20th Century Fox
Emma Stone und Steve Carell in "Battle of the Sexes - Gegen jede Regel" (2017)
Wer nur auf dem Platz siegt, wird vergessen
Feature: Tennis-Biopics mit Background
Boris Becker und Steffi Graf lösen in den 1980er Jahren in der Bundesrepublik einen regelrechten Tennisboom aus. Die öffentlich-rechtlichen Sender, die bald alle großen Turniere ausstrahlen, locken Millionen Fans an die Röhre. Das lockt auch Neider von der privaten Konkurrenz an, die in den vielen Pausen den idealen Platz für Werbung sehen. Nicht zuletzt stürmen Tausende Mädchen und Jungen die Plätze, um später selbst wie ihre beiden großen Idole im Rampenlicht zu stehen. Klar dass auch das Kino bald das Sujet für sich entdeckt - sollte man denken ...
erschienen am 15. 03. 2023
Ascot Elite Entertainment Group
Sverrir Gudnason in "Borg/McEnroe" (2017)
Björn Borg versus John Mc Enroe
Auch die damals noch ausschließlich stationären Wettbüros erleben einen Boom. Wir sind in einer Ära, als Online Casino Echtgeld & Bitcoin noch Fremdwörter sind. Nur den deutschen Film und das deutsche Fernsehen inspirieren die beiden Ausnahmesportler zunächst nicht. Die Amerikaner sind weit weniger zögerlich, um ihre Stars zu porträtieren und ihr Wirken zu würdigen. Und auch die Skandinavier sind den Deutschen eine Nasenlänge voraus. Die Geschichten von Venus und ihrer Schwester Serena Williams, Björn Borg und John Mc Enroe oder auch Billie Jean King können die Zuschauer längst in Spielfilmen bewundern.

Dokumentarfilme oder Biopics beleuchten dabei stets auch ein Stück Zeitgeschichte - sei es der Kampf um die gleiche Bezahlung von Männern und Frauen oder die Schwierigkeiten von Afroamerikanern bei ihrem Weg an die Spitze der Weltrangliste. Oder sie erzählen von einem langjährigen Duell auf dem Platz, das Zeitgenossen fesselt, so etwa die sportliche Rivalität zwischen Björn Borg, dem bodenständigen Vorzeigesportler aus Skandinavien, und dem heißblütigen Tennis-Enfant-Terrible John McEnroe in "Borg/McEnroe - Duell zweier Gladiatoren" des dänischen Regisseurs Janus Metz.
Telepool
Will Smith in "King Richard" (2021)
Afroamerikaner brauchen lange bis zur Spitze
Nur wenige Afroamerikaner schaffen bisher die große Tenniskarriere. An Arthur Ash, den ersten, viel zu früh an AIDS verstorbenen afroamerikanischen Sieger eines Grand-Slam-Turniers, erinnert nur der Dokumentarfilm "Arthur Ashe: Citizen of the World" aus dem Jahr 1994. Trotz seiner Erfolge haben es Venus und Serena Williams Jahrzehnte schwer, ihr Talent zu entfalten. Dass sie es an die Spitze schaffen, verdanken die Schwestern dem Ehrgeiz und der Energie ihres Vaters Richard. Der Nachtwächter aus dem kalifornischen Campton trainiert seine Kinder zunächst selbst. Mit großer Hartnäckigkeit tingelt er später zu den bekannten Trainingsstätten, um seinen Töchtern eine professionelle Ausbildung zu ermöglichen.

Nachdem sie endlich zu einem Probetraining eingeladen worden waren und einen Talent-Scout überzeugen, macht ihm Richard mit seinen Einmischungsversuchen das Training zur Hölle. Dieser Part des vorlauten, von sich und seiner Mission überzeugten Vaters wirkte, als sei er Will Smith auf den Leib geschrieben. Für seine Leistung in Reinaldo Marcus Greens Biopic "King Richard" wurde er mit dem Oscar und dem Golden Globe ausgezeichnet.
BR>Billie Jean King ist bis heute nicht nur eine der erfolgreichsten Tennisspielerinnen der Geschichte. Die Amerikanerin ging als Vorkämpferin für die Gleichberechtigung der Geschlechter in die Sportgeschichte ein. In einem als "Battle of the Sexes" stilisierten Schaukampf besiegt sie 1973 ihren 55-jährigen Herausforderer Bobby Riggs. Der Name des berühmten Matches steht für ihr Leben - und ist 2017 auch Titel des Biopics um ihr zähes Ringen.
Studio Harcourt
Boris Becker
Wann schaffens deutsche Stars ins Kino?
Steffi Graf ist außerhalb des Platzes nie das strahlende Glamourgirl. Auch ihre Ehe mit Tennis-Star André Agassi, einst für seine Eskapaden bekannt, hält sie aus den Schlagzeilen der Boulevardblätter raus. Trotzdem ist schon verwunderlich, dass Film und Fernsehen angesichts ihrer überragenden Performance auf den Tennisplätzen offenbar so wenig mir ihrem Ruhm anfangen können.

Dem Leimener Boris Becker widmet die ARD 2017 zu dessen 50. Geburtstag immerhin die Doku "Boris Becker: Der Spieler". Zur Berlinale 2023 kommt Bum-Bum-Becker erneut groß raus. Auf dem Roten Teppich stellt er gemeinsam mit Regisseur Alex Gibney das zweiteilige Porträt mit dem passenden Titel "Boom! Boom! The World vs. Boris Becker" vor. Der erste Teil der Doku widmet sich dem Aufstieg und den sportlichen Erfolgen des Tennisstars, dessen Markenzeichen sein schneller Aufschlag ist. Mit 17 gewinnt er erstmals einen Titel im Tennis-Mekka Wimbledon. Anschließend scheffelt er und Millionen an Prämien und Werbegeldern. Doch wie gewonnen, so zerronnen. Becker wird anscheinende nie so richtig erwachsen. Er lernt nicht, mit Geld und zwielichtigen Beratern umzugehen. Er sorgt zudem für zahllose private Skandale, versucht sich als Moderator und Poker-Profi und landet schließlich wegen Betrügereien in einem englischen Knast. Diesen Teil seines Lebens erzählt der zweite Teil.
Ascot Elite Entertainment Group
Borg/McEnroe (2017)
Verhindern Persönlichkeitsrechte das fiktionale Erzählen
Boris Beckers Biografie steht nach seinen sportlichen Erfolgen für Arroganz, Verschwendung, Misswirtschaft und Verbrechen. Eigentlich eine Steilvorlage für jeden fiktionalen Autor. Dass sich trotzdem noch kein Autor an ein Buch wagt, mag zwei Ursachen haben. Becker mauert selbst, die Persönlichkeitsrechte einem Produzenten einzuräumen, um nicht mit einer Analyse der Schattenseiten seines Lebens konfrontiert zu werden. Denn alle Biopics und Sportlerbiografien nähern sich dem Menschen in allen Facetten an. Vor allem aber hat er außerhalb des Platzes im Gegensatz zu Ashe, den Williams-Schwestern oder Billie Jean King wenig auf die Beine gestellt oder gesellschaftliche Impulse gegeben.
erschienen am 15. März 2023
Zum Thema
Im Jahr 1973 finden zwei Tennis-Schaukämpfe zwischen einen Mann und einer Frau statt. Das Match zwischen Bobby Riggs (Steve Carell) und Billie Jean King (Emma Stone) geht in die Sportgeschichte geht ein. Denn beim 'Kampf der Geschlechter' setzt sich das vermeintlich schwächere Geschlecht durch.
Borg/McEnroe (Kinofilm)
Wimbledon- Sieger 1976 bis 1980, fünfmal French Open-Gewinner, Björn Rune Borg dominiert das Herrentennis. Nur bei den US-Open kann ihn Konkurrent John McEnroe zweimal besiegen. In 22 Spielen stehen sich die überragenden Tennisprofis gegenüber, ihre spannenden Matche fesseln Millionen in den Sportarenen und vor den Fernsehern. Zwei Monate Tennis-Crash-Kurs nehmen die beiden Hauptdarsteller Sverrir Gudnason und Shia LaBeouf, für das Sportdrama.
King Richard (Kinofilm)
Richard Williams (Will Smith) hat einen Traum. Durch das Tennis mit seinen hohen Preisgeldern will er der Armut in der unteren Mittelschicht mit ihren beengten und verwitterten Häuschen von Los Angeles' Stadtteil Compton entkommen. Seine Kinder sollen es richten, tatsächlich sind zwei seiner Töchter sehr begabt.
Weitere Features
Aschenbrötel an der Moldau
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2024