Ricore

American Fiction

Originaltitel
American Fiction
Regie
Cord Jefferson
Darsteller
Jeffrey Wright, Tracee Ellis Ross, John Ortiz, Erika Alexander, Leslie Uggams, Adam Brody
Kinostart:
Deutschland, am 20.01.2024 bei
Genre
Komödie
Land
USA
Jahr
2023
Länge
117 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Bitterböse Komödie mit satirischen Seitenhieben
Thelonious 'Monk' Ellison (Jeffrey Wright) ist Professor für englische Literatur und selbst Autor. Von seinen Studenten ist der Literat eher genervt. Romane der Weltliteratur lehnen sie ab, weil die Autoren Wörter nutzten, die heute als rassistisch, sexistisch oder was auch immer gelten. Die Uni-Leitung stellt sich nach Beschwerden auf die Seite der Studierenden und stellt Ellison frei. Ihm bleibt ausreichend Zeit, sich mit dem Zeitgeist der Literatur und eigenen Werken zu widmen.

Seine Geschichten über Menschen aus der dunkelhäutigen Mittelschicht interessieren niemand, den Verlagen seien 'nicht schwarz genug', so die Kritik. Dafür werden Bücher zu Beststellern, in denen alle Vorurteile gegenüber Menschen mit schwarzer Hautfarbe bedient werden. Ellison springt auf diesen Zug auf und wird selbst unter Pseudonym zu einem gefeierten Autor.
Philip Roth gehört mit "Der menschliche Makel" zu den ersten Schriftstellern der USA, die die Auswirkungen der Hautfarben- und Rassismusdebatten auf den akademischen Lehrbetrieb beschreiben. Waren es vor 20 Jahren die Betroffenen selbst, die gegen weiße Lehrkräfte aufbegehren, sind es heute Studierende aller Hautfarben, die alles ablehnen, was nicht ihrer Weltsicht entspricht. Historische Zusammenhänge interessieren sie dabei nicht.

Auch Percival Everett's "Erasure", eine Satire über die Kommerzialisierung des amerikanischen Literaturbetriebs, dürfte Autor und Regisseur Cord Jefferson gelesen haben. Nicht zuletzt dürfte die Namenswahl der Hauptfigur kein Zufall sein und erinnert an das Leben des Musikers Thelonious Monk - einer Ikone der Musik schwarzer Amerikaner. In den 1970er Jahren verlangt dessen Plattenfirma, er solle sich den Trends der Musikszene anpassen.

Die bitterböse Komödie mit satirischen Zügen zeigt genüsslich die Auswirkungen des Zeitgeistes der intoleranten Cancel-Culture auf den akademischen und kulturellen Diskurs. Ebenso sind die Referenzen zu Auswirkungen wie Bewegungen wie Black Lives Matters und Oscars So White nicht zu übersehen, wenn Hollywoods Agenten sofort auf den Bestseller anspringen.

Es will die schwarze unterpriveligierte Bevölkerung mit ihrer schwer verständlichen Ghettosprache sehen, nicht die Normalität der Mittelklasse. Das wird nie direkt ausgesprochen, der neue strukturelle Rassismus kommt subtiler und feiner daher. Mit den gleichen Mitteln agiert der Film mit seinem Humor, wenn er die Absurditäten der Realität aufspießt.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
2024