Senator Film Verleih
Adrien Brody
"In jedem steckt eine gewisse Gewaltbereitschaft"
Interview: Adrien Brody über "Predators"
Als Adrien Brody für seine Rolle in "Der Pianist" mit dem Oscar für die beste Hauptrolle ausgezeichnet wurde, war er der jüngste Schauspieler, dem diese Auszeichnung verliehen wurde. Seitdem gilt der heute 37-jährige Amerikaner als großes Talent Hollywoods. Er arbeitete unter anderem mit Erfolgsregisseuren wie Peter Jackson und Wes Anderson. Umso interessanter ist es nun, dass Brody in "Predators", dem Remake des Arnold-Schwarzenegger-Klassikers, die Hauptrolle übernommen hat. Wir wollten mehr darüber wissen und trafen den Charakterschauspieler in Paris zu einem Gespräch über die Faszination von Actionhelden und die Abgründe unserer Psyche.
erschienen am 14. 07. 2010
20th Century Fox
Adrien Brody auf der Jagd nach "Predators"
Ricore: Mr. Brody, Sie sind bekannt für markante Charakterrollen. Was hat Sie dazu bewegt, bei der Wiederauferstehung des "Predator"-Franchises mitzuwirken?

Adrien Brody: Ich habe die Rolle aus drei Gründen angenommen: Erstens bin ich ein riesiger "Predator"-Fan. Zweitens hat das keiner von mir erwartet, denn normalerweise spiele ich nicht wirklich in solchen Filmen mit. Drittens: ich wollte schon immer mal mit Arnold Schwarzenegger verglichen werden. (lacht)

Ricore: Erhoffen Sie sich von diesem Film weitere Action-Angebote?

Brody: Natürlich könnten sich dadurch gewisse Türen öffnen.

Ricore: Was hat dieser Film, was andere Actionfilme nicht haben?

Brody: Mein Charakter ist wesentlich facettenreicher als der normale Actionheld. In den letzten Jahren hat sich der Trend entwickelt, dass Hollywood eine realistischere Version von Soldaten zeigt. Soldaten sind Menschen, die eben auch Gefühle haben und nicht nur glorreich durch die Gegend schießen.
20th Century Fox
Die vielen Gesichter eines Adrien Brody
Ricore: In der Vergangenheit haben Sie sich eher mit tragischeren Stoffen beschäftigt. Können Sie sich in diese Rollen hineinversetzen?

Brody: Nicht unbedingt, aber Sie haben schon Recht: sogar die Komödien, in denen ich mitgewirkt habe, hatten meist einen tragischen Unterton.

Ricore: Diese Rollen reizen Sie also mehr?

Brody: Wahrscheinlich, aber ich versuche nicht krampfhaft etwas Trauriges in meinen Rollen zu finden. Meine Figur in diesem Film ist nicht zwangsweise eine tragische Rolle, auch wenn er viele Verluste einstecken musste. Um ein Elitesoldat zu werden, muss man wohl ab und zu das Menschsein vernachlässigen.

Ricore: Sie halten sich vom glamourösen Hollywoodleben fern. Hilft Ihnen das in gewisser Weise dabei, Independent-Regisseure davon zu überzeugen, dass Sie der Richtige für den Job sind?

Brody: Ich bin mir nicht sicher, ob es da wirklich eine Verbindung gibt. Es gibt Leute, denen dieser Lifestyle gefällt und die trotzdem tolle Filme drehen. Ich bin nun mal kein großer Fan davon, verurteile aber auch niemanden, der einen anderen Ansatz hat.

Ricore: Bei gewissen Rollen kann ein großer Bekanntheitsgrad auch von Vorteil sein...

Brody: In manchen Fällen ist es sogar von Vorteil, wenn ständig über einen geschrieben wird. Große Blockbuster brauchen große Stars, die jeder kennt. Ich habe es allerdings immer geschafft, konstant zu arbeiten, auch als ich noch nicht berühmt war.
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Adrien Brody: elegant und leger in "The Brothers Bloom"
Ricore: Apropos Arbeit: Sie spielen demnächst im US-Remake des deutschen Films "Das Experiment" die Hauptrolle. Es geht darum, dass Menschen ihre Moralvorstellungen in Extremsituationen über Bord werfen, um zu überleben.

Brody: Ich finde die Thematik, mit der sich der Film beschäftigt, höchst interessant. Es ist wirklich erstaunlich, wozu Menschen mit moralischen Werten, im Stande sein können. Wenn man lange genug manipuliert und provoziert wird, schreckt man ab einem bestimmten Grad auch vor Gewalt nicht mehr zurück.

Ricore: Es steckt also in jedem von uns eine gewalttätige Seite?

Brody: Selbst wenn es etwas weit hergeholt erscheint: aber in jedem von uns steckt wohl eine gewisse Gewaltbereitschaft.

Ricore: Sie gelten als großer HipHop-Fan: stimmt es, dass Sie sogar planen, ein eigenes Album aufzunehmen?

Brody: Das Album ist leider schon seit langem auf Eis gelegt. Ich mache weiterhin Musik, allerdings hatte ich die letzten Jahre weder genug Zeit noch Disziplin, um ein Album aufzunehmen, mit dem ich zufrieden bin. Ich habe als Schauspieler viel zu tun und hoffe, dass ich in Zukunft auch noch anderen künstlerischen Interessen nachgehen kann.

Ricore: Sehen Sie sich eher als Musikproduzent oder als Songwriter?

Brody: Ich bin kein begnadeter Lyriker, deshalb konzentriere ich mich lieber gleich auf das wirkliche Musizieren.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 14. Juli 2010
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