Filmwelt
Emil Jannings in "Der schwarze Walfisch"
Unbelehrbar: Emil Jannings
Retro Feature: Schiffsjunge und Oscarpreisträger
Emil Jannings schafft es vom ausgerissenen Schiffsjungen bis zum Oscarpreisträger. In seinen Rollen verkörpert er meist einfache Figuren, die durch unglückliche Umstände ihre gesellschaftliche Stellung verlieren. Nach einem Karriereknick Anfang der 1930er Jahre geht es wieder aufwärts für den Schauspieler. Im Dritten Reich ist er einer der erfolgreichsten Darsteller. Moralisch wie künstlerisch endet der positive Teil seiner Karriere im Jahr 1930. Jannings lässt von seiner rechten Gesinnung auch nach dem Berufsverbot 1945 nicht. Wie in seinen Filmen macht er immer die 'Umstände' verantwortlich.
erschienen am 1. 11. 2022
Der Stern
Emil Jannings mit Wellensittich
Bühne frei für Emil Jannings
Die Jahre bis zu Emil Jannings' erstem Film sind turbulent. Als Emil Janenz kommt er 1882 in der Schweiz auf die Welt. Mit Sechzehn will er zur Bühne, was seinen Eltern nicht gefällt. Emil reißt aus und fährt als Schiffsjunge ein Jahr zur See. Dann schafft er doch den Aufstieg zur Schauspielerei und tingelt mit Wanderbühnen durchs Land. Aus Emil Janenz wird Emil Jannings.

Nach ersten Engagements an Stadttheatern wird er erfolgreicher Bühnenschauspieler in Berlin. Um sein Gehalt aufzubessern, spielt Jannings ab 1914 auch in Stummfilmen. Das neue Medium macht ihn bald national wie international bekannt. Theaterkollege Ernst Lubitsch besetzt ihn als Partner von Pola Negri in einer Reihe von Kostümfilmen. Auf die Rolle des dekadenten Herrschers festgelegt, spielt er diese überaus erfolgreich viele Jahre.
Der Stern
Tierfreund Emil Jannings
Keiner geht besser zugrunde
Von Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau bekommt er 1925 eine anspruchsvollere Rolle angetragen. In "Der letzte Mann" verkörpert Jannings einen Hotelportier, der zum Toilettenwärter degradiert wird. Daran geht dieser zugrunde. So sieht in den folgenden Jahren die typische Jannings-Figur aus: anständige Männer verlieren ihre gesellschaftliche Position und enden im Elend. Oft scheitern sie zudem an der Liebe. Das Murnau-Drama bringt ihm einen Vertrag in Hollywood ein. In Amerika ist er so erfolgreich, dass er 1929 den ersten Oscar als bester Hauptdarsteller erhält. Emil Jannings fühlt sich in der Fremde jedoch nicht wohl und kehrt nach Deutschland zurück. Man munkelt, er habe den Wechsel zum Tonfilm nicht verkraftet. Zuhause gilt seine exaltierte Darstellung aber als veraltet.

Erst mit den Nationalsozialisten kommt der Erfolg zurück. Den Höhepunkt seiner NSDAP-Karriere hat er in der Titelrolle des rassistischen Propagandafilms "Ohm Krüger", den er auch als Produzent maßgeblich mitbestimmt. Der von der Nazi-Ideologie überzeugte Schauspieler bekommt nach dem Krieg ein lebenslanges Auftrittsverbot. Er stirbt wenige Jahre später verbittert aber bei weitem nicht geläutert.
erschienen am 1. November 2022
Zum Thema
Emil Jannings erhält nach seinem Abitur ein Schauspielvolontariat am Theater in Görlitz, wo ihm fehlendes Talent bescheinigt wird. Zwischen 1901 und 1908 fährt er mit verschiedenen Wandertheatertruppen durch den deutschsprachigen Raum. 1915 kommt er nach Berlin und etabliert sich bei der Arbeit mit Regisseur Max Rheinhardt am Deutschen Theater als Charakterdarsteller. 1916 beginnt die filmische Zusammenarbeit mit Ernst Lubitsch. Später spielt er erfolgreich unter Friedrich Wilhelm Murnau und..
Der letzte Mann (Kinofilm)
Ohm Krüger (Kinofilm)
Weitere Retrofeatures
Charmanter Raufbold: Terence Hill
Wechselhafter Rudolf Platte
2024