Buena Vista International (Germany)
Kill Bill - Volume 1
Tarantino ist zurück - blutiger denn je
Feature: Vorsicht, bissige Braut!
"In The Year 2003, Uma Thurman Will Kill Bill", heißt es vollmundig im Kinotrailer. Nein, es handelt sich hierbei nicht um eine Morddrohung gegen den ehemaligen Präsidenten der USA. "Kill Bill" ist vielmehr der neueste Film von Regie-Wunderkind Quentin Tarantino, seines Zeichens Regisseur von Kultfilmen wie "Jackie Brown" und "Pulp Fiction". Weil er sowieso viel zu selten einen neuen Film dreht - "Jackie Brown", liegt immerhin schon gute fünf Jahre zurück - hat sich Tarantino diesmal zum Wohle seiner Fans einen ganz besonderen Clou ausgedacht.
erschienen am 19. 10. 2003
Buena Vista International (Germany)
Uma Thurman an der Decke in: Kill Bill
Das sieht dem Mann mal wieder ähnlich. Wenn Quentin Tarantino nach langer Zeit einen neuen Film macht, dann muss natürlich wieder alles anders sein als bei der Konkurrenz, die ihm immer nur hinterher hinkt. Diesmal bedeutet das: Statt eines Films sind am Ende eben zwei Filme herausgekommen. Das klingt ein wenig nach "Matrix Reloaded" und "Matrix Revolutions", die ja ebenfalls gemeinsam abgedreht wurden? Aber auch nur ein wenig! Denn so ganz beabsichtigt war "Kill Bill" eigentlich nicht als Zweiteiler. Nur dauerte der Film eben mit über drei Stunden Spiellänge viel zu lang. Bei jedem anderem Regisseur hätte Produzent und Miramax-Boss , den sie gern "Harvey Scissorhands" nennen, gnadenlos die filmische Heckenschere gezückt und den Film ratz-fatz auf eine ihm genehme Länge zurecht gestutzt. Aber für Tarantino, der mit "Pulp Fiction" nicht ganz unbeteiligt war an der sagenhaften Erfolgsstory von Miramax - für diesen Tarantino also kocht selbst Weinstein schon mal ein paar Extrawürste. Resultat: "Kill Bill - Volume 1" erscheint in den USA wie auch in Deutschland im Oktober, "Volume 2" irgendwann danach - in den USA am 20. Februar 2004.

Aber auch von dieser Zweiteilung abgesehen hebt sich Tarantinos neuestes Werk mal wieder deutlich von der übrigen Kinokost ab: Lucy Liu, eine der Hauptdarstellerinnen in "Kill Bill", mutmaßte schon vorab, den Zuschauern werde angesichts dieser blutigen Gewaltorgie ziemlich sicher schlecht werden. Dabei sind die Kinogänger seit Tarantinos "Reservoir Dogs" und vor allem seit dem Überraschungs-Hit "Pulp Fiction" doch einiges gewohnt. Man erinnere sich nur an das völlig blutverschmierte Auto, dass Winston Wolfe alias Harvey Keitel in Pulp Fiction wieder sauberbekommen muss, nachdem Vincent Vega (John Travolta) aus Versehen einem Kollegen aus nächster Nähe eine Kugel in den Kopf gejagt hatte.
Walt Disney
David Carradine in Kill Bill
Tarantino, der seine Liebe zum Kino bei der Arbeit in einer Videothek entdeckte, war noch nie ein Mann fürs subtile Gefühlskino. In "Kill Bill" geht es um eine Profikillerin (Uma Thurman), die sich verliebt und deshalb aus dem Geschäft aussteigen will. So weit, so romantisch. Damit ist aber auch Schluss mit aller Sentimentalität, der Rest ist pure Action und Energie. Denn ihr Boss, der ominöse Bill (David Carradine), hält wenig von dieser Idee - und viel davon, sie, ihr ungeborenes Kind und ihre gesamte Familie am Tag ihrer Hochzeit aus dem Weg zu räumen. Doch die Profikillerin, schlicht und einfach "Die Braut" genannt, überlebt und schwört, nachdem sie mehrere Jahre im Koma gelegen hat, blutige Rache. Weil die Braut eine Meisterin der Martial-Arts war und ist, wimmelt es während ihres nun folgenden Rachefeldzugs nur so vor asiatischen Kampfsporteinlagen und Schwertkämpfen.

Ebenso präsent sind - das hätten wir von Filmfanatiker Tarantino nicht anders erwartet - Dutzende von Anspielungen auf die Filmgeschichte. Dies beginnt beim gelben hautengen Overall, den Tarantinos Lieblingsschauspielerin Uma Thurman als Hommage an das früh verstorbene Karate-Idol Bruce Lee trägt - und geht so weit, dass auch der ehemalige "Kung Fu"-Star David Carradine in "Kill Bill" mitspielt. Dass der Film, wie es sich für ein Martial-Arts-Spektakel gehört, zum Teil in den legendären Shaw Brothers Studios in Hong Kong gedreht wurde, wo schon so mancher Kung-Fu-Klassiker entstand, versteht sich fast von selbst - schließlich hatte Tarantino so viele dieser Filme gesehen, dass ein anderer Drehort für ihn außer Frage stand.

Für einen Mann wie Tarantino gilt eben immer: Keine Kompromisse. Lieber dreht er fünf Jahre lang keinen Film und wartet dann auch noch, bis Uma Thurman nach ihrer Schwangerschaft wieder vor die Kamera treten kann, als dass er jemand anderes engagiert oder ein Projekt realisiert, das nicht hundertprozentig seinen Vorstellungen entspricht. So gesehen kann man sich fragen, ob der durchtriebene Tarantino nicht von vorn herein plante, den Film in zwei Teilen zu veröffentlichen. Und dann einfach so lange gewartet hat, bis Harvey Weinstein glaubte, die Idee sei auf seinem eigenen Mist gewachsen.
erschienen am 19. Oktober 2003
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