Studio Hamburg Produktion
Sabine Timmermann
Begriffs-Wirrwarr der Produzenten
Interview: Sabine Timmermanns Know How
Sabine Timmermann ist Producerin. Was der Begriff jedoch genau bedeutet, welche Abwandlungen es in dieser Berufsform gibt und warum die Berufsbezeichnung geschützt ist, erklärt sie uns im bayerischen Hof. Dort trafen wir sie zum Interview zur neuen ARD-Produktion "Annas Geheimnis" mit Jutta Speidel.
erschienen am 2. 05. 2008
ARD Degeto
Jutta Speidel in "Annas Geheimnis"
Ricore: Wie hat man sich die Arbeit einer Producerin vorzustellen?

Sabine Timmermann: Die Arbeit einer Producerin fängt damit an, eine Idee zu entwickelnOder man hat das Glück und eine Autorin kommt zu dir und sagt, "ich habe eine Idee". Dann bekommt sie einen Exposévertrag und arbeitet die Idee aus. Im Fall von "Annas Geheimnis" stammt die Idee allerdings von mir.

Ricore: Wie das?

Timmermann: Es ist ein Teil meiner Familiengeschichte, jener Teil meiner Großmutter. Natürlich ist die Geschichte stark verändert, aber sie ist durchaus inspiriert von einer Frau, die in einer anderen Zeit mit einer anderen Moral sehr früh ein Kind bekommen hat und damit umgehen musste. In dem Fall wurde das Kind aber nicht weggeben. Man sieht also auch, wie sich die Geschichte verändert.

Ricore: Wie ging es mit Ihrer Idee dann weiter?

Timmermann: Im Bestfall spricht man mit einer Autorin darüber. Wenn es ihr gefällt, wird die Geschichte geschrieben. Dann ist die Aufgabe der Producer, den Stoff zu verkaufen, das heißt, ich gehe zu Sendern oder Redakteure, die ich kenne. Wenn ihnen die Geschichte gefällt, bekommt man einen Drehbuchauftrag. Dann bin ich Dramaturgin und entwickle die Geschichte mit. Das heißt, ich schreibe nicht selber, sondern lese mit und sage, wo noch nachgearbeitet werden muss oder wo noch was fehlt. Wenn ich das Gefühl habe, es ist eine gute erste Fassung geworden, gehen wir damit wieder zum Sender. Wenn der Sender das Buch abnimmt, startet die Suche nach einem Regisseur oder einer Regisseurin. Manchmal findet das alles auch parallel statt. Die Regie hat meist natürlich auch noch Änderungswünsche, denen man nachkommt. Wenn das Buch soweit OK ist, fängt man an, sich über die Besetzung Gedanken zu machen.
ARD Degeto
Die Geschichte um den bedrohten Hof in "Annas Geheimnis" basiert auf eienr wahren Begebenheit


Ricore: Wie geht es dann weiter?

Timmermann: Man stellt das Team zusammen, Nebendarsteller etc. Aber das ist eine sehr konkrete und pragmatische Arbeit. Bis wir an dieser Stelle ankamen, haben wir vorher schon zwei Jahre lang gearbeitet. Bei Schauspieler, die sehr bekannt und begehrt sind, was auch bei Frau Speidel der Fall war, versucht man natürlich, diese sehr früh mit einzubeziehen und am Drehbuch mitarbeiten zu lassen. So sind sie natürlich auch ein Argument für den Sender, das Projekt anzunehmen. Die Sender sind natürlich quotenorientiert und schauen durchaus welche Schauspieler eine Geschichte tragen. "Annas Geheimnis" ist erst das zweite Melodram, das von Degeto produziert wird. Normalerweise werden eher leichtere Stoffe verfilmt.

Ricore: Ja, es ist ein sehr ungewöhnlicher Degeto-Stoff…

Timmermann: Der Redakteur - abgesehen davon, dass er die Autorin schätzt und den Stoff auch mochte - traute sich mitzugehen. Er meinte, wenn Frau Speidel und Peter Bongartz dabei sind, muss man nicht unbedingt Angst haben, dass die Zuschauer weg bleiben.

Ricore: Sie haben bereits ein weiteres Projekt mit Frau Speidel in Planung?

Timmermann: Ja, die Zusammenarbeit mit Frau Speidel hat mir persönlich sehr viel Spaß gemacht. Was ich an ihr mag, sie ist erstens eine tolle Schauspielerin. Sie sieht gut aus und sie sieht vor allem spannend aus. Man sieht ihr an, dass sie sehr viel erlebt hat. Man kann mit ihr über sehr viele Dinge reden. Sie ist nicht keine dieser glatten Schönheiten. Als sie in Hamburg war, habe ich ihr vorgeschlagen, eine neue Geschichte für sie zu entwickeln. Damit haben wir einige Monate verbracht, bis ich eine Autorin gefunden habe, die sich auch begeisterte. Wir haben jetzt eine Grundidee auf vier bis fünf Seiten festgelegt. Ich hoffe natürlich, dass Frau Speidel dies gefällt. Wenn das der Fall ist, werden wir uns allesamt mit der Autorin zusammensetzen und darüber reden.

Ricore: Vielen Dank für das Interview.
erschienen am 2. Mai 2008
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Annas Geheimnis (Kinofilm)
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2024