Sony Pictures Entertainment
Living - Einmal wirklich im Leben (2022)

Living - Einmal wirklich im Leben

Originaltitel
Living
Regie
Oliver Hermanus
Darsteller
Alex Sharp, Adrian Rawlins, Hubert Burton, Oliver Chris, Bill Nighy, Michael Cochrane
Kinostart:
Deutschland, am 18.05.2023 bei Sony Pictures
Genre
Drama
Land
Großbritannien, Japan, Schweden
Jahr
2022
FSK
ab 6 Jahren
Länge
102 min.
IMDB
IMDB
Homepage
www.Living-Film.de
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Stimmige Drama mit einem großartigen Bill Nighy
An seinem ersten Arbeitstag in der Abteilung für die Vergabe öffentlicher Bauaufträge der London County Hall verfängt sich Peter Wakeling (Alex Sharp) schnell im Gestrüpp der Bürokratie. Die Papierstapel auf seinem Schreibtisch dürfen nie kleiner werden, verraten ihm seine Kollegen. Bittsteller wie die drei Frauen, die einen Spielplatz für ihre Kinder statt einer Trümmerwüste voller Ratten für ihre Kinder in ihrer Umgebung wünschen, werden deshalb schon mal von Büro zu Büro geschickt. Ihre Petition landet nach einer Odyssee durch viele Abteilungen wieder auf dem Stapel seines Chefs Mr. Williams (Bill Nighy).

Nur wenige Stunden später erhält Williams eine niederschmetternde Diagnose. Er hat Krebs und laut den Ärzten nur noch sechs, vielleicht noch neun Monate zu leben. Der Witwer hat nicht den Mut, die traurige Nachricht seinem Sohn und dessen Frau mitzuteilen. Zumal letztere es es eh auf sein Erbe abgesehen hat. Kurzerhand hebt er die Hälfte seiner Ersparnisse ab und reist an die Küste, um endlich zu leben und sich zu unterhalten. Doch ein Trip durch das Nachtleben reicht ihm dann schon wieder. Zurück in London, trifft er auf die lebenslustige Mrs. Harris (Aimee Lou Wood), die ihm einen neuen Blick auf sein mögliches Vermächtnis ermöglicht. In seinen letzten Wochen bringt er fortan den Amtsschimmel auf Trab.
Parallelen zum Heute sind nicht zufällig, sondern beabsichtigt. Der Spießrutenlauf der drei Frauen mutet ein wenig kafkaesk an. Auch viele Zuschauer werden sich darin wiedererkennen. Sie werden vielleicht auch schmunzeln, dass sich in den Jahrzehnten seit der Premiere des Originals so wenig verändert hat. Oliver Hermanus adaptiert Akira Kurosawas Meisterwerk "Ikiru - Einmal wirklich leben" aus dem Jahr 1952, der seinerseits auf einem Roman von Leo Tolstoy beruht. Dafür verlegt Hermanus die Handlung aus dem Nachkriegsjapan ins London des Jahres 1953. Um die Stimmung der Zeit zu treffen, knüpft er in der Bildgestaltung an die Meisterwerke jener Ära an - sei es mit der Wahl des Bildformats 4:3 oder auch der Farbgestaltung. Für die Erinnerungsfetzen von Williams wechselt er zu schwarzweiß und für die einleitende Sequenz werden Aufnahmen von London aus alten Wochenschauen digital überarbeitet.

Das emotional stimmige Drama ist auf den großartigen Bill Nighy zugeschnitten, dessen einsamer Bürokrat im Laufe der Handlung sichtlich aufblüht und schließlich sogar singen darf. Einen Sohn hat er gezeugt, ein Haus gebaut, nur der Baum fehlt, den er nun symbolisch für die Nachwelt pflanzt. Er spielt eindringlich jenen älteren, unscheinbaren Bürohengst, den Harris Mr. Zombie getauft hat. Über der Arbeit und dem Lauf der Jahre hat er das Leben vergessen. Schon lange trägt er den gleichen dunklen Anzug und den gleichen Hut wie die anderen Beamten. Dass Williams die runde Kopfbedeckung geklaut wird und er ein anderes Design wählt, das aus der Uniformität ausbricht, gehört zu den vielen kleinen Details, mit denen seine innere Wandlung nach außen gekehrt wird. Sein zu Herzen gehendes Schicksal regt mit leisen Tönen an, das eigene Dasein zu reflektieren.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Mr. Williams (Bill Nighy) hat nicht mehr lange zu leben. Die verbliebene Lebenszeit nutzt er für eine gute Tat.
 
Parallelen zum Heute sind nicht zufällig, sondern beabsichtigt. Zuschauer werden schmunzeln, dass sich in den Jahrzehnten seit der Premiere von...
Sony Pictures Entertainment, Number 9 Films, Ross Ferguson
Living - Einmal wirklich im Leben (2022)
2024