MDR/ORF/epo-film/Petro Domenigg
Peter Weck in "Die Mutprobe"
Miese Regisseure?
Interview: Kritischer Peter Weck
Peter Weck ist seit über 50 Jahren auf der Theaterbühne zu Hause. Er übernimmt aber auch Spielfilmrollen und Regiearbeiten. In gemütlicher Gesprächsatmosphäre berichtete Weck Filmreporter.de, wie er in dieser Zeit von schlechten Regisseuren genervt wurde. Außerdem erzählte uns der 81-Jährige, weshalb er als Reisemuffel für "Das Traumhotel - Brasilien" (ARD, am 13. Januar 2012) nach Südamerika gereist ist und wie man eine Ehe dauerhaft aufrechterhält.
erschienen am 6. 01. 2012
ARD Degeto/Lisa Film/Renato Semanovschi
Heidelinde Weis und Peter Weck in "Das Traumhotel - Brasilien"
Ricore: Konnten Sie Brasilien über die Dreharbeiten hinaus kennenlernen?

Peter Weck: Ich war vor 40 Jahren schon mal wegen Dreharbeiten in Brasilien. Damals war ich in Rio, diesmal in San Salvador. Deshalb konnte ich keine großen Veränderungen feststellen.

Ricore: Sie fahren nicht gerne in den Urlaub. Was war der Reiz, für die Dreharbeiten so weit zu reisen?

Weck: Irgendwie hat es mich schon interessiert zu erfahren, ob sich meine Eindrücke von damals bestätigen, oder ob ich etwas Neues kennenlerne. Damals habe ich unter anderem interessante kulinarische Erlebnisse gemacht. Die gibt es heutzutage natürlich auch noch. Daher war der Aufenthalt angenehm und glücklicherweise auch auf etwa 14 Tage beschränkt. Die langen Flüge machen mir auch nichts aus. Ebenso waren Dreharbeiten und Rolle in Ordnung. Ich habe sehr positive Erinnerungen an alles.

Ricore: Wohin geht es, wenn Sie doch mal Urlaub machen?

Weck: Ich bin kein Strandlieger. Nach drei Tagen raste ich aus [lacht]. Da suche ich lieber verschiedene Lokale auf und achte darauf, dass ich etwas wirklich Einheimisches finde und keine Fremdenverkehrsfallen.

Ricore: Ist man als Schauspieler Fremden gegenüber aufgeschlossener?

Weck: Vielleicht. Ich habe zumindest kein Problem damit, auf fremde Leute zuzugehen. Abgesehen davon, gehe ich eh nicht gerne alleine los, sondern nehme lieber jemanden mit.
ARD Degeto/Lisa Film/Renato Semanovschi
Peter Weck und Heidelinde Weis in "Das Traumhotel - Brasilien"
Ricore: Begleitet Sie Ihre Frau an die Filmsets?

Weck: Weniger. Sie ist wohl an Reisen interessiert, aber nicht unbedingt mit einer Filmcrew. Wenn wir reisen, dann machen wir das privat.

Ricore: Sie beide sind seit über 40 Jahren verheiratet. Was ist Ihr Geheimnis?

Weck: Ich hab kein richtiges Geheimnis. Aber es ist so, dass man sein Augenmerk darauf legen muss, jemanden an seiner Seite zu haben, den man schätzt und der ein toller Mensch ist. Dann hat man eine Grundlage, die über die anfängliche Verliebtheit hinausgeht. Natürlich gibt es mal Konflikte, aber wenn man Humor hat, sind diese leichter zu lösen.

Ricore: Was schätzen Sie an Ihrer Frau?

Weck: Ihren Humor. Sie hat nichts mit Schauspielerei zu tun, hat viel Geschmack, ist eine ausgezeichnete Mutter und jetzt auch Großmutter. Sie konzentrierte sich ganz auf die Erziehung der Kinder, was für mich eine Entlastung war. Und bei meinen beiden Enkeln ist das jetzt genauso. Sie geht darin auf. Sie hat, was ich nicht habe. Denn trotz meiner ganzen Schauspielerei, bin ich nicht so kommunikativ wie sie.

Ricore: Was fanden Sie an Ihrer Frau interessant, als Sie sich kennenlernten?

Weck: Sie war sehr hübsch. Sie ist ein offener Mensch mit einer wunderbaren Ausstrahlung. Eine Ausstrahlung, die schon damals Verlässlichkeit angedeutet hat. Verlässlichkeit ist wichtig, wenn man häufiger weg ist und sich nicht darüber Gedanken machen will, was die andere Person währenddessen macht. Sie ist eine Frau, die zu einem steht. Das finde ich ganz toll.
Andrea Niederfriniger/Ricore Text
Peter Weck
Ricore: Ist Zuverlässigkeit auch das, worauf es im Filmgeschäft ankommt?

Weck: Schon. Aber die Zuverlässigkeit zwischen meiner Frau und mir ist keine Sache, die man abmacht, sondern spürt.

Ricore: Sie sind seit über 50 Jahren im Schauspielgeschäft. Was hat sich verändert?

Weck: Also der Weg war früher etwas dornenreicher. Ich hab ja als Schauspieler am Theater begonnen. Dabei habe ich an den größten deutschen Theaterhäusern wirklich alles rauf und runter gespielt. Dazu hat sich dann der Film gesellt. Da bin ich dann nicht ganz meiner Linie treu geblieben und habe einfache Unterhaltungsfilme gedreht. Beim Theater habe ich mich schließlich immer wieder erholt. Insbesondere bei den klassischen Rollen, um zu wissen, dass man wirklich Schauspieler ist. Das Andere muss man dann teilweise schnell vergessen.

Ricore: Bedeutet das, dass Sie manche Rollen bereuen?

Weck: Zu dem damaligen Zeitpunkt vielleicht noch nicht. Ich war ja auch noch in der Entwicklungsphase, wo man auch verführt wurde. Mit dem Geld das man verdient hat, konnte man sich vielleicht einen Sportwagen leisten. Aber am Theater hat man nun mal nicht besonders viel verdient. So war das dann ein Ausgleich. Ich habe an die 100 Spielfilme gedreht. Wahnsinn, was in so einem Leben alles passiert. Aber rückblickend kann man sagen, dass es wie überall im Leben Gutes und Schlechtes gibt. Aber ich war nie eine Modeerscheinung, sondern es ging immer kontinuierlich weiter. Dann hat sich alles so entwickelt. Die Regie hat sich dazu gesellt und ich wurde Theaterintendant, was eigentlich nicht geplant war. Aber wenn ich in etwas einsteige, dann präzise mit vollem Einsatz. Ich war zehn Jahre Intendant und es war eine sehr schöne Zeit. Aber Sie haben gefragt, was sich verändert hat. Als ich angefangen habe, hat es kein Fernsehen und keine Soap-Operas gegeben. Deren Darsteller kommen und gehen.

Ricore: Was halten Sie von Soap-Darstellern?

Weck: Solche Schauspieler haben wahrscheinlich noch nie ein Theater von innen gesehen. Da geht es gar nicht mehr um den klassischen Begriff "Schauspieler". In gewisser Weise haben es die neuen Schauspieler leichter.
NDR/ARD Degeto/Mona Film/ORF/Oliver Roth
Peter Weckund Gaby Dohm in "Die Liebe kommt mit dem Christkind"
Ricore: Gibt es eine bestimmte Rolle oder einen bestimmten Film, an den Sie gerne zurückdenken?

Weck: Da gibt es einige. Am Theater war natürlich eine der wesentlichen Rollen von mir die in Hugo von Hofmannsthals "Der Schwierige". Da habe ich in Berlin, Hamburg, bei den Festspielen von Salzburg und im Schauspielhaus Zürich gespielt. Ich verkörperte den Stani, was für mich eine Schicksalsrolle war.

Ricore: Hat Ihre Karriere danach erst so richtig begonnen?

Weck: Kann man sagen. Man hat mich gesehen und für den Film engagiert. Dann ging es los. Aber ich habe auch beim Film lieber wichtige und ernste, als heitere Rollen gespielt. Die waren oft Schmarrn.

Ricore: Wie motivieren Sie sich mit ihren 81 Jahren, wenn Sie vor der Kamera stehen?

Weck: Na ja, es ist halt so: Ich zwinge mich und lass mich auch von anderen zwingen. Wenn man mich will und altersentsprechende Rollen vorhanden sind, spiele ich immer noch gerne. Ich spiele nur nicht so gerne den lieben Opa. Aber wenn es um eine Rolle geht, bei der ein Pensionär durch die Beziehung zu einer Frau nochmal zum Leben zurückkehrt, dann ist das ganz lebensnah und interessant für ältere Menschen.

Ricore: Bekommen Sie oft Rollen wie die des lieben Opas angeboten?

Weck: Ja. Die will ich dann aber nicht und sage ab.
Lisa Film/Oliver Roth
Peter Weck in einer Szene in "Das Traumhotel"
Ricore: In Ihrem aktuellen Film wird das Thema 'Zweite Chancen' angesprochen. Sind Sie jemand der anderen eine zweite Chance gibt?

Weck: Natürlich. Aber wenn ich zum Beispiel als Regisseur sehe, dass ein Schauspieler nicht geeignet ist, dann bringt das auch nichts. Aber wenn ich sehe, dass nur die Rolle nichts für ihn ist, er aber schauspielern kann, dann kriegt er eine weitere Chance. Ich arbeite sehr gerne mit jungen Menschen zusammen. Und ich möchte diese auch gerne davor bewahren, von den falschen Leuten beeinflusst zu werden. Das ist mir nämlich mal früher passiert.

Ricore: Woran erkannt man denn das Potential eines Schauspielers?

Weck: Das ist so ein Gefühl. Ich habe da einen nahezu sezierenden Blick. Ziemlich schnell kann ich erkennen, ob jemand nichts kann oder einfach nur gefördert werden muss. Der leider verstorbene Peter Gerlach vom ZDF hat mich mal gefragt, warum manche Schauspieler immer besser geworden sind, wenn sie mit mir zusammengearbeitet haben. Das war ein sehr schönes Kompliment. Aber da spielt auch wieder die Verlässlichkeit eine Rolle und was davon zurückkommt. Die Schauspieler spüren, dass man kein Plauderer ist, sondern sein Gebiet beherrscht. Ich habe Erfahrung und kann diese auch vermitteln. Und ich kann auch einen Kontext herstellen zwischen Können und Wissen. Es ist schön, wenn man jemanden zu Besserem führen kann. Das ist die Psychologie, die ich liebe.

Ricore: Haben die Darsteller von "Das Traumhotel-Brasilien" von Ihnen Rat eingeholt?

Weck: Ja, das ist seltsam. Nicht nur beim aktuellen Film, sondern auch schon früher haben mich immer wieder Kollegen, auch namhafte Schauspieler, gefragt, wie ich eine bestimmte Szene spielen würde. Das hat mich damals auf den Gedanken gebracht, Regie zu führen. Das ist eine Begleitescheinung, die mir wahnsinnig wichtig ist. Im Prinzip bin ich aber auf die Regiearbeit wegen meines Empfindens für das Optische gekommen. Wenn ich ein Buch lese, dann habe ich schon die Auflösung der Kamera vor Augen.

Ricore: Stimmt es, dass Sie während eines Krankenhausaufenthaltes zur Schauspielerei kamen, weil sie immer das Personal nachgeahmt haben?

Weck: Das habe ich schon in meiner Kindheit gemacht. Meine Eltern haben immer gesagt: "Das tut man nicht". Aus dem Nichts heraus habe ich den Krankenschwestern und den geistlichen Schwestern etwas vorgespielt. Die haben sich gebogen vor Lachen. Eine war dabei, die mich dann gefragt hat, was ich da überhaupt machen würde. Ich habe geantwortet, dass ich es selbst nicht wisse. Da sagte sie, ich solle zur Schauspielschule gehen.
NDR/ARD Degeto/Mona Film/ORF/Oliver Roth
Peter Weck in "Die Liebe kommt mit dem Christkind"
Ricore: Haben Ihre Eltern Sie von Anfang an unterstützt?

Weck: Ja. Mein Vater hat gesagt: "Das Pferd kann ich dir geben, aber reiten musst du selbst." Aber da ich diesen Ritt, den er von mir verlangt hatte, also die Technik, schlecht absolviert hatte, kam das für mich wie gerufen. Trotzdem musste ich mich erst mal finden. Rückblickend war das Finden für mich die schönste Zeit.

Ricore: Sie haben 2007 das letzte Mal Regie geführt. Haben Sie vor, nochmals einen Film zu inszenieren?

Weck: Die Leute denken immer, dass ich zu alt bin. Aber Lust habe ich schon. Und viele wissen nicht, dass ich im Kopf jünger bin, als manch anderer. Man wird sehen. Ich verweigere mich nicht, wenn es sich um ein interessantes Projekt handelt.

Ricore: Gibt es ein bestimmtes Thema, da Sie gerne anpacken würden?

Weck: Nein, das nicht .Das Buch muss mir gefallen. Wenn nicht, dann soll es jemand anders machen. Aber wenn es ein gutes Thema ist, dann würde ich gerne wieder Regie führen. Ich bin schon ein Mensch, der gerne die Fäden in der Hand hat. Sowohl vom Geschmacklichen wie vom Organisatorischen her. Heutzutage sind Produzenten ja abhängig vom Sender. Früher haben die Produzenten noch selbst entschieden, wer für sie arbeiten soll. Egal ob es der Wendlandt war oder jemand anders. Sie haben gesagt: "Ne, der Weck macht das." Heute bekommt man Regisseure vorgesetzt, die nicht viel können. Wie die vom Sender eingeschleust werden, ist mir ein Rätsel! Da muss man immer schauen, wo man bleibt [lacht].

Ricore: Vielleicht kosten gute Regisseure zu viel und man will schlicht Geld sparen?

Weck: Genau. Bewegen tut sich immer etwas vor der Kamera. Das funktioniert auch, wenn der Regisseur schlecht ist.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 6. Januar 2012
Zum Thema
Peter Weck wird am 12. August 1930 in Wien geboren. Im Anschluss an einen zweijährigen Aufenthalt an der Wiener Hochschule für Kunst und Musik beginnt er 1951 ein Maschinenbau-Studium. Das bricht er jedoch zugunsten der Schauspielerei ab. Als 23-Jähriger gibt Weck am Stadttheater Klagenfurt im Stück "Diener zweier Herren" von Carlo Goldoni sein Theaterdebüt. Zu seinen erfolgreichsten Bühnenrollen gehören jene des Stani in Hugo von Hofmannsthals "Der Schwierige" und die des Bleichenwang in..
Das Traumhotel (Kinofilm)
2024