ARD Degeto Erika Hauri
Michaela May, Eine Sennerin zum Verlieben
Mutter und Tochter vereint
Interview: Sennerin Michaela May
Michaela May und Tochter Alexandra Schiffer stehen nach zehn Jahren erneut gemeinsam vor der Kamera. Auf der Rotwand-Alm im Karwendel lehrt die Mutter der Tochter, wie man aus der Milch der Kühe Käse macht, denn das hat Michaela als Sennerin auf einer Alm gelernt. Für diesen Kurs flog die Tochter extra aus London ein. Vor dem Alpenpanorama plaudern die beiden über Familie, Zukunft und die Fernsehkomödie "Eine Sennerin zum Verlieben".
erschienen am 24. 09. 2010
ARD Degeto Erika Hauri
Michaela May und Alexandra Schiffer, Eine Sennerin zum Verlieben
Ricore: Frau May, wie war es, mit Ihrer Tochter mal wieder vor der Kamera zu stehen?

Michaela May: Schön, weil ich sie eh selten sehe und es einfacher ist, mit der eigenen Tochter zu arbeiten.

Ricore: Frau Schiffer, können sie von der eigenen Mutter Ratschläge annehmen oder sich vielleicht was abschauen?

Alexandra Schiffer: Ich versuch es natürlich, wenn jemand schon so lange im Geschäft ist, kann das sehr hilfreich sein.

Ricore: Ist es für sie schwieriger, weil sie neben ihrer eigenen Rolle auch die von ihrer Tochter zu betreuen?

May: Nein, sie ist für mich wie eine normale Kollegin. Wenn ich das Gefühl hab sie macht eine Pause zu lang, dann spreche ich mich mit ihr ab, wie mit anderen Kollegen auch. Die Angst, dass mein Kind vielleicht nicht gut genug sein könnte, hatte ich noch nie.

Ricore: Haben sie sich gemeinsam vorbereitet, oder kam das erst hier am Set aus dem Bauch heraus?

May: Wir haben uns nur einmal abgesprochen, weil Alexandra eine ältere Version des Skripts hatte, das war das einzige Mal.

Schiffer: Wir hatten auch gar keine Zeit, ich bin erst am Abend vor dem Dreh angekommen.
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Michaela May, Eine Sennerin zum Verlieben
Ricore: Sie leben in England und sind nur für den Dreh nach Deutschland gekommen...

Schiffer: Genau. Als kleiner Deutschland-Bergurlaub, verbunden mit ein bisschen Arbeit.

Ricore: Drehen Sie viel?

Schiffer: Ich kann leider nicht so oft weg und wenn ich eine Anfrage bekomme, so wie für dieses Projekt, dann auch nicht für lang. Jetzt ist es auch nur eine Woche.

Ricore: Wollen sie Schauspielerin werden?

Schiffer: Im Moment ist es nur ein Hobby.

Ricore: Wann haben sie das letzte Mal gedreht?

Schiffer: Das war der "Komödienstadel - Alles fest im Griff" 2007. Früher habe ich mehr Filme gedreht, aber nachdem ich angefangen habe zu studieren, ist es immer weniger geworden.

Ricore: Ist man als Mutter stolz auf seine Tochter, wenn sie erst einmal studiert?

May: Als Schauspielerin, finde ich es sehr schwierig meine Kindern eine Rat im Hinblick auf ihre Karriere zu geben. Man braucht als Schauspieler neben Begabung und dem Handwerk auch viel Glück und trotzdem kann man nicht voraussehen, wie es dann schlussendlich kommt. Deswegen muss jeder selbst, das Risiko abwägen und selbst entscheiden. Für mich als Mutter ist das Wichtigste, dass meine Kinder in ihrem Beruf Erfüllung finden.
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Michaela May, Eine Sennerin zum Verlieben
Ricore: Was studieren sie?

Schiffer: Kunstgeschichte

Ricore: Sie haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander, wie schafft man das über die Distanz?

May: indem man ein Grundvertrauen aufbaut ab dem Zeitpunkt der Geburt. Wenn die Basis stimmt, dann überdauert das auch familiäre Veränderungen. Meine Kinder sind schon mit 16 nach England in die Schule gegangen.

Ricore: Warum sind sie in England zur Schule gegangen?

May: Bei meiner Tochter Alex war es ihr Vater, der das Thema aufgebracht hat und sie darin unterstütz hat. Die Jüngere wollte ihrer Schwester nacheifern.

Schiffer: Das erste Mal, als mich mein Vater gefragt hat, ob ich nicht nach England gehen möchte, war ich 12. Ich selber fand Internate schon sehr früh spannend, hauptsächlich wegen der "Hanni & Nanni"-Geschichten. Mit 14, 15 hab ich mich dann entschieden, nach England zu gehen.

Ricore: England gilt als streng.

Schiffer: Es ist schon strenger als in den deutschen Schulen, aber das war bei mir glaub ich gar nicht so schlecht.

Ricore: Wie sehen sie das als Mutter?

May: Wir haben sie nicht zur Strafe nach England geschickt. Aber in dem Alter und als Älteste, musste sie sich ihre Rechte erkämpfen. Außerdem hatte sie eine Freundin, die schon volljährig war und ihr vorgelebt hat, was sie noch nicht durfte. Da muss man sich natürlich als Mutter oft Sorgen machen. Deswegen war ich dann ruhiger, als sie nach England gegangen ist, da kann nicht so viel passieren.
Barbara Mayr/Ricore Text
Alexandra Schiffer und Michaela May beim Dreh zu "Die Sennerin"
Ricore: Wie war das nach der Scheidung, hat man sich als Tochter die Situation zunutze gemacht und ist je nach Anliegen lieber zum einen oder zum anderen gegangen?

Schiffer: Meine Mutter war in solchen Dingen schon strenger. Mein Vater hat meist schon geschlafen, wenn ich nach Hause gekommen bin und somit auch nicht bemerkt, wenn es mal ein bisschen später geworden ist. Als Mutter schläft man wahrscheinlich einfach unruhiger.

Ricore: Wenn man sich ihre Biographie ansieht, Frau May, dann stößt man immer wieder auf ihre 68er-Vergangenheit. Da müsste man doch meinen, dass sie für solche Belange, durchaus Verständnis haben?

May: Ich denke, dass ich eine sehr liberale Mutter bin. Meinen Kindern habe ich immer geraten alles auszuprobieren. Was meine Tochter Alex von mir übernommen hat, ist die Reiselust. Deswegen hab ich auch ihren Wunsch nach England zu gehen gefördert. In meiner Jugend wollte ich auch früh weg von den Eltern, hinein in die Selbstständigkeit.

Ricore: Wer war rebellischer in der Jugend, sie oder ihre Kinder?

May: Das sind verschiedene Epochen. Die 68er waren eine Zeit der Rebellion, wir mussten viele Tabus brechen, heute ist es wesentlich schwerer, zu rebellieren.

Schiffer: Es ist alles erlaubt, wir müssen keine Tabus mehr brechen.

May: Heute muss die Jugend ihre Identität durch Leistung definieren, nicht mehr durch Rebellion. Es herrscht ein extremes Konkurrenzdenken. Es ist einfach eine andere Ausgangssituation.
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Michaela May, Eine Sennerin zum Verlieben
Ricore: Aber sie haben mit ihren Kindern immer über ihre Vergangenheit gesprochen?

May: Ich habe sie nie verheimlicht. Meine Kinder waren neugierig und der Schlagzeuger, mit dem ich damals rumgereist bin und seine Band sind inzwischen gute Freunde meiner Familie.

Ricore: Aber ist es nicht hart, wenn man seine Kinder so früh gehen lässt und nicht mehr alle Entwicklungsschritte mitbekommt?

May: Man hört ja nicht auf Verbindungen zu schaffen. Wenn meine Kinder mich brauchen, oder umgekehrt, dann rufen wir uns einfach an. Telefon und Handy sind heute wie eine Nabelschnur. Und wir besuchen uns natürlich auch.

Ricore: Wie oft sehen sie sich im Jahr?

May: Alle zwei bis drei Monate. Entweder ich fahre und mache eine kleine Rundreise über London, Schottland, München, oder umgekehrt. Weihnachten und in den Semesterferien sind die Kinder immer da.

Ricore: Was macht denn Ihre andere Tochter, Lilian?

May: Sie studiert Business Management and International Relationship in Schottland.

Ricore: Was vermissen Sie in England am meisten?

Schiffer: Die Berge und die Landschaft. Die ist in England auch schön, aber das Wetter ist grauenhaft. Außerdem vermiss ich das Essen.

Ricore: Wollen Sie in England bleiben?

Schiffer: Das kann ich noch nicht sagen. Vielleicht nicht mein ganzes Leben lang, aber vorerst schon.

Ricore: Vielleicht gibt es auch den einen oder anderen hübschen Engländer?

Schiffer: Nein, ich hatte noch nie einen englischen Freund und das wird auch nicht so schnell passieren. Obwohl ich die Engländer sehr mag.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 24. September 2010
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Obwohl Michaela May die Leinwand- und Theaterkarriere schon früh einschlägt, absolviert sie nach dem Fachabitur zunächst eine Lehre als Kindergärtnerin. Zu Beginn der 1970er Jahre setzt sie ihre Schauspielkarriere fort. Sie ist vor allem in diversen Fernsehkomödien zu sehen. Gelegentlich macht sie auch Spielfilme, so ist sie 1998 in Marc Rothemunds "Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit" zu sehen. Bis 2005 führt Michaela May eine mustergültige und..
Alexandra Schiffer ist die Tochter von Schauspielerin Michaela May. Sie wurde 1982 in München geboren. Alexandra beginnt schon im Alter von neun Jahren ihrer Mutter nachzueifern und spielt in Fernsehserien kleinere Rollen. Unter anderen ist sie in "Der Bulle von Tölz - Der Tod am Altar", "SOKO 5113 - Die Königsmacher" und "Unser Lehrer Doktor Specht" zu sehen. Mädchen Mädchen!" unter der Regie von Dennis Gansel. Das Fernweh hätte sie von ihrer Mutter geerbt, äußert Michaele May im Interview...
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