Studiocanal
Bel Ami

Bel Ami

Originaltitel
Bel Ami
Regie
Declan Donnellan, Nick Ormerod
Darsteller
Ryan Ellsworth, Arthur Gurunlian, Balázs Czukor, Szabolcs Eszes, Audrey Albert, Neil Jewitt
Kinostart:
Deutschland, am 03.05.2012 bei StudioCanal Germany
Kinostart:
Schweiz, am 03.05.2012 bei Rialto Film AG
Genre
Drama
Land
USA
Jahr
2011
FSK
ab 12 Jahren
Länge
102 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
5,0 (2 User)
Literaturverfilmung mit großen Schwächen
Georges Duroy (Robert Pattinson) kehrt fast mittellos aus Algerien zurück, wo er seinen Militärdienst abgeleistet hat. Mühsam schlägt er sich mit seinen spärlichen Ersparnissen im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts durch. Durch Zufall trifft er auf seinen ehemaligen Vorgesetzten Charles Forestier (Philip Glenister). Der ehemalige Offizier arbeitet als politischer Redakteur der liberalen Zeitung La Vie Française und ist fest entschlossen, die aktuelle Regierung zu stürzen.

Duroy hat Glück, denn Forestier nimmt sich seiner an. Für die Zeitung soll er ein Tagebuch seiner Kriegserlebnisse verfassen, um die Bevölkerung gegen eine geplante Invasion von Marokko aufzubringen. Duroy ist ehrgeizig und erfasst schnell, wie das Spiel gespielt wird. Der Weg zur Macht nicht über die Männer, sondern über deren Ehefrauen.

So beginnt er eine Freundschaft mit Forestiers schöner Gattin Madeleine (Uma Thurman), die dem wenig in der Schriftsprache bewanderten Duroy bei seinen Artikeln zur Hand geht. Zeitgleich beginnt er Liebesbeziehungen zu zwei Damen, die ebenfalls ihren Einfluss für ihn spielen lassen sollen. Es sind die junge Clotilde (Christina Ricci) sowie Madame Rousset (Kristin Scott Thomas), die Gattin von Duroys Chefredakteur (Colm Meaney).
Auf den ersten Blick stimmt bei "Bel Ami" so ziemlich alles. Das erlesene Ensemble, die gelungene Ausstattung, die hochkarätige Literaturvorlage von Guy de Maupassant sowie zwei erfahrene Theaterregisseure versprechen ein Intrigenspiel erster Güte. Leider macht sich schnell Ernüchterung breit.

Dies liegt zunächst einmal am Hauptdarsteller. Technisch ist Robert Pattinson ("Twilight") schlicht noch nicht in der Lage, die komplexe Figur Georges Duroys adäquat darzustellen. Immerhin zeigt er in "Bel Ami" ganze anderthalb Gesichtsausdrücke: grimmig und grimmig lächelnd. Dies ist bei weitem nicht genug. Eine besondere Mischung aus Ehrgeiz, Naivität und Lust soll Duroy kennzeichnen. Zumindest macht nur so der Fortgang des Plots Sinn. Die Diskrepanz zwischen erzählerischen Notwendigkeiten und der Darstellung des Protagonisten führt dazu, dass Duroy mehr Spielball als Akteur ist. Die teils genialen Karriere-Schachzüge des aufstrebenden Journalisten wirken so wie Zufallstreffer und schaden der Glaubwürdigkeit des gesamten Plots. Auch der Charme des Verführers bleibt bloße Behauptung. Zu keiner Zeit wird dem Zuschauer klar, was die hochgestellten Damen an dem hölzernen Jungspund finden.

Zu einem guten Teil mag Pattinsons lahme Performance die Schuld der Regisseure Declan Donnellan und Nick Ormerod sein. Diese mögen Theatererfahren sein, die Möglichkeiten des Mediums Film vermögen sie nicht auszureizen. Meist ist die Kamera ein bisschen zu weit weg vom Geschehen, um auch bildlich in die Welt der Pariser Gesellschaft einzutauchen. Dazu kommen holprige Übergänge. Viele Szenen sind nur halbherzig miteinander verknüpft. Der Zuschauer ist gezwungen, den Plot gedanklich selbst zu komplettieren. Dies führt dazu, dass auch die anderen Ensemblemitglieder in der Inszenierung verloren wirken.

Uma Thurman beweist zwar immer wieder, dass sie der Rolle der Madeleine mehr als gewachsen ist. Doch die Plot-Löcher sowie die unglückliche Inszenierung nehmen der Figur wie der Schauspielerin die Strahlkraft. Auch die sonst über jeden Zweifel erhabene Kristin Scott Thomas vermag es nicht, die Schwächen der Inszenierung mit ihrem Spiel zu überwinden.

Christina Ricci und Colm Meaney sind die Einzigen, die aus diesem Fiasko relativ unbeschadet heraus kommen. Riccis Subplot ist ohnehin der stärkste Teil von "Bel Ami". Die verzwickte Liebesgeschichte zwischen Georges und Clotilde funktioniert außerordentlich gut. Im Gegensatz zur zentralen Intrigengeschichte ist dieser Teil des Films glaubhaft und geradlinig inszeniert und von Ricci exzellent gespielt. Ähnlich verhält es sich mit den dubiosen Treffen des Meisterintriganten Rousset. Colm Meaney passt sich den schauspielerischen Erfordernissen der theatralen Inszenierung am besten an und beweist damit zum wiederholten Mal sein beeindruckendes Talent als Charakterdarsteller.

"Bel Ami" hält nicht, was der erste Eindruck verspricht. Die ausgezeichnete Ausstattung und zwei schauspielerische Glanzlichter vermögen die Schwächen nicht wettzumachen.
Michael Domke, Filmreporter.de
Videoclip: Bel Ami
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