
Leonine Studios
Die Ermittlung (2024)
Die Ermittlung
Oratorium von Peter Weiss
Originaltitel
Die Ermittlung
Alternativ
Die Ermittlung. Oratorium in elf Gesängen von Peter Weiss
Regie
Darsteller
Kinostart:
Deutschland, am 25.07.2024 bei Leonine Distribution
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2024
FSK
ab 12 Jahren
Länge
240 min.
IMDB
|0 katastrophal
brillant 10|
6,0 (Filmreporter)
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Extras: Länge der Originalfassung mit 11 Gesängen: 240 Minuten • Länge der gekürzten Fassung mit 8 Gesängen: 186 Minuten
Filmadaption eines eindringlichen Theaterstücks
Der Richter (Rainer Bock) im ersten großen Auschwitz-Prozess in der Geschichte der Bundesrepublik ist nicht zu beneiden. Er muss den Angeklagten einen fairen Prozess garantieren und die traumatisierten Zeugen schützen. In seiner Haltung macht er immer wieder klar, dass er ihren Aussagen über die ungeheuerlichen Verbrechen Glauben schenkt.
Der Staatsanwalt (Clemens Schick) hat erdrückende Beweise für die Verstrickung der Angeklagten in die Vernichtungsmaschinerie des nationalsozialistischen Deutschlands gesammelt. Dabei behält er neben Menschen jüdischen Glaubens auch die Soldaten der Sowjetarmee im Blick. An ihnen wurde die systematische Vergasung von Menschen erprobt.
Die Aussagen der Zeugen sind selbst heute schwer auszuhalten. Neben dem Grauen schildern sie auch die Entmenschlichung im Kampf ums Überleben. Die Angeklagten bestreiten die Anschuldigungen, geben nur zu, was unter der Last der Beweise nicht zu leugnen ist. Das lebenslange Trauma der Zeugen durch die Verschleppung nach Auschwitz wird nur gestreift. Zugleich schimmert immer wieder durch, dass ihre Peiniger in der Bundesrepublik Karriere machten und auch die Firmen, die von der Ausbeutung der Arbeitskraft der Häftlinge profitierte, längst wieder gut im Geschäft sind.
Der Staatsanwalt (Clemens Schick) hat erdrückende Beweise für die Verstrickung der Angeklagten in die Vernichtungsmaschinerie des nationalsozialistischen Deutschlands gesammelt. Dabei behält er neben Menschen jüdischen Glaubens auch die Soldaten der Sowjetarmee im Blick. An ihnen wurde die systematische Vergasung von Menschen erprobt.
Die Aussagen der Zeugen sind selbst heute schwer auszuhalten. Neben dem Grauen schildern sie auch die Entmenschlichung im Kampf ums Überleben. Die Angeklagten bestreiten die Anschuldigungen, geben nur zu, was unter der Last der Beweise nicht zu leugnen ist. Das lebenslange Trauma der Zeugen durch die Verschleppung nach Auschwitz wird nur gestreift. Zugleich schimmert immer wieder durch, dass ihre Peiniger in der Bundesrepublik Karriere machten und auch die Firmen, die von der Ausbeutung der Arbeitskraft der Häftlinge profitierte, längst wieder gut im Geschäft sind.
Unter dem Schock des Gehörten und des Geschehens im Prozess schreibt Dramatiker Peter Weiss "Die Ermittlung", ein Oratorium mit elf Gesängen. Das Stück des dokumentarischen Theaters, in dem Aussagen der Zeugen entgegen einem typischen Prozess zu mehreren Sachverhalten zusammengestellt werden, feiert 1965 Premiere. Regisseur RP Kahl hat es nun mit prominenter Besetzung bis in kleinste Nebenrollen verfilmt.
Der Film verlässt nie den kargen Bühnenraum und die Form des Theaterstückes, was dem Zuschauer über vier Stunden ein gehöriges Stück Aufmerksamkeit abverlangt. Wenn Schauspieler den Text natürlich in perfektem hochdeutsch sprechen, nur manchmal wird angedeutet, dass die Opfer aus anderen Ländern kommen, funktioniert das nur bedingt auch wegen dem künstlichen Theaterrahmen. Nur einmal verlässt der Film die absolute Sachlichkeit, wenn eine Zeugin Emotionen zeigt. Auch wenn es immer wieder um das Ringen um die Wahrheit geht, hätte sich eine Bearbeitung der Vorlage an einigen Stellen gelohnt.
Beinahe 60 Jahre nach der Uraufführung hat die Treue zum Original mit seinem Willen zur Bekanntmachung der Gräuel und zugleich zur Entfremdung, einen anderen Effekt als für Zeitgenossen. Zumindest sollte man hoffen, dass die Schrecken des Holocaust nicht nur Schulstoff sind, sondern längst auch in den Köpfen der Deutschen angekommen sind. Das Wissen um die Geschehnisse wird aber ganz offensichtlich wieder dünner. Daher ist es notwendig, auch in der Kunst auf diesen Stoff zurückzugreifen.
Der Film verlässt nie den kargen Bühnenraum und die Form des Theaterstückes, was dem Zuschauer über vier Stunden ein gehöriges Stück Aufmerksamkeit abverlangt. Wenn Schauspieler den Text natürlich in perfektem hochdeutsch sprechen, nur manchmal wird angedeutet, dass die Opfer aus anderen Ländern kommen, funktioniert das nur bedingt auch wegen dem künstlichen Theaterrahmen. Nur einmal verlässt der Film die absolute Sachlichkeit, wenn eine Zeugin Emotionen zeigt. Auch wenn es immer wieder um das Ringen um die Wahrheit geht, hätte sich eine Bearbeitung der Vorlage an einigen Stellen gelohnt.
Beinahe 60 Jahre nach der Uraufführung hat die Treue zum Original mit seinem Willen zur Bekanntmachung der Gräuel und zugleich zur Entfremdung, einen anderen Effekt als für Zeitgenossen. Zumindest sollte man hoffen, dass die Schrecken des Holocaust nicht nur Schulstoff sind, sondern längst auch in den Köpfen der Deutschen angekommen sind. Das Wissen um die Geschehnisse wird aber ganz offensichtlich wieder dünner. Daher ist es notwendig, auch in der Kunst auf diesen Stoff zurückzugreifen.

Leonine Studios
Dorka Gryllus, Clemens Schick & Rainer Bock "Die Ermittlung" (2024)