19. Mai 2004: Kein Film - und trotzdem in Cannes? Kein Problem. Ist man mit einem jungen, wohlgeformten, weiblichen Körper ausgestattet, dann präsentiere man denselbigen möglichst frei, räkele sich am Strand und warte auf die Starscouts der Filmindustrie. Wenn das Alter schon an einem gezehrt hat, kommt man mit anderen Mitteln zum Ziel. Max von Sydow gibt dieses Jahr in Cannes einen Schauspielkurs - nun ja, keinen richtigen Kurs, eher eine philosophische Beschreibung seines Schaffens. Skandinaviens bekanntester Schauspielexport kommt ganz in Schwarz ('Sie ins Dunkel zu treiben') und beginnt alleine auf der Bühne von seinem Leben zu erzählen. Wie er als Kind schüchtern und einsam ist, als Jugendlicher seine erste Theatergruppe gründet und schließlich als junger Mann Ingmar Bergman - einen der begnadetsten Regisseure - zum Lehrmeister bekommt. Für diesen empfindet er noch heute "grenzenlose Dankbarkeit". Er beginnt aus dem Hollywood-Nähkästchen zu erzählen: Als Bond-Widersacher Blofeld in "Sag niemals nie" war das Schwierigste für ihn der Umgang mit dem Bösewicht-Accessoire, einer weißen Angorakatze. "Das war schwierig, weil die Katze nie das machte, was sie sollte. Etwa ab der sechsten Klappe fing ich an, die Geduld zu verlieren. Bei der 26. Klappe hieß es dann: Die Katze war brillant." Wenn man Sydow so zuhört wie er nebenbei kleine Anekdoten aus großen Filmen erzählt, dann entsteht eine Brise Hollywoodmagie und man wünscht sich, dass sein Vortrag andauern würde ('sie auf ewig zu binden?'). Nach gut einer Stunde verlässt der Mime die Bühne, alle machen sich auf dem Weg zum Roten Teppich, um am Glanz und Glamour der Großen teilzuhaben.