Cinejoy Movies
Tori & Lokita ("Tori et Lokita", 2022)

Tori & Lokita

Originaltitel
Tori et Lokita
Alternativ
Tori and Lokita
Regie
Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne
Darsteller
Pablo Schils, Mbundu Joely, Alban Ukaj, Tijmen Govaerts, Charlotte De Bruyne, Nadège Ouedraogo
Kinostart:
Deutschland, am 26.10.2023 bei Cinejoy Movies
Kinostart:
Schweiz, am 09.02.2023 bei Xenix Film
Genre
Drama
Land
Frankreich, Belgien
Jahr
2022
FSK
ab 12 Jahren
Länge
88 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Blick in die klaffende soziale Wunde Europas!
Lokita (Mbundu Joely) ist verängstigt. Von den folgenden Minuten bei der Ausländerbehörde hängt ihr Schicksal ab. Die 16-jährige will nicht in ihre Heimat Benin abgeschoben werden. Um die begehrte Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, greift sie auf eine Lüge zurück, wie auch die Mitarbeiterin argwöhnt. Sie gibt sich als Schwester des elfjährigen Tori (Pablo Schils) aus, den sie erst auf der Flucht traf. Seitdem sind die Kinder unzertrennlich.

Schließlich verlangt die Behörde einen DNA-Test. Lokita ist verzweifelt, zumal sie noch Schulden bei ihrem Fluchthelfer hat. Das Geld zahlt sie von ihrem illegalen Job in einer Pizzeria ab. Ein Ausweg aus der Misere könnte ein gefälschter Pass sein. Der wird ihr versprochen, wenn sie im Gegenzug drei Monate eine illegale Cannabis-Plantage in einer abgeschotteten Lagerhalle pflegt.
In ihrem Drama "Tori & Lokita" bleiben die belgischen Regiebrüder Luc und Jean-Pierre Dardenne ihrem realistischen Stil treu und legen erneut einen Finger in die klaffende soziale Wunde ihrer Heimat, eigentlich die von ganz Europa. Mit hoher Authentizität folgen sie der von Mbundu Joely gespielten Lokita, die für ihrem Traum von einem besseren Leben auf dem alten Kontinent einen hohen Preis zahlen muss und in die Hände von Drogenkartellen und Menschenhändlern gerät.

Die Kamera bleibt dicht an den beiden jungen Darstellern und ihren Gefühlen, in der geschilderten Szene ist die Behördenmitarbeiterin hingegen nicht im Bild. Nur das Gesicht von der Protagonistin spricht Bände. Dem Sog der Emotionen und der Bilder kann sich der Zuschauer nur schwer entziehen, so schaffen die Altmeister ein Höchstmaß an Empathie mit den Kindern.

Der brisante Film feiert seine Premiere im Wettbewerb von Cannes 2022 und wird danach weltweit gezeigt. So auch als Eröffnungsfilm des Filmfestivals im südindischen Kerala. Die Reaktionen sind dort ganz anders als in Europa. Jeder kleine Sieg von Lokita und Tori wird beklatscht. Niemand erkennt, dass sich die Dardennes die Anhörung in der Ausländerbehörde nicht ausgedacht haben, und niemand will glauben, dass Europa wirklich so mit der afrikanischen Jugend umgeht.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
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Tori & Lokita ("Tori et Lokita", 2022)
2024