Warner Bros. Pictures
Kostja Ullmann
'Die Filmbranche ist nicht das Wichtigste'
Interview: Kostja Ullmann behält Bodenhaftung
Kostja Ullmann hat sich als Theaterdarsteller, Film- und Fernsehschauspieler sowie als Synchron- und Hörbuchsprecher längst etabliert. Anlässlich seiner Rolle im Komödien-Drama "Grossstadtklein" stellt er sich den Fragen von Filmreporter.de. Dabei verrät der Hamburger Jung, dass er seine ersten Liebegefühle schon in der fünften Klasse erleben durfte, wie er mit Kritik an seiner Arbeit umgeht und wann Fans für seinen Geschmack zu weit gehen.
erschienen am 31. 08. 2013
Warner Bros. Pictures
Kostja Ullmann in "Grossstadtklein"
Schön war die Erste Liebe
Ricore Text: Ihr aktueller Film "Großstadtklein" handelt auch von der ersten großen Liebe. Wie war diese bei Ihnen?

Kostja Ullmann: Schön war sie (lacht). Also zumindest zum ersten Mal richtig verliebt war ich in der fünften Klasse. Da hatte ich meine erste Freundin, mit der ich ein ganzes Jahr zusammen war. Das ist ja ganz schön lang, wenn man bedenkt, wie alt wir da waren. Es war wirklich wunderschön. Vor allem der erste Kuss war etwas ganz Besonderes.

Ricore: Haben Sie das Mädchen nochmal irgendwann kontaktiert?

Ullmann: Also wir sind - wie heutzutage üblich - weiter über Facebook in Kontakt. Sie lebt mittlerweile als Mutter von zwei Kindern im Ausland und führt ein schönes und glückliches Leben.

Ricore: In "Großstadtklein" hat die Freundin des Protagonisten Schwierigkeiten damit, Nähe zuzulassen. Kennen Sie das?

Ullmann: Eigentlich nicht, denn wenn ich eine Beziehung eingehe, habe ich auch wirklich große Absichten dahinter. Deshalb fällt es mir dann nicht schwer, mich auf Nähe einzulassen. Allerding konnte ich mir früher noch nicht vorstellen, eine jahrelange Beziehung zu führen. Mittlerweile ist die Beziehung zu meiner Freundin für mich das Schönste überhaupt.

Ricore: Hatten Sie denn mal eine Partnerin, für die Nähe ein Problem war?

Ullmann: Einmal habe ich erlebt, dass eine Partnerin wahrscheinlich gar keine richtige Beziehung wollte. Das passt dann einfach nicht und da habe ich die Beziehung beendet.

Ricore: Sie haben schon häufiger gesagt, dass Sie sich oft immer noch wie ein Kind fühlen. Wird man durch die ganzen Erfahrungen, die man als Schauspieler macht, nicht schneller als Altersgenossen erwachsen?

Ullmann: Natürlich wirken die vielen Reisen und all die Dinge, die mit Film zu tun haben, auf einen ein. Daher habe ich sicherlich einen größeren Erfahrungsschatz als so manch anderer in meinem Alter. Trotzdem fühle ich mich überhaupt nicht erwachsen. Vielleicht ist das auch ganz normal. In der fünften Klasse denkt man immer, dass die Kinder aus der zehnten Klasse schon so alt sind. Wenn man dann selbst in diesem Alter ist, fühlte man sich immer noch jung. Dann schaut man weiter nach vorne und findet wieder jemand, den man als alt empfindet. Vielleicht ist das auch ein Trick, um sich ewig jung zu fühlen (lacht). Aber ich habe auf der anderen Seite auch gar keine Sorge davor, älter zu werden. Ich werde bald 30, aber das macht mir gar nicht aus. Ich glaube es kommt wirklich darauf an, wie man sich fühlt und was man so macht.
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Tobias Schenke und Kostja Ullmann auf der Deutschlandpremiere von "Die vierte Macht"
Schmerzliche Kritik zu "Verfolgt"
Ricore: Ihre Freundin Janin Reinhardt ist auch Schauspielerin und genau wie Ihre Familie in der Filmbranche tätig ist. Unterstützen und kritisieren Sie sich gegenseitig, wenn einer beispielsweise einen Film dreht?

Ullmann: Ich glaube es ist ganz normal, dass man sich auch gegenseitig kritisiert. Meine Eltern haben mir den Beruf des Schauspielers überhaupt erst nähergebracht und haben von Anfang an darauf geachtet, was ich für Filme drehe. Ich bin auch sehr dankbar, dass sie so ehrlich mit mir sind, wenn ihnen meine Arbeit mal nicht so gefallen hat oder wenn sie einen Fortschritt sehen. Die Anmerkungen von meiner Familie in Bezug auf meine Arbeit nehme ich auch ernster, als die von Leuten, bei denen ich nicht wissen kann, ob sie ehrlich mit mir sind.

Ricore: Ist Ihnen ansonsten eher die Meinung der Filmkritiker oder des Kinopublikums wichtig?

Ullmann: Beide sind wichtig, aber das Publikum sind die Menschen, die extra ins Kino gehen, und denen soll es gefallen. Die Meinungen von Kritikern können mal schmeicheln und mal wehtun, sind aber wohl nicht für den weiteren Verlauf einer Karriere verantwortlich.

Ricore: Gab es mal eine Kritikerstimme, die Sie besonders gefreut oder geärgert hat?

Ullmann: Also bislang wurde ich echt sehr verschont und lieb behandelt. Es gab aber eine negative Kritik zu dem Film "Verfolgt", den ich sehr mag und in dem meine Rolle sehr schwierig zu spielen war. Das hat dann schon irgendwie wehgetan, aber ich habe daraus gelernt, nicht alles zu ernst zu nehmen. Man kann eh nicht immer allen gefallen.

Ricore: Sie haben ja schon mehrere Filmpreise erhalten. Wie wichtig sind Ihnen solche Auszeichnungen?

Ullmann: So etwas gibt einem schon Kraft und zeigt, dass man auf dem richtigen Weg ist. Anderseits gibt es nun mal auch einige Preise, bei denen es sehr viel um Politik geht. Man muss also gucken, welchen Preis man ernst und welchen man weniger ernst nehmen muss. Gerade die unabhängigen Publikumspreise schmeicheln daher besonders.

Ricore: Stört es Sie, auf der Straße erkannt und angesprochen zu werden?

Ullmann: Eigentlich nicht. Es ist ja auch nicht so, dass ich nicht in die Stadt gehen könnte, ohne in Ruhe einzukaufen. Die Leute sprechen einen auch nur an, wenn ihnen ein Film mit mir gefallen hat. Das freut mich dann natürlich. Ich wurde jetzt auch noch nicht angepöbelt oder so (lacht).
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Lässiger Kostja Ullmann auf der Schwalbe
Kostja Ullmann nimmt Filmtrubel nicht zu ernst
Ricore: Wann würde es denn für Sie zu weit gehen?

Ullmann: Also es gab mal einen Fan, der hat meine Nummer rausgefunden und immer wieder angerufen. Solche Belästigungen gehen natürlich in die Privatsphäre. Von meiner eigenen Person will ich gegenüber der Öffentlichkeit auch nicht allzu viel preisgeben.

Ricore: Gibt es in Ihrem Umfeld auch Menschen, die neidisch auf Ihren Erfolg reagieren?

Ullmann: Aus meinem Freundeskreis, der noch der aus meiner Schulzeit in Hamburg stammt, höre ich eigentlich nur positive Dinge. Dass ich stets auf dem Boden geblieben bin, verdanke ich vor allem meinen Eltern, die mir immer wieder eingebläut haben, die Filmbranche nicht zu ernst zu nehmen. Auch Kollegen aus der Branche freuen sich darüber, dass ich bodenständig geblieben bin.

Ricore: Sie sind aufgrund Ihres Berufes viel unterwegs. Möchten Sie trotzdem eines Tages Kinder haben?

Ullmann: Kinder interessieren mich sehr. Ich habe mal ein Praktikum in einem internationalen Kindergarten gemacht, habe auch schon so auf Babys aufgepasst und daher einen guten Draht zu Kindern. Wann ich aber selbst mal Kinder haben werde, können meine Partnerin und ich noch nicht sagen.

Ricore: Sie sind als Film- und Theaterschauspieler sowie als Synchron- und Hörbuchsprecher tätig. Was ist ihre größte Leidenschaft?

Ullmann: Vor der Kamera zu stehen macht mir schon am meisten Spaß. Beim Kino hat man außerdem aufgrund mehrerer Proben und Drehtage die Möglichkeit, sich mit der Rolle noch intensiver zu befassen. Und beim Film kann man alles etwas dezenter spielen. Theater ist aber auch sehr spannend und ich werde es nächstes Jahr vielleicht wieder machen. Beim letzten Mal war ich bei jeder Vorstellung extrem aufgeregt und ich glaube ich muss noch viel mehr Erfahrungen am Theater sammeln, um mich wie beim Fernsehen richtig wohl zu fühlen. Auch vor Synchronsprechern habe ich riesigen Respekt, denn die leisten eine wirklich schwierige Arbeit.

Ricore: Haben Sie ein schauspielerisches Vorbild?

Ullmann: Also es gibt so viele tolle Schauspieler, aber ich habe nie so ein richtiges Vorbild gehabt, weil ich immer mein eigenes Ding machen wollte. Ein Darsteller wie Al Pacino ist natürlich Weltklasse oder ich schau mir vielleicht mal ab, was Jack Nicholson mit seinem Gesicht machen kann. Trotzdem bin ich ja ein Individuum und versuche herauszufinden, was meine Stärken sind.

Ricore: Was würden Sie machen, wenn Sie nicht Schauspieler geworden wären?

Ullmann: Durch meine Erfahrungen mit Kindern, könnte ich mir auch vorstellen im sozialen Bereich zu arbeiten. Ich hatte sogar den Wunsch eine Ausbildung zum Erzieher zu machen, aber momentan bin ich durch die Filmbranche genug ausgelastet.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 31. August 2013
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