Filmlichter
Zarte Parasiten

Zarte Parasiten

Originaltitel
Zarte Parasiten
Regie
Christian Becker, Oliver Schwabe
Darsteller
Tom Schilling, Ludo Schotte, Paul Nickel, Rainer Laupichler, Max Timm, Gerda Böken
Kinostart:
Deutschland, am 09.09.2010 bei Filmlichter
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2009
FSK
ab 12 Jahren
Länge
87 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.zarteparasiten.de
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Portrait über die Kommerzialisierung der Gefühle
Das junge Paar lebt in einem selbst gebauten Lager im Wald. Sie reizt die Freiheit jenseits gesellschaftlicher Konventionen und Zwänge. Die wollen sie durch ihr ungewöhnliches Lebensmodell gewinnen, das sich auch in ihrem ungewöhnlichen Ansatz Geld zu verdienen, äußert. Jakob (Robert Stadlober) ist arbeitslos und auf der Suche nach neuen Kunden. Auch Manus (Maja Schöne) Karriere ist ins Stocken geraten, da ihre Abnehmerin verstoben ist. Die beiden müssen sich nach neuen Aufträgen umsehen. Als Jakob ein Ehepaar (Sylvester Groth und Corinna Kirchhoff) ausfindig macht, das ihren Sohn verloren hat, glaubt er eine neue Verdienstmöglichkeit gefunden zu haben. Fortan macht er sich von seinem Lager auf den Weg in die Nähe der Familie. Als sie ihn gegen Bezahlung bei sich aufnehmen und Jakob sich dabei immer wohler fühlt, kommt in Manu das Gefühl der Eifersucht auf. Als sie sich schließlich auf den Weg zu Jakobs neues Zuhause macht, droht die Situation zu eskalieren.
Parasiten gelten gemeinhin als Schmarotzer. In der Alltagssprache heißt das, Parasiten machen sich andere zu Nutze und geben nichts zurück. Nicht so Jakob und Manu, dargestellt von Robert Stadlober und Maja Schöne. Kann etwas Parasitäres nützlich sein? Sind die beiden Hauptfiguren tatsächlich Schmarotzer, weil sie etwas gegen Geld tun, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit im menschlichen Miteinander sein sollte? Sie sind "Zarte Parasiten".

Nach "Egoshooter" (2005) inszenieren Christian Becker und Oliver Schwabe ein weiteres Projekt zusammen. Dieses Mal thematisieren sie ungewöhnliche Wege aus der Einsamkeit. Behutsam gehen die beiden an die Darstellung der Charaktere, ohne oberflächlich zu bleiben. Nahaufnahmen der Gesichter unterstreichen deren Unsicherheit, lange Bildsequenzen intensivieren das Gefühl beim Zuschauer, alltägliche Vorgänge hinterfragen zu müssen. "Zarte Parasiten" ist ein stiller Film, was hervorragend zum Thema passt. Das Alleinsein steckt in jeder Einstellung des Films, es ist bei denen zu finden, die es verspüren, als auch bei denjenigen die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ihm entgegenzuwirken.

"Zarte Parasiten" stellt ein Konzept vor, dass den Verkauf eines Guts beinhaltet, das nach allgemeinem Verständnis jedem frei zugänglich sein sollte. Daher befindet man sich als Zuschauer bald in der Zwickmühle zwischen Sympathie und Ablehnung gegenüber den Protagonisten entscheiden zu müssen. Einerseits helfen sie emotional Bedürftigen, andererseits nutzen sie deren Notlage aus. Ist ihre Dienstleistung nun verwerflich oder nicht? Neben der Einsamkeit thematisiert das Regie-Duo die Abhängigkeit in Liebesbeziehungen. Wenn Maja vor Eifersucht über Jakobs Abwesenheit fast durchdreht, wird ihre Abhängigkeit schnell offensichtlich. Besonders das Liebesspiel zwischen Manu und Jakob in Anwesenheit einer Rentnerin zeigt die tiefe Verbundenheit der beiden. Es gelingt den Regisseuren, die fragwürdige Geschäftsidee in ein positives Licht zu rücken und gleichzeitig unsere immer stärker anonymisierte Gesellschaft anzuprangern.
Nina Klofac/Filmreporter.de
Videoclip: Zarte Parasiten
 
Galerie: Zarte Parasiten
Mit "Zarte Parasiten" setzen Christian Becker und Oliver Schwabe eine originelle Idee um. In ruhigen Bildern erzählen sie von einer emotional...
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2024