News: Hollywood Insider
Kassenmagneten: Portman und Christensen
Hollywood Insider Nr. 26 - Neues aus der Traumfabrik
George Lucas ohne digitale Macht
Wenn Kritiker das neue "Star Wars"-Epos schelten, zielen sie oft am Kern vorbei. Der Hollywood Insider hat den Film bereits zweimal gesehen und bringt seine Stärken und Schwächen auf den Punkt. Außerdem: Warum George Lucas ganz aufs digitale Kino setzt, und wieso Yoda an der Kinokasse gegen Spider-Man zunächst verlieren am Ende aber dennoch triumphieren wird.
15. Mai 2002: "Episode II" ist ein typischer "Star Wars"-Film: hölzerne Darsteller und platte Dialoge, eine miese deutsche Synchronisation - und Jar-Jar Binks, dessen exaltiertes Rumgehampel nur noch vom blechernen Droiden C-3PO übertroffen wird. Die Kritiker, die "Episode II" deswegen lautstark schelten, übersehen jedoch, dass der mehr als zwei Stunden lange Streifen, ganz im Gegensatz zur letzten Folge, diesmal einiges zu bieten hat. Beispielsweise die zwei parallelen Handlungsstränge - anstatt des langatmigen Politikgeplänkels der ersten Episode. Dazu Atem beraubende Action-Sequenzen, eine grandiose Optik mit Effekten, die neue Maßstäbe setzen, packende Laserschwertduelle und zwei junge Hauptdarsteller, die das Teenie-Publikum im Sturm erobern werden - obwohl (oder gerade weil?) die Liebe zwischen Anakin und Amidala in ihrer Klischeeverbundenheit an eine Folge aus der Serie "Dawson's Creek" erinnert.

Klar ist, dass George Lucas, dessen Filme überwiegend im Computer reifen, seine Schauspieler erneut allein gelassen hat. So bleibt der Kanadier Hayden Christensen, der in "Das Haus am Meer" (dt. Kinostart am 27. Juni) vergleichsweise brilliert, als Jedischüler Anakin weit unter seinen Möglichkeiten. Auch Natalie Portman kommt als Senatorin Amidala ungewöhnlich blass daher - ein Rückschritt gegenüber "Episode I". Dafür trumpfen die Briten auf: Ewan McGregor (Obi-Wan, diesmal mit Bart) und Altstar Christopher Lee (Count Dooku) retten den Film darstellerisch über die Runden. Sogar der Computeranimierte Yoda überzeugt.

Das "Star Wars"-Phänomen, das wird von Kritikern gern übersehen, besteht aus einer Reihe aufwendig gemachter B-Movies. Es handelt sich, wenn man so will, um zeitgemäße, mythologisch unterbaute Neuauflagen der ulkiger "Flash Gordon"-Serials. John Williams' Filmmusik, die das Geschehen meisterhaft im Stil der 50er- und 60er-Jahre untermalt, enthüllt in "Episode II" die schlichte Seele, die hinter dem Unterfangen steckt. Es geht um gute Popcorn-Unterhaltung, und wer von "Star Wars" mehr erwartet, wird enttäuscht.

Kindergeld: Premierenmarathon für einen guten Zweck
George Lucas weiß sehr wohl, dass "Star Wars: Episode II" der zu Recht gescholtenen ersten Episode haushoch überlegen ist. Aus diesem Grund wurde der Film Weltweit in vielen Kinos vorab gezeigt. So viele (Vor-)Premieren hat bislang wohl kein anderer Film gesehen. Neben den Feiern in Los Angeles (am Wochenende) und in London (am Dienstag) gab es weitere Premierefeiern in Hayden Christensens Heimatstadt Toronto, beim Tribeca Festival in New York sowie in Cannes. Die Deutschlandpremiere fand am Samstag in München statt und diente, wie die anderen Veranstaltungen, einem guten Zweck. Die Tombola-Erlöse (Lospreis: 20 Euro, Hauptgewinn: ein Strumtruppen-Outfit Größe L) gingen hier an die von Jutta Speidel gegründete "Horizont"-Stiftung für obdachlose Mütter mit Kindern.<div align="center"> Lucas tobt: digitale Kinoprojektion in Deutschland Mangelware
Das Gros der Fans fiebert dem offiziellen Kinostart am heutigen Donnerstag entgegen - dann und am Freitag läuft der Film, von dem im Internet schon Raubkopien zirkulieren, in 74 Ländern an. Der Potsdamer Platz im Herzen Berlins wurde am Wochenende zur Campingzone umgestaltet. Seit Sonntag warten dort Dutzende Fans in einer Kartenschlange vor dem Cinemaxx auf die erste Mitternachtsvorstellung. Gezeigt wird "Episode II" dann allerdings mit einer herkömmlichen Filmkopie, George Lucas' Traum, das Werk in Hunderten Kinos digital zu projizieren, ist zerplatzt. In Deutschland ist die digitale Ödnis besonders ausgeprägt, hier wird das neue "Star Wars"-Abenteuer gerade einmal in zwei Lichtspielhäusern digital gezeigt: im Berliner Zoo-Palast sowie im Kölner Cinedom. In Österreich läuft der Film digital im UCI Millenium City in Wien. Weltweit wird "Episode II" gerade mal in 87 Kinosälen digital zu sehen sein, 56 davon befinden sich in Nordamerika.

Über "Star Wars"-Fanseiten im Internet versucht Lucas inzwischen Druck zu machen - und ruft zu Protestaktionen auf. Die gegen Kinobetreiber und Hollywood-Studios gerichtete Online-Kampagne soll die Einführung der von Lucasfilm gewünschten digitalen Kinoprojektion beschleunigen. Dass Lucas hierfür urplötzlich die Macht des Internets und der ansonsten von ihm eher verpönten "Star Wars"-Fans entdeckt, hat einen durchsichtigen finanziellen Grund: Lucasfilms Tochterfirma THX zertifiziert gegen beträchtliche Lizenzgebühren digitale Filmtheater. Ein Geschäft, das nur dann lohnenswert erscheint, wenn eine Vielzahl von Kinos auf die neue - derzeit noch teure digitale Technik setzen.

Kassenduell: Yoda gegen Spider-Man
Wird das neue "Star Wars"-Abenteuer "Spider-Mans" jüngste Kassenrekorde brechen? Ja und nein. Nein, denn "Episode II" läuft in Amerika in wesentlich weniger Kinos an als "Spider-Man", dessen erste Wochenendrekorde wohl halten werden. Auf lange Sicht dürfte sich der Kinokassen-Marathon jedoch zu Gunsten von "Angriff der Klonkrieger" entscheiden, dessen Marketingbudget absichtlich klein gehalten wurde. Anstatt durch riesenhafte Filmplakate sollen die Zuschauer den kommenden Wochen von positiver Mundpropaganda angezogen werden in beständig in die Kinos strömen.
2024