund, so einen Film überhaupt zu machen ist, die neue Generation an die Taten ihrer Groß- und Urgroßmütter zu erinnern.

Ricore: Wären Sie gerne Lehrerin?

Roberts: Nein, eher Kindergartentante! Das wäre eine viel bessere Umgebung für mich.

Ricore: Als Professorin beeinflussen Sie Ihre Studentinnen sehr stark. Gab es in Ihrem Leben einen Lehrer, der bei Ihnen tiefe Spuren hinterlassen hat?

Roberts: Erst mal waren da meine Eltern, beides Lehrer, also hatte ich die Vorbilder schon zu Hause. Und dann gab es ein paar Lehrer, die wirklich daran interessiert waren, uns Schüler für den Stoff zu begeistern. Die wirklich darauf aus waren, dass wir zuhören. Und sich dementsprechend Mühe gaben. Das hinterließ einen großen Eindruck bei mir. Natürlich hatte ich eine Lehrerin, die mich völlig links liegen ließ nachdem uns beiden klar wurde, dass ich ihre Klasse wiederholen werde. Sie schickte mich während ihrer Stunde immer in die Bibliothek. Aber das bewirkte immerhin, dass ich Bücher für mich entdeckte, das Lesen schätzen lernte. So profitierte ich also sowohl von den guten als auch den schlechten Lehrern.
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Von Julia lernen - in Mona Lisas Lächeln
Ricore: Die Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Kirsten Dunst und ihrer Mutter ist nur sehr schwer zu verdauen. Gab es zwischen Ihnen und Ihrer Mutter Generationskonflikte?

Roberts: Ich glaube, keiner Frau ist bewusst, wie viel sie ihrer Mutter verdankt, während sie aufwächst. Das wird uns allen erst viel später klar. Meine Mutter hat meine Schwester und mich sehr früh aus dem Nest gestoßen. Wir haben ihr das manchmal übel genommen. Heute wissen wir, dass wir unsere Lebensfähigkeit und unsere Selbstständigkeit von ihr haben. Heute sind wir dankbar, dass wir früh gelernt haben, auf eigenen Füssen zu stehen.

Ricore: Sie waren im Alter von Kirsten Dunst, Julia Stiles und Maggie Gyllenhaal als Sie Ihre Karriere begannen. Wie war Ihre Beziehung zu den jungen Kolleginnen?

Roberts: Es war richtig toll zu beobachten wie selbstsicher und ohne Angst diese jungen Damen waren. Ich war da ganz anders mit Anfang 20. Ich war total unreif. Das ist bei diesen Mädels ganz anders.

Ricore: Wie sehr hat sich Ihr Leben nach der Hochzeit mit Danny Moder verändert? Es scheint, Sie arbeiten viel weniger?

Roberts: Ja, wenn ich noch weniger arbeiten würde, würde mein professionelles Leben komplett zum Stillstand kommen! Aber im Augenblick reicht mir was ich tue. Was ich nicht sehr schätze ist, wenn die Leute automatisch annehmen, okay, sie ist verheiratet, sie ist glücklich, sie will nicht mehr arbeiten. In Wirklichkeit ist nur das Timing zufällig perfekt. Die Projekte, die ich annehmen will, werden mir nicht alle gleichzeitig angeboten. Und mein Privatleben ist ganz normal und viel zu langweilig, um darüber zu reden.
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Kunstvoll verschnörkelt: Mona Lisas Lächeln
Ricore: Wie hat sich das Leben Ihres Mannes verändert?

Roberts: Danny ist sehr scheu und privat, ein wundervoller Mensch, der nicht gern im Rampenlicht steht, und nicht gern etwas über sich in der Zeitung liest. Er hat diesen fragwürdigen Ruhm nicht gewählt, und aus Respekt ihm gegenüber spreche ich nicht über ihn - so gern ich sonst über ihn spreche! (lacht) Eine Zeitung ist einfach nicht das richtige Forum, um davon zu schwärmen, wie süß mein Mann ist.

Ricore: Steht ein Baby im Lebensplan?

Roberts: Durchaus möglich.

Ricore: In "Mona Lisas Lächeln", das in den 50er Jahren spielt, wird von Frauen erwartet, mit Anfang 20 zu heiraten, Mitte 20 Kinder kriegen, und für den Rest ihres Lebens Hausfrauen bleiben - ganz egal welch großartige Universität sie besucht haben. Inzwischen hat sich das, wie wir wissen, drastisch geändert - aber haben wir wirklich Zeit für alles?

Roberts: Ich war davon immer überzeugt. Ich denke, das ist sehr wohl ein realistischer Wunsch, ein gelebter Traum und eine verständliche Ambition. Ich selbst hatte das Glück, viele Jahre allein zu sein und mich meiner Karriere widmen zu können. Deshalb muss ich mich heute auch nicht mehr täglich drum kümmern. Ich habe jetzt den Luxus, mein Leben so zu leben wie ich es will, ich kann mich auch monatelang nur meinem Familienleben und meinen Freunden widmen, ohne dass meine Karriere darunter leidet.
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Julia Roberts als Professorin: nicht nur auf dem Fahrrad patent
Ricore: Man sagt Ihnen spätestens seit dem Oscar und Gagen jenseits der 20-Millionen-Dollar-Schallmauer eine ungeheure Machtposition in Hollywood nach. Was ist Ihr Verhältnis zur Macht?

Roberts: Ich halte Macht für ein abstrakter Begriff. Oft lache ich darüber. Ich höre es immer dann sehr oft, wenn ich Interviews gebe, das heißt, ich habe es heute öfter gehört als im gesamten letzten Jahr. Die Definition jedes einzelnen ist verschieden. Deshalb ist es sehr gefährlich. Ich glaube aber nicht, dass es in punkto Macht einen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt. In meinem Fall verwende ich die Bezeichnung nur, wenn ich beschreiben möchte, dass ich nach all den Jahren immer noch da bin, glücklich, im Besitz meiner Sinne und in einem Stück. Ich kann noch immer gerade Sätze formen, das ist meine Macht! (lacht)

Ricore: Dann definieren wir das Wort genauer: bedeutet Macht in Hollywood abgesehen von Mega-Gagen nicht auch, dass Sie ein kreatives Mitspracherecht haben?

Roberts: Es gibt genügend Regisseure, mit denen ich gearbeitet habe, die vom Gegenteil überzeugt sind! (lacht) Mit denen konnte ich nicht reden, geschweige denn durfte ich mitreden! Nein, ich glaube, dass Mitspracherecht mit der Zeit auf natürliche Weise entsteht. Ich habe begonnen, meine Ideen einzubringen, als ich schon ein wenig Erfahrung mitbrachte und mich selbstsicher genug fühlte. Und die Leute, die meine Ideen angenommen haben - oder mir wenigstens zugehört haben - hatten eben auch das Gefühl, dass meine Erfahrung mir das Recht gibt, den Mund aufzumachen. Es ist also alles eine sehr natürliche Entwicklung.
erschienen am 17. Januar 2004
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