Neue Visionen Filmverleih
Club Zero (2023)

Club Zero

Originaltitel
Club Zero
Regie
Jessica Hausner
Darsteller
Mia Wasikowska, Sidse Babett Knudsen, Amanda Lawrence, Amir El-Masry, Sam Hoare, Elsa Zylberstein
Kinostart:
Deutschland, am 28.03.2024 bei Neue Visionen Filmverleih
Kinostart:
Österreich, am 17.11.2023 bei Filmladen
Kinostart:
Schweiz, am 01.02.2024 bei Praesens-Film
Genre
Thriller
Land
Österreich, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Dänemark, Katar
Jahr
2023
FSK
ab 12 Jahren
Länge
110 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Dystopisches, höchst aktuelles Drama
Der talentierte junge Balletttänzer Fred (Luke Barker) gehört zum neuen Jahrgang eines Eliteinternats. Genau wie Ben (Samuel D Anderson), dessen Mutter ihn alleine erzieht, sowie die Teenagerinnen Elsa (Ksenia Devriendt), Ragna (Florence Baker) und Helen (Gwen Currant).

Auf ihrem Stundenplan steht auch Ernährung. Die Stunden werden von Miss Novak (Mia Wasikowska) gegeben. Sie überredet die Klasse zu einem Experiment. Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre Nahrungsaufnahme reduzieren. Die Mehrheit der Teenager springt bald ab, aber die Fünf halten durch. Vor Weihnachten ekelt sie sogar jede Nahrungsaufnahme an. Ihre Eltern werden immer unruhiger, doch Direktorin Dorsett (Sidse Babett Knudsen) wimmelt ihre Klagen ab, denn sie fürchtet einen Skandal.

Doch auch sie kann die Augen nicht vor den Konsequenzen des Experiments schließen. Novak schlackert in ihren Kleidern und den ihr Anvertrauten geht langsam auch die Kraft für Sport, Ballett und Bewegung aus.
Mit dem dystopisch wirkenden, aber höchst aktuellen Drama legt die Österreicherin Jessica Hausner ihren fünften Spielfilm und zugleich ihrer zweiten englischsprachigen Produktion nach "Little Joe - Glück ist ein Geschäft"(2019) vor. Das Drehbuch schreibt sie erneut gemeinsam mit Géraldine Bajard. Inspirieren lassen sich die Autorinnen für die Geschichte um Verführung und Manipulation von der Legende vom "Rattenfänger von Hameln", wie Hausner bei der Premiere des Films im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes verrät.

Wobei die von Mia Wasikowska gespielte Protagonistin im Gegensatz zum Vorbild der Figur keinen rational nachvollziehbaren Grund braucht, um die Teenager zu manipulieren. Ihr Handeln entspringt ihrem christlichen Glauben, was Hauser allerdings nur andeutet. Die Regisseurin spielt damit nicht nur auf fragwürdige Interpretationen der christlichen Lehre durch selbst ernannte Heilsbringer und Propheten an. Sie nimmt auch das Motiv ihres Films "Lourdes" auf. Novak und bald auch ihre Schützlinge haben viel von der Hingabe der Gläubigen, die nach Frankreich pilgern und an Wunder glauben. Unübersehbar ist auch der Rückgriff auf Motive von Hausners Langfilmdebüts "Hotel"- in beiden Filmen haben die Jugendlichen ein sehr angespanntes, keinesfalls von Vertrauen geprägtes Verhältnis zu ihren Eltern.

Stilistisch knüpft sie eher an "Little Joe" an, beide Werke führen in eine sterile, kalte und beklemmende Welt, in der für Liebe und Gefühle kaum noch Platz scheint. Die Einrichtung der Schule und die Häuser der Eltern sind modern, funktional, glatte Flächen beherrschen das Design. Da ist kein Raum für emotionale Nippes oder Privates.

Vor allem ist "Club Zero" ein stringent erzähltes, intelligentes Drama über Manipulation auf allen Ebenen. Keiner kann sich ihnen entziehen, keiner durchschaut die Mechanismen. Im Zentrum stehen die Gefahren für leicht beeinflussbare junge Menschen. Die besteht im Willen von Lehrern, Influencern oder anderen vermeintlichen Autoritäten. Und auf der anderen Seite von meist wohlhabenden Erwachsenen, die einen bestimmten Wertekanon kaum noch hinterfragen und bei der Erziehung überfordert sind. Oder die wie Bens Mutter einfach glauben wollen, was auf diesem Elite-Internat geschieht, muss einfach das Beste für ihr Kind sein. Auch sie ist Teil einer manipulativen Gesellschaft.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
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Club Zero (2023)
2024