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Napoleon (2023)

Napoleon

Originaltitel
Napoleon
Alternativ
Kitbag (Arbeitstitel)
Regie
Ridley Scott
Darsteller
Joaquin Phoenix, Vanessa Kirby, Tahar Rahim, Rupert Everett, Mark Bonnar, Paul Rhys
Kinostart:
Deutschland, am 23.11.2023 bei Sony Pictures
Kinostart:
Österreich, am 24.11.2023 bei Sony Pictures Filmverleih
Kinostart:
Schweiz, am 23.11.2023 bei Sony Pictures Switzerland
Genre
Action, Biographie
Land
Großbritannien, USA
Jahr
2023
FSK
ab 16 Jahren
Länge
157 min.
IMDB
IMDB
Homepage
www.Napoleon-Film.de
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Unterhaltsames Historienbiopic von Ridley Scott
Ein Scharfschütze nimmt Napoleon Bonaparte (Joaquin Phoenix) ins Visier. Doch Wellington (Rupert Everett) lehnt den Weitschuss ab. Zehntrausende Soldaten müssen noch ihr Leben lassen, ebenso viele werden verstümmelt. Erst dann wird der Usurpator ins endgültige Exil auf dem öden Eiland St. Helena verbannt.

Sein fulminanter Aufstieg beginnt Mitte der 1790er Jahre. Vor Toulon rettet er die französische Republik vor dem Einmarsch Großbritanniens. Der Erfolg stachelt seine Ambitionen an – mit der Kaiserkrönung ist er am 2. Dezember 1804 auf dem Zenit seiner Macht. Doch als Politiker versagt das Kriegs-Genie.

Auch ist er alles andere als ein galanter Liebhaber. Seine Frau Josephine (Vanessa Kirby) macht ihn mit ihren Affären zum Gespött der Öffentlichkeit. Als er sich von ihr trennt, weil sie ihm keine Kinder schenkt, ist dies der Anfang von seinem Ende.
Während Ridley Scotts Sicht auf den Privatmensch Napoleon leicht zu erkennen ist, sind die politischen Einordnungen versteckter. Immer wieder ist dem Epos anzumerken, dass der Altmeister eine sehr viel längere Fassung im Hinterkopf hat, die wohl erst bei der Veröffentlichung auf dem Streamingdienst Apple+ veröffentlicht wird. In der Kinofassung gehen die Figuren in der Handlung verloren oder ihre Rolle in der Geschichte wird nur kurz angedeutet. So hat Jannis Niewöhner als Josephins Liebhaber Hippolyte Charles kaum Spielzeit. Viel zu kurz kommt auch der politische Background der Ära Napoleon. Preußen – taucht mal am Ende auf, die deutschen Staaten spielen keine Rolle.

Doch auch in der gekürzten Fassung ist Scott erneut ein beeindruckender, sehenswerter, und auch aktueller Film gelungen. Auf den ersten Blick ist "Napoleon" ein Antikriegsfilm. Mehrere Schlachten wurden aufwändig nachgestellt und jedem Laien wird die Taktik der verschiedenen Parteien deutlich, die über Sieg und Niederlage entschieden. Auch der Einfluss des Regens auf das französische Fiasko in Waterloo wird thematisiert. Ins Gedächtnis brennen sich vor allem die blutigen Szenen des rücksichtslosen Abschlachtens auf dem Schlachtfeld.

Auf den zweiten Blick ist "Napoleon" eine Demontage des Heldenmythos. Als militärischer Stratege mag er lange ein Fachmann gewesen sein, die Ränkespiele der Politik an den europäischen Höfen mit ihren wechselnden Bündnissen bleiben dem Emporkömmling lebenslang fremd. Er erweist sich zudem als absolut beratungsresistent. Was auch im Gesichtsausdruck von Joaquin Phoenix abzulesen ist. Mürrisch, stoisch absolviert er seinen Auftritt. Nur in wenigen Szenen hat er ein kurzes Lächeln auf den Lippen.

Auf den dritten Blick ist das Biopic aus der Sicht eines Demokraten auf Aristokratie und Diktatoren geschrieben, die im Namen des Fortschritts an die Macht kommen und sich mit allen Mitteln an sie klammern. Die Parallelen zur Weltgeschichte erkennt der Zuschauer nicht nur im kurzen Verweis auf die Terrorherrschaft unter Robespierre (Sam Troughton). Es sind vor allem die Kleidung, die Perücken und die üppigen Mahlzeiten, die die einstigen Revolutionäre bald einnehmen, dem einfachen Volk haben sie die Revolution gestohlen. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - diese Ideale gab es nur auf dem Papier.

Regisseur Ridley Scott bleibt sich mit seinem künstlerischen Ansatz treu. Seine Filme geben Denkanstöße. Zugleich unterhalten seine Filme. "Napoleon" ist ein brillant gefilmtes, opulent ausgestattetes Biopic, das dem Korsen über knapp 30 Jahre folgt, das sich dessen Persönlichkeit annähert und nie zur reinen Geschichtslektion wird.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
 
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